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Hohe Trachten, niedrige Trachten – Wo liegt das Problem und wo die Lösung? (Dr. Konstanze Rasch)

In Bezug auf Hufprobleme beim Pferd ist immer wieder von zu hohen bzw. zu niedrigen Trachten die Rede. Was verbirgt sich hinter dieser Problematik? Ist denn davon auszugehen, dass bei manchen Pferden die Trachten schneller wachsen als bei anderen, so dass diese im Verhältnis zu hoch werden, oder auch umgekehrt, dass bestimmte Pferde unter einem mangelnden Trachtenwachstum und deshalb unter zu niedrigen Trachten leiden? Das würde bedeuten, dass die Produktion der Hornwand den gleichen biomechanischen Resonanzeffekten unterliegt, wie die Hornsohle und der Strahl. Letztere zeigen unterschiedlich starke Wachstumsraten, wobei mehr Druck mehr Wachstum anregt. So besitzen Pferde mit hoher Laufleistung auf harten Böden deutlich dickere Sohlen als Weichbodenhufe oder Pferde, die sich kaum bewegen. Und auch innerhalb der Hufsohlen sind die lasttragenden Bereiche stets die dicksten, korreliert also die Druckbelastung mit einem stärkeren Wachstum. (HAMPSON 2011: 17) Das ist durchaus sinnvoll, sind doch die belasteten Sohlenbereiche auch diejenigen, die den höchsten Abrieb erfahren.

Übertragen auf die Hornwand würde dies bedeuten, dass Pferde mit starker Belastung der Trachten zum Hochwerden der Trachten neigen müssten, umgekehrt Pferde mit geringer Trachtenbelastung zum Niedrigwerden der Trachten. Das widerspricht allerdings jeglicher Erfahrung. Pferde mit hohen Trachten zeigen in den meisten Fällen eine starke Belastung der Zehe und eine Minderbelastung der Trachten. Pferde, die unter niedrigen Trachten leiden, belasten diese hintere Region über die Maßen stark. Ein starkes oder schwaches Wachstum der Trachten kann also die Entstehung einer problematischen Trachtensituation nicht erklären.

Wie kommen die Unterschiede in den Trachtenhöhen aber dann zustande, wenn nicht durch Unterschiede in den Wachstumsraten? Aus meiner Sicht sind es mehrere Faktoren, die hierfür verantwortlich sind. Zunächst einmal entscheidet bei jedem Pferd die genetische Veranlagung und Rassezugehörigkeit, mit welchen Gebäudeeigenschaften und damit mit welchen Hufwinkeln es ausgestattet ist. Steht es mit steiler Schulter und fester Muskulatur auf eher steilen Fesseln, so muss die Hufform stumpf und demzufolge die Trachte hoch ausfallen. Schräge Fessel und nachgiebige, weiche Bindegewebsstrukturen kreieren eine flache, spitzgewinkelte Hufform mit niedrigem Trachtenbereich. Die Kombination dieser genetischen Vorgaben entscheidet über die Ausgangslage und damit darüber, ob für dieses Pferd eine Trachtenhöhe von 2, 4 oder 6 cm die richtige ist.

Die richtige Trachtenhöhe

Eine für alle Pferde gleichermaßen gültige Maßzahl gibt es nicht. Der individuelle Bau des Pferdekörpers hat sinnvollerweise unterschiedliche Hufformen und Winkelungen zur Folge. Aus diesem Grund gibt es auch keine für das Pferd gültige optimale Trachtenhöhe. Für das einzelne Pferd dagegen kann man sehr wohl ein solches Optimum festhalten. Allerdings kann sich dieses im Verlauf des Pferdelebens durch die Umstände von Haltung und Nutzung wie auch vor allem durch sich einstellende gesundheitliche Beeinträchtigungen oder vom Pferd durchlebte Erkrankungen deutlich verändern.

Die Höhe der Trachten steht im Zusammenhang mit dem Winkel der Hufachse genauer des  Hufbeins zum Boden. Bei intaktem Hufbeinträger und unbeschädigter Zehenwand entspricht letzterer exakt dem Winkel, in dem die Zehenwand auf dem Boden steht. Ist das Pferd mit einer flachen Hufachse ausgestatten, so generiert diese Stellung eine geringe Höhe der...

Dieser Artikel ist Bestandteil der Tagungsmappe der 6. Huftagung der DHG e.V. Die Tagungsmappe (51 Seiten) kann zum Preis von 10 Euro bei uns bestellt werden.

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