Zum Hauptinhalt springen

Archiv

Pferd hat Belastungrehe,Hufbeinrotation,Hufrehe!!!

Hallo, ich besitze seit ca. 2,5 Jahren einen 10-jährigen Vollbluthengst. Früher ist er ca.5 Jahre lang intensiv Galopprennen gelaufen. Nun habe ich Probleme mit den Spätfolgen. Er wurde geröngt und es wurde eine Belastungsrehe festgestellt. Zudem ist das Hufbein (beide Vorderhufe) bereits rotiert. Der Tierarzt meint, das es keine akute Rehe ist sondern alles schon viel früher eingetreten ist. Ich habe dem Pferd vor einigen Tagen die Hufeisen abnehmen lassen, da sie sich wiederholt innerhalb kurzer Zeit abgelöst hatten. Nun geht er sehr klamm, da er Schmerzen hat. Die Hinterhufe des Pferdes sind sehr gut! Die Vorderhufe dagegen sind trotz sehr regelmäßiger Hufpflege sehr weich unten drunter - und sie riechen demzufolge auch. Als würden sie faulen. Der Strahl ist sehr "aufgeweicht".Der Tierarzt wollte ihm die Hufe auf unbestimmte Zeit eingipsen und das Pferd sollte nur noch in der Box stehen bleiben. Das werde ich keinesfall tun! Er muss sich meiner Meinung nach innerhalb seiner Möglichkeiten auf der Weide bewegen können. Das tut ihm offensichtlich auch gut, denn auf der Weide kann er gut laufen. Natürlich geht er momentan nur Schritt.
Das Pferd steht auf dem einen Huf viel zu flach und auf dem anderen viell zu steil. Dadurch liegt eine permanente Fehlbelastung vor. hierdurch sind Sehnen und Bänder falsch belastet und das eine Bein ist dadurch immer etwas geschwollen.
Ich möchte ihn eigentlich gerne barhuf belassen und ihn sehr viel auf die Weide stellen, damit sich seine Hufe erholen können und so wenig wie möglich mit Kot in Verbindung kommen, der die Hufe schließlich angreift.Kann mir bitte jemand sagen, ob das zu raten ist? Ich wäre für schnelle Hilfe dankbar, da ich umgehend eine Entscheidung für die weitere Behandlung treffen muss, wie, mit welcher möglichst natürlichen Behandlung, man dem Pferd am besten helfen kann. Vielen Dank im Voraus!!!
Eine Pferdeklinik und 3 verschiedene Tierärzte, deren Meinungen ich mir eingeholt habe, haben nichts gebracht. Beim ersten Mal röntgen vor ca. 1 Jahr wurde ich noch nicht mal auf die rotation hingewiesen und ich selber habe doch nicht das Wissen, so etwas zu beurteilen!!!

Re: Pferd hat Belastungrehe,Hufbeinrotation,Hufrehe!!!

Hier sind die aktuellen Röntgenbilder meines Pferdes.

Re: Pferd hat Belastungrehe,Hufbeinrotation,Hufrehe!!!

Noch eine Anmerkung: Mein Schmied hat mir die Zufütterung von Ungulat angeraten. Seit gestern habe ich nun damit angefangen. Ist dies wirklich förderlich oder kann es sogar eher schaden?

Ich werde morgen noch Fotos von den Hufen hier einstellen.

Re: Pferd hat Belastungrehe,Hufbeinrotation,Hufrehe!!!

Hallo,

schau mal auf meiner Hp www.barhuf.de.vu Kapitel Hufrehe und Links (vor allem www.hoofrehab.com) für Infos.

Deinem Pferd müssen rund um seine Hufbeine neue, gesunde Hufe wachsen. Eine 'Rotation' oder Senkung wächst dann heraus.

Auf den Rö- Bildern kann man die Hornkapsel leider nicht richtig erkennen.
VL sehe ich die Zehe, die offenbar vom Hufbein entfernt ist. Da man den Kronrand nicht sieht, kann man die Hufbeinpostion bzgl. senkung nicht richtig beurteilen.

Re: Pferd hat Belastungrehe,Hufbeinrotation,Hufrehe!!!

