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Das "Ruder" gerade nochmal rumgerissen – Sunshine hat Hufrehe

Sunshine, 14 Jahre, Ponymix

An einem Dienstag Abend fiel auf, dass Sunshine (Sunni) nicht mehr laufen kann. In der Wendung ist sie fast hingefallen. Der hinzugerufene Tierarzt diagnostizierte Hufrehe und spritzte ein Schmerzmittel. Sunni sollte sofort auf Diät gesetzt werden und bis zum nächsten Tag erst einmal gänzlich ohne Futter sein. Er ließ auch noch Schmerzmittel da, welches Sunni nach Bedarf die nächsten Tage bekommen sollte. Der Hufbearbeiter sollte kommen und die Zehenwand kappen.

Der noch am Abend angerufene Huforthopäde zeigte sich aber schon am Telefon zurückhaltend und wollte sich das Ganze erst einmal am nächsten Tag ansehen. Die ganze Nacht hat die Pferdebesitzerin zugebracht sich im Netz über Hufrehe zu informieren. Sie hat auf den Seiten der DHG e.V. von der Kryotherapie gelesen und am nächsten Tag bei einer weiteren Huforthopädin angerufen. Mit der Kryotherapie wurde daher gleich am nächsten Tag begonnen.

Sunshine wurden die Kryotherapiestiefel "Jacks Ice Boots" angelegt. Bezugsquelle:  https://www.bigdweb.com/product/jacks+ice+boots+cordura+pair.do

Die Röhrbeine der Vordergliedmaßen wurden 72 Stunden lang mit Crushed Ice gekühlt. Dafür mussten alle 3 bis 4 Stunden die Boots mit dem Eis neu befüllt werden. Bereits nach 8 Stunden war Sunni schmerzfrei. Es wurde kein weiteres Schmerzmittel mehr benötigt. Sunni bekam zusätzlich Hufpolsterverbände. Als Polstermaterial diente Moosgummi, da dieser gerade schnell zur Verfügung stand.

Die Radikaldiät wurde sofort aufgehoben und Sunni bekam ausreichend Heu in einer Menge, wie sie für den Erhaltungsstoffwechsel passend war.  Ein „Abspecken“ wurde auf die Zeit nach dem Reheschub verschoben.

Nach 24 Stunden Kühlen war der Reheschub augenscheinlich so gut wie vorbei. Sunni konnte auch in Wendungen bereits wieder sehr gut laufen. Das Kühlen wurde trotzdem fortgesetzt. Nach der 72-stündigen Kühlphase war der Reheschub überwunden. Sunni zeigte keinerlei Rehe-Symptome mehr. Die Polsterverbände wurden vorsichtshalber beibehalten.

Sechs Tage nach den ersten Rehe-Symptomen wurden zur Stabilisierung der Situation noch Blutegel angesetzt.

Die Hufe 6 Tage nach Beginn der Rehe

Thermographie-Bilder 6 Tage nach Beginn der Rehe

Die Hufe acht Tage nach Beginn der Rehe

Während des Reheschubes wurde die vom Tierarzt ursprünglich geratene Hufbearbeitung abgesagt, da eine Bearbeitung im Schub die Sache sicher verschlechtert hätte und eine Notfallhufbearbeitung nicht nötig war.

Auch auf ein extremes Kürzen der Zehenwand, wie gefordert, wurde verzichtet. Man erkennt schon auf den Thermographie-Bildern keine sich vom Hufbein gelöste Zehenwand, auch eine Hufbeinabsenkung, welche ja auch eine Sohlenlederhautentzündung zur Folge hätte, ist nicht sichtbar.

So wurde „nur“ eine ganz normale Hufbearbeitung vorgenommen, mit dem einzigen Unterschied, dass etwas mehr Hufhöhe als sonst genommen wurde, da Sunni vorsichtshalber die nächsten vier Wochen noch nicht geritten wird und daher mit wenig Hornabrieb gerechnet wurde.

Weder dem Laufverhalten von Sunni, noch den Hufen ist irgendetwas anzusehen, was sonst üblicherweise nach einem Reheschub der Fall ist. Die Hufwand verläuft parallel zum Hufbein, es sind keine Einblutungen in der Blättchenschicht erkennbar.

Die nächsten Wochen werden zeigen, inwieweit die Hufrehe doch noch Schäden hinterlassen hat. Einige Stallkollegen wollen jedoch jetzt schon wissen, dass es doch gar kein Reheschub gewesen sein kann, weil sowas nicht so schnell vorbei geht.

Sunshines Hufe 8 Wochen nach der Rehe

Die Kontrolle der Hufe nach ca. 2 Monaten zeigt: man sieht nichts. Es ist als ob nie etwas gewesen wäre. Das Pony hat bereits etwa 30 kg abgespeckt und kann wieder geritten werden.

Auch die Thermographie-Aufnahmen zeigen keine Auffälligkeiten. Die jetzt wärmer erscheinenden Hufe als zum Zeitpunkt gleich nach dem Reheschub sind den sommerlich bedingten höheren Außentemperaturen geschuldet. 

Hufrehe

Viele weitere Informationen zum Thema finden Sie in unserer Rubrik Hufrehe