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Huforthopädie in Theorie und Praxis (Konstanze Rasch)

Dieser Artikel ist Bestandteil der Tagungsmappe der 9. Huftagung der DHG e.v. Die Tagungsmappe (70 Seiten & 3 A3 Poster) kann zum Preis von 15 Euro bei uns bestellt werden. Unter dem Titel "Multikulti Huf" stellen sich in dieser Tagungsmappe unterschiedliche Hufbearbeitungsrichtungen vor.

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1 Einführung

Die Orthopädie, im ursprünglichen Wortsinn „die Lehre von der rechten Entwicklung“, kann beim stetig nachwachsenden Hornschuh des Pferdes sehr wirksam zur Anwendung kommen, und zwar indem sie das Wachstum des Hufes in die richtigen Bahnen lenkt und so seine rechte Entwicklung fördert. Anders als der frei gegen den Himmel wachsende Baum, dem eine Stütze gegen den Wind ausreicht [1], ist der zwischen Pferd und Boden befindliche Huf allerdings einigen enormen Kräften ausgesetzt, die sich nicht so leicht durch die gutmeinende Menschenhand ausschalten lassen.

Der Hornschuh des Pferdes wächst je nach Jahreszeit und Individuum monatlich zwischen vier und 17 mm (PÜTZ 2006: 58). Bleibt der Hornabrieb aus oder findet er ungleichmäßig statt, so gerät der Pferdehuf (vor allem der schneller wachsende) sehr leicht außer Form. In der „harmlosen“ Ausführung bedeutet dies, dass die Hufe schief werden, untergeschobene Trachten entwickeln, hebelnde Zehenwände entstehen, sich überhohe steile Hufe ausbilden etc. pp. In der ernsteren Ausführung manifestiert sich dies in expliziten Problemsituationen und Huferkrankungen. Traditionell arbeitet man dieser Entwicklung durch die nachträgliche »künstliche Regulation der Wandlängen« (SCHWYTER 1906: 101) entgegen. Das heißt im Abrieb zurück gebliebene Wandbereiche werden im Nachhinein verkürzt.

Das ist mitunter nicht ganz unproblematisch, da es dem Pferd abrupte Stellungsveränderungen abverlangt. Diese sind zwar i.e. wohlgemeint, übergehen aber die vorhergehende funktionale Anpassungsleistung der Gliedmaßenstrukturen. Und häufig ist diese nachträglich vom Hufbearbeiter vorgenommene Verkürzung auch nicht wirklich erfolgreich, weil sie nicht anhält. Bleiben die Umstände annähernd gleich, nimmt der Huf nach dieser Korrektur im Grunde den gleichen Weg wie vorher – er wird zunehmend wieder schiefer, die Zehenwand wird nach und nach länger, die Trachten schieben mehr und mehr unter...

2 Was ist Huforthopädie

Huforthopädisch zu handeln bedeutet, diesen vorhersehbaren Entwicklungen aktiv entgegenzuwirken. Eine grundlegende Technik hierbei ist die Forcierung des Abriebs in den Bereichen, in denen dieser offensichtlich regelmäßig zurückbleibt.[2] Auf diese Weise kann man nicht nur recht zielsicher verhindern, dass der Huf wieder in die gleiche „Schieflage“ gerät wie vordem, man erreicht, wenn das nötig ist, in der Regel auch eine darüber hinausgehende Verbesserung der Hufsituation. Dass Letzteres möglich ist, verdankt sich dem Umstand, dass mit der Abriebsteuerung auch gleichzeitig eine günstige Einflussnahme auf die individuelle Hufbiomechanik stattfindet. Im Zusammenspiel zwischen einfallender Körperlast - die vermittelt über das Hufinnenleben von innen auf den Hornschuh einwirkt - und Bodenreaktionskraft - die über die Hufunterseite Druck und Zug auf die Hornwände ausübt - wird der Huf des Pferdes tagtäglich in spezifischer Weise bewegt und hierdurch letztlich geformt. Diese individuelle Biomechanik des Hufes erschafft so seine spezifische Hufform. Diese Hufform wiederum bestimmt im Folgenden, wie nun weiterhin die konkrete Biomechanik ausfällt. Es handelt sich hierbei um einen klassischen Feedbackmechanismus (THOMASON 2007: 9). Huforthopädie schaltet sich in diesen Prozess ein, indem sie am Horn absichtsvoll solche Veränderungen vornimmt, die geeignet sind, die Bodenreaktionskräfte zu beeinflussen. Ungünstige Einwirkungen des Bodengegendrucks werden abgeschwächt oder wenn möglich sogar aufgehoben, wünschenswerte Formkräfte werden durch gezielte Messer- und Raspelarbeit unterstützt. Das Ziel ist dabei, den Huf funktional gerader nachwachsen zu lassen und damit zukünftig in die „rechte Form“ zu ziehen.

3 Grundprinzipien und Grundannahmen

3.1 Es gibt eine große Varietät der Hufformen und Vielfalt der Hufsituationen

Genetische Dispositionen, individuelle Eigenheiten, mögliche Beeinträchtigungen, Erkrankungen und pathologische Schädigungen, Haltungsbedingungen und Nutzungsumstände lassen unterschiedliche Hufformen entstehen, die durch den täglichen Einfluss von Abrieb und Bodengegendruck stets aufs Neue ihre spezifische aktuelle Ausformung erhalten. Das Ergebnis ist eine große Vielfalt in Aussehen und Form von Pferdehufen. Die Hufbearbeitung nach einer bestimmten Mustervorlage[3] kann diesen individuellen Hufsituationen nicht wirklich gerecht werden.

Geht man an die Bearbeitung der Pferdehufe mit dem Ziel, möglichst plane Fußung, gleich hohe Trachten, Bodenparallelität, Tragrandlosigkeit etc. herzustellen, dann läuft jede nicht hierzu passende besondere Situation eines Pferdes Gefahr, als die Abweichung vom Normalen behandelt und bearbeitet zu werden. Je nach Leitbild wird der zuerst aufkommende Tragrand gekürzt, werden die Trachtenhöhen angeglichen, der hintere Hufbereich niedergeschnitten oder der Tragrand bis auf Sohlenniveau entfernt.

Wir finden es weitaus sinnvoller, sich darum zu bemühen, das Besondere der Situation aufzudecken, um die jeweiligen Stärken nutzen und die Schwächen minimieren zu können. Wenn man sich erschließt, wie Abrieb und Bodengegendruck die konkrete Hufgestalt formen, ist man als Hufbearbeiter in der Lage, sich in diesen Prozess alltäglicher Formgestaltung einzumischen.[4] Natürlich findet dieser ständige Formgestaltungsprozess auch völlig unabhängig vom Hufbearbeiter statt, aber es macht dennoