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Sächsischer Pferdetag im Gestüt Graditz

Die DHG e.V. war in diesem Jahr auf dem Sächsischen Pferdetag mit einem Vortrag und einem Info-Stand vertreten. Yvette Schwertfeger berichtet über ihre Eindrücke:

Sächsischer Pferdetag 2005 - ein nasskalter, verregneter Samstag. Rund um das Gestüt Graditz liegen Reste von dreckigem matschigen Schnee, der barocke Gestütshof dagegen empfängt uns trotz des unwirtlichen Wetters in gepflegter Ordnung und penibler Sauberkeit. Ich habe den Eindruck, dass hier, sobald ein Pferd den Schweif hebt, sofort jemand zur Stelle ist und das Häufchen wegräumt. In den Paddocks im Inneren des Hofes tummeln sich in wechselnder Belegschaft grazile Vollblüter. Sie laufen staksend umher, knabbern kurz an den Holzstangen, scharren im nassen Sand, und mein Blick geht natürlich zuerst auf die Hufe der Pferde. Mir fällt sofort auf, dass diese meist recht flach und breit sind, die Wandrundungen alles andere als einem Idealbild entsprechen und sich hier und da auch bereits Hornrisse und -spalten zeigen. Womit wir beim Thema des heutigen Vortrages von Konstanze Rasch wären: Im soeben frisch renovierten Verwaltungsgebäude spricht sie im Festsaal vor bekannten Größen aus Pferdesport und -zucht in Sachsen und Thüringen sowie vor etwa 150 interessierten Gästen. Im Gremium sitzen Dr. Hartmut Schwarze, Präsident der Sächsischen Landesanstalt für Landwirtschaft; Dr. M. Görbert, Leiter der Sächsischen Gestütsverwaltung; Wolf Lahr, Vorsitzender des Pferdezuchtverbandes Sachsen e.V. und Dr. J. Markgraf, Präsident des Landesverbandes Pferdesport Sachsen e.V.

Während ihres Vortrages spricht Konstanze Rasch über ein leidiges Problem, welchem die Schmiede (die hier und heute auch zahlreich anwesend sind) in den seltensten Fällen gerecht werden und was oft zur Unbrauchbarkeit wertvoller Sportpferde führt. Sie erläutert die Entstehung und den Entwicklungsverlauf von Hornrissen und -spalten, deckt deren Ursachen auf und macht deutlich, dass nur eine huforthopädische Bearbeitung zur wirklich erfolgreichen und dauerhaften Lösung des Problems führen kann. Der Vortrag legt sehr anschaulich und gut verständlich und selbst für Laien leicht nachvollziehbar dar, dass Risse und Spalten im Hufhorn nahezu immer Folgen unphysiologischer Hufsituationen sind und deshalb auch nur über deren Optimierung nachhaltig zu therapieren sind. Die huforthopädische Bearbeitung stellt deshalb auch die beste Prophylaxe zur Verhinderung des Problemes dar.

Während des Vortrages schaue ich einige Male in die Runde und sehe im Publikum viele aufmerksame und interessierte Gesichter, höre leise erstauntes Tuscheln und bemerke erfreut einige Aha-Effekte. Gespannt erwarte ich das anschließende Diskussionsforum, in welchem äußerst interessante Fragen gestellt werden und sich von Seiten des Publikums ein eindeutiger Trend zum Barhuf und zur Akzeptanz der huforthopädischen Behandlung von Hornrissen und -spalten abzeichnet. Verzweifelte Pferdebesitzer, die sich mit diesem Problem seit bereits 5 Jahren erfolglos auseinandersetzen, sehen nun endlich eine Lösung. Konstanze Rasch steht Rede und Antwort, argumentiert, erklärt, eröffnet Lösungswege. Ein Teil des honorigen Gremiums zeigt sich gegenüber den Ausführungen skeptisch bis ablehnend und vertritt die Meinung, dass ein Pferd im Leistungssport beschlagen gehört (völlig egal, ob es nur in gut eingestreuten Boxen oder auf der Koppel steht, und auf Reitplatz und Halle mit weichem Boden kaum Abrieb erfährt).

Ein Hufschmied aus dem Publikum meldet sich zu Wort und berichtet von seinem Erfolg bei der Behandlung einer blutigen Hornspalte unter Einsatz entsprechender Eisenbeschläge. Im Anschluß an die Veranstaltung legt uns eine Pferdebesitzerin Huffotos vor. Die Bilder zeigen einen Huf, der mit "Spezialeisen" und einem über einen Hornspalt geschraubten Eisentape versehen ist. Der siebenjährige Wallach, so berichtet die Besitzerin, hat diesen schmerzhaften Kronrandspalt seit er vierjährig beschlagen wurde - von eben jenem Schmied der sich zuvor in der Diskussionsrunde zu Wort meldete. Seither haben verschiedene Hufschmiede versucht, den Spalt zu schließen. Das Pferd steht nun seit Monaten mit den besagten Eisenvorrichtungen unter Boxenruhe, weil man befürchtet, dass der Spalt noch weiter aufreißen könnte.

Insgesamt nutzten sehr viele interessierte Zuhörer die Möglichkeit, in den Pausen und im Anschluss an die Vortragsreihe an den Stand der Deutschen Huforthopädischen Gesellschaft e. V. zu kommen, ihre Fragen erneut vorzubringen und sich Rat und Unterstützung zu holen. Wir sahen einige mitgebrachte Fotos von Pferdehufen in wirklich katastrophalen Zuständen, die sich trotz jahrelanger Behandlung durch den Schmied immer mehr verschlechterten, kein Eisen konnte helfen, keine Verschraubungen an der Hufwand, kein Herausfräsen, wie auch? Verzweifelte Pferdebesitzer hörten aufmerksam unsere Erläuterungen an, Adressen und Telefonnummern wurden getauscht, Info-Material eingepackt und Bücher gekauft. Es tat gut, nun wieder hoffnungsvolle Gesichter zu sehen, und zu wissen, das die Hoffnung diesmal wirklich erfüllt wird. In diesem Sinne sehe ich den Auftritt der DHG auf dem Sächsischen Pferdetag 2005 als vollen Erfolg an und wünsche mir für die Zukunft noch mehr solcher Veranstaltungen, damit den Pferden unnötiges Leid und den Besitzern viel Mühe, Zeit, finanzielle Aufwendungen und Sorgen erspart bleiben.

Dresden, März 2005
Yvette Schwertfeger