Hallo likethewind,
mit ziemlicher Sicherheit sind die Hufe Ihres Pferdes rehegefährdet. Die Röntgenbilder zeigen deutlich, wie weit sich die Hornwand der Zehe vom Hufbeinknochen entfernt hat. Ihr Pferd leidet unter zu langen, schrägen Zehenwänden, wobei der linke Vorderhuf um einiges stärker betroffen ist, als der rechte. Der TA nimmt diese Schere (siehe Markierungen im Bild unten) zum Ausgangspunkt, um von einer Hufbeinrotation zu sprechen. Das wird häufig getan, obwohl es schlicht und einfach unzutreffend ist. Auch kann man aus dem Auseinanderdriften von Zehenwandhorn und Hufbeinknochen nicht auf eine in der Vergangenheit erlittene Rehe schließen. Sehr viele Pferde geraten völlig ohne Reheschub in diese häßliche Situation. Man kann dies stets auch ohne Röntgenaufnahme am Hufäußeren ablesen.
In jedem Fall erhöht eine solche Situation in der Folge die Gefahr einer Belastungsrehe (wie auch einer systemischen Rehe), weswegen ich es für eine sehr richtige Entscheidung halte, die Eisen abzunehmen. Allerdings muss nun auch dafür gesorgt werden, dass die Hufe zu einer gesunden Form zurückfinden, und, das ist im Moment ebenfalls äußerst wichtig, dass die Hufe klug bearbeitet werden, um die Belastung die durch die Schere auf dem Hufbeinträger lastet, weitestmöglichst zu minimieren.
Dass es höchste Zeit ist zu handeln, zeigen auch die pathologischen Veränderungen, die das Hufbein des linken Hufes bereits erlitten hat - sowohl der Hufbeinrand als auch der Hufbeinrücken sind durch die besagte Situation bereits geschädigt.

Ihr Pferd hat auch im Bereich der Fessel an der rechten Gliedmaße Probleme? Unterhalb der Gleichbeine ist eine Schädigung zu sehen, die den Band- bzw. Sehnenapparat betrifft (siehe Pfeil im Bild). Genauere Aussagen darüber, welche Struktur betroffen ist, kann man ohne zusätzliche Aufnahmen (mindestens noch eine 0° Aufnahme) nicht treffen. Aber auch im vorderen Bereich des Fesselgelenks sind Veränderungen zu sehen, die Ihrem Pferd Probleme verursachen könnten. Beides wird durch die zu flache Hufstellung weiter begünstigt. Zudem scheint es sich bei dem rechten Huf um einen recht schiefen Huf zu handeln - die ungleichmäßige Ausprägung der beiden Gleichbeine spricht dafür.

Mit freundlichen Grüßen
Konstanze Rasch


Re: Pferd hat Belastungrehe,Hufbeinrotation,Hufrehe!!!

Hallo Ihr Lieben!
Ich habe heute Abend die Hufe und Beine meines Vollbluthengstes fotografiert. Nur zur Info, der Schmied und der Tierarzt haben beide gesagt, das die weiße Linie stark verbreitert ist
Es war keine Absicht, wenn ein Bild doppelt ist, ich habe es zu spät gesehen!!!
Bitte sagt mir Eure Meinung zu meinem Pferd. Ich möchte es so gerne wieder gesund kriegen.
In der Hinteransicht der Vorderhufe sieht man, das der eine Huf viel steiler ist, wie der andere.
Am rechten Vorderbein hatte er damals vor ca. 5 Jahren eine Griffelbein OP. Angeblich ist der "leichte" Stellungsfehler, das er mit einem Huf "nach außen tritt" normal.
Er hat nach der Eisenabnahme vor einer Woche immernoch starke Schmerzen beim Gehen. Er kann mir auch kaum die Hufe geben. Besonders den linken Vorderhuf kann er nur wenige Sekunden hergeben. Der linke Vorderhuf sieht von unten am schlimmsten aus.
Ich gebe dem Pferd Ungualt, seit gestern und 2 Mal die Woche soll ich Keratin auftragen. Er steht täglich auf der Weide, aber es ist ein Akt ihn davon zu überzeugen aus der Box zu kommen. Er frisst ganz normal und verhält sich in der Box auch ganz normal. Auf der Weide geht er nur im Schritt. Er ist sehr fühlig, aber er "hinkt" nicht mit einem Bein oder so.
Was soll ich bloß machen bitte?
Vielen herzlichen Dank an alle, die mir einen wertvollen Rat geben können!!!!

Angefügte Bilder: [url]

Re: Pferd hat Belastungrehe,Hufbeinrotation,Hufrehe!!!

Hallo Frau Rasch,

vielen Dank für Ihre überaus freundliche und umfassende Antwort. Ich hätte nicht gedacht, das Sie sich solche Gedanken machen, wenn Ihnen nicht mal das Pferd bekannt ist und Sie nur Bilder zu sehen bekommen. So twas begegnet einem wirklich sehr selten.

Das Problem ist, das mich noch nie jemand auf das wirkliche Problem des Pferdes hingewiesen hat, weder die Pferdeklinik, die ihn auch schon wegen Huf- und Beinproblemen geröngt hat, noch verschiedene Tierärzte. Ich musste den Eindruck bekommen, das alle nur möglichst viel Geld verdienen wollten, aber wirklich Gedanken hat sich offensichtlich noch nie jemand gemacht, wie man dem Pferd helfen kann.

Dürfte ich Ihnen vielleicht nachher noch Fotos von seinen Hufen schicken? Ich werde welche machen, die Ihren Anforderungen genügen.

Durch eigene Recherche bin ich auf die Internetseite der Huforthopäden gelangt. Ich habe doch wie gesagt keine allzu große Ahnung von Hufen. Aber nun habe ich sehr viel gelesen und verglichen. Auch von der Methode nach Dr. Strasser, die sich zuerst ausgesprochen gut anhörte, dann jedoch laß ich, das diese Leute viel zu radikal an die Sache herangehen. An so etwas habe ich kein Interesse. Ich bin sehr froh, das ich dies meinem Pferd nicht antun lassen habe.

Ihre Methode jedoch schient mir die beste für mein Pferd zu sein und zugleich die einzig Wahre.

Denn es hat seit ca. 3 Monaten eine leichte Schwellung am rechten Vorderbein, die durch die permanente Fehlstellung und damit verbundene Fehlbelastung entstanden ist.

Wenn man ihn nun mit Geduld wieder in die richtige "Hufstellung" zurückführen könnte, dann hoffe ich, das auch das Bein wieder normal wird.

Von Reiten kann seit 3 Monaten und auch für die nächste Zeit keine Rede sein, ich stelle ihn nur ganztägig auf die Weide. Dort geht er nur Schritt. Aber es tut ihm gut, denn so kann er sich nach seinem Empfinden bewegen, auf natürlichem Boden.

Schockierend war der Behandlungsvorschlag des Tierarztes vor einer Woche. Er wollte seine Hufe eingipsen, seine "Ballen" höher stellen und ihn für Wochen wenn inicht Monate nur noch in der Box sehen. SOWAS WERDE ICH NIEMALS MEINEM PFERD ANTUN, denn dies erscheint mir die Höchststrafe für ein Pferd zu sein.

Wenn er sich nicht bewegt, dann kann er doch nie gesunden!!!

Mir ist klar, das er Schmerzen hat, dadruch, das er vorne keine Eisen mehr trägt. Hinten hatte sowieso keine.

Aber "nur" durch solche Methoden den reinen Schmerz beseitigen zu wollen, die Ursachen jedoch nicht, das führt zu nichts.

Ich habe meines Erachtens nach nun einen sehr guten Schmied, denn der Vorschlag ihm die Eisen abzunehmen kam von ihm selber!

Er hält das Pferd nun sehr regelmäßig, wöchentlich, im Blick. Er ist mir lieber, wie alle, die nur Profit machen wollen und nichts gebracht haben.

Jedoch, würde ich mien Pferd sehr gerne Huforthopädisch behandeln lassen. Das Pferd steht bei Dortmund. Gibt es in dieser Region einen Huforthopäden? Ich konnte bisher noch niemanden finden.

Ich habe mich dafür entschieden, mir ein Ex-Rennpferd zu kaufen um wenigstens einem von Ihnen ein zweites Leben zu schenken, nun möchte ich auch, das er wieder gesund wird.

Vielen lieben Dank im Voraus!!!!

Viele Grüße

Re: Pferd hat Belastungrehe,Hufbeinrotation,Hufrehe!!!

Hallo likethewind,
der Gedanke des Tierarztes bei der Trachtenhochstellung durch Eingipsen + Boxenhaft ist der, dass hierdurch der Zug der Tiefen Beugesehne verringert wird und damit der Hufbeinknochen weniger Veranlassung hat, sich nach hinten zu bewegen. Die weghebelnde Zehenwand wird als Problem nicht erkannt. Das ist leider sehr häufig so.

Ich verstehe, dass Sie Ihrem Pferd keine Boxenhaft antun möchten. Es gibt zwar auch Situationen, wo dies unumgänglich ist, aber ich denke, dass ein kluges Bewegungsmanagment in Ihrem Fall ausreichend ist. Wenn Ihr Pferd grasend und im Schritt auf der Weide unterwegs ist, ist das in Ordnung. Was nicht passieren sollte, ist, dass er durch Kumpane zu übermäßiger Bewegung animiert wird. Hierauf müssen Sie in der nächsten Zeit unbedingt achten. Die Wirkung der Schrägen Wand auf den Hufbeinträger darf man nicht unterschätzen.

In unserer Liste finden Sie zwei Huforthopäden, die in und um Dortmund tätig sind.
Ich werde mir selbstverständlich auch gern die Fotos der Hufe anschauen, wenn Sie sie einstellen.

Mit freundlichen Grüßen
Konstanze Rasch

Re: Pferd hat Belastungrehe,Hufbeinrotation,Hufrehe!!!

Nach Ansicht der Bilder würde ich Ihnen wirklich sehr dringend dazu raten, Schritte in Sachen Hufsanierung in die Wege zu leiten. Ich würde keine Zeit vergehen lassen. Der Zustand der Hufe reicht völlig, um die Lahmheit zu erklären. Allerdings ist es wie ich bereits schrieb auch wahrscheinlich, dass Ihr Pferd im Fesselbereich Probleme hat. Auch hierfür wäre eine Verbesserung der Huf- und damit Gliedmaßensituation wünschenswert.

Bitte beherzigen Sie auch meinen Ratschlag bezüglich der begrenzten Bewegung, die den Hufen momentan zugemutet werden darf. Pferde sind da nicht unbedingt vernünftig und gerade Pferde, die Schmerzen "gewohnt" sind, übergehen diesen manchmal. Das ist bei der derzeitigen Hufsituation kritisch.

Mit den besten Wünschen für Sie und Ihr Pferd
Konstanze Rasch

Re: Pferd hat Belastungrehe,Hufbeinrotation,Hufrehe!!!

Nachtrag: Ich habe Ihnen auch mal Rö-Bilder aus der Pferdeklinik aus November vorigen Jahres gesendet. Da war ihm nach einem anfänglichen Haarriss im Huf einige Monate später ein großer Teil der Hufwand weggebrochen. Der damalige Schmied hatte dies falsch behandelt (mit Kunsthorn in unhygienischen Umständen). Heute ist das alles schon glücklicherweise ausgewachsen.


Wie gesagt, der Tierarzt und auch mehrere Schmiede haben mir gesagt, das die weiße Linie stark verbreitert ist.

Eine Frage noch, DENKEN SIE, DAS MAN IHN WIEDER HINBEKOMMEN KANN? MEINEN SIE, DAS SICH AUCH SEIN BEIN (SEHNEN ETC.) ERHOLEN WIRD, WENN SEINE HUFE IN EINIGEN MONATEN BESSER STEHEN WERDEN?

Viele Grüße & nochmals Vielen Dank!!!!

Re: Pferd hat Belastungrehe,Hufbeinrotation,Hufrehe!!!

Hallo likethewind,
das alte Röntgenbild zeigt, dass die linke Gliedmaße bereits damals in dem gleichen schlimmen Zustand war, wie jetzt - Haarriss und Ausbruch der Zehenwand damals verdanken sich wie die jetzt verbreiterte Blättchenschicht (landläufig immer weiße Linie genannt) der zu schräg gewordenen Zehenwand.
Bei der Anwendung von Kunsthorn besteht immer die Gefahr, dass Infektionsprozesse zugedeckelt werden. Man bewirkt auf diese Weise leicht das Gegenteil von dem, was man wollte, nämlich die freigelegten Strukturen zu schützen.

Sie fragen, ob man ihr Pferd wieder hinbekommen kann. Sicher ist, diesen Hufzustand und die damit einhergehenden Hornschäden und Schmerzen, kann man in jedem Fall abstellen. Nicht so recht prognostizierbar ist die Situation bezgl. der rechten Gliedmaße. Klar ist nur, dass eine optimierte Stellung durch eine gesunde Hufsituation die Grundvoraussetzung dafür ist, dass der geschädigte Bereich entlastet wird. Ob diese Entlastung ausreicht, dass die Schäden sich nicht mehr schmerzhaft bemerkbar machen oder ob die Schäden so beschaffen sind, dass von ihnen auch trotz der verbesserten Situation noch Schmerzen ausgehen, kann man zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht wirklich sagen.
Leider gibt es, wie Sie sagen, keine frühere Aufnahme der rechten Gliedmaße. Man könnte sich ansonsten die Entwicklung der Schäden anschauen. Also bestanden sie bereits im November letzten Jahres (das halte ich für wahrscheinlich) oder noch früher (wenn noch ältere Aufnahmen existieren würden) und haben sie sich im Zeitraum verstärkt.

Mit freundlichen Grüßen
Konstanze Rasch