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Die Amis kommen – Der Mustanghuf als universelle Lösung? (Gerhard Jampert)

"Natural Hoof Care" - der Oberbegriff über die amerikanische Barhufbearbeitung - ist in Fahrt gekommen. In den Internet-Foren werden Erfahrungen ausgetauscht und Bearbeiter gesucht. Und parallel dazu, wie der Begriff in Mode kommt, finden sich auf dem deutschen Markt plötzlich immer mehr Hufbearbeiter, die von sich behaupten, mit Hilfe dieser Methode gesunde und leistungsfähige Hufe zu schaffen.

Entwicklung: Eine Idee wird geboren

Die amerikanische Barhufbearbeitung nahm ihren Ausgangspunkt und erhielt ihre Orientierung durch das 1992 erschienene Buch "The Natural Horse" von Jaime Jackson. Darin verarbeitete er die Erfahrungen und Messungen, die er von 1982 bis 1986 in der Begleitung von Wildpferdeherden im Great Basin westlich der Rocky Mountains gesammelt hatte. Seit dieser Zeit hatte der gelernte Hufschmied über Jahre hinweg an domestizierten Pferdeherden mit seinem Naturtrimm experimentiert. Anders als Gene Ovnicek, der aus den Mustang-Hufabdrücken auf seinen Teerbrettern einen "revolutionären" neuen Hufbeschlag entwickelte, beendete Jaime Jackson seine Beschlagskarriere Anfang der 90er Jahre und verschrieb sich ganz dem Barhuf.

Die Idee, die Jaime Jackson selbst faszinierte und für deren praktische Umsetzung er Anhänger warb, war einfach: "Mir wurde zum ersten Mal die Realität von Hochleistungsbarhufigkeit bewusst. ... Das ist, wenn das Pferd sich natürlich auf seinen unbeschlagenen Hufen mit optimaler Tüchtigkeit bewegt. ... Das gibt es wirklich und meiner Ansicht nach gibt es kein Pferd auf der Erde - wild oder domestiziert - das die Natur nicht vollständig dafür gerüstet hat." (eigene Übersetzung, JACKSON 2002: 33)

Natürlich stellt sich da sofort die Frage, warum Hauspferde schwache und kranke Hufe haben, die ohne Beschlag nicht lebensfähig sind. Zur Zustandsbeschreibung zitiert Jaime Jackson eine Untersuchung der American Farrier Association: "Von den 122 Millionen Pferden weltweit sind höchstens 10% klinisch gesund. Ca. 10% (12,2 Mio) sind klinisch unnutzbar lahm. Die restlichen 80% (97,6 Mio) dieser Pferde sind etwas lahm ... und haben den Gesundheitstest nicht bestanden." (American Farriers Journal, Nov. 2000, zit. nach JACKSON 2009: 13)

Die Lösung liegt für Jaime Jackson auf der Hand: "Die schwachen Hufe sind dem Pferd nicht angeboren ... , sie sind das Produkt der Hufschmiedearbeit und - abhängig von der Art der Aufstallung - vom engen Eingesperrtsein und anderer unnatürlicher Haltungspraktiken." (eigene Übersetzung, JACKSON 2002: 36)

Die Idee ist geboren und lautet: Man muss sich bei der Arbeit am Wildpferdehuf orientieren: "Follow the wild model" !

Diese Idee ist aber noch keine Hufbearbeitungsmethode. Es geht schon damit los, dass wild lebende Pferde in verschiedenen Lebensräumen völlig unterschiedliche Hufformen aufweisen; da gibt es flache, weite, enge, ausgebrochene und jahreszeitlich am selben Pferd starke Wechsel etc. (siehe diverse veröffentlichte Untersuchungsergebnisse). Aber auch die Messungen von Jaime Jackson selbst im Great Basin zeigen eine ziemliche Bandbreite innerhalb eines...

Dieser Artikel ist Bestandteil der Tagungsmappe der 4. Huftagung der DHG e.V. Die Tagungsmappe (44 Seiten) kann zum Preis von 10 Euro bei uns bestellt werden.

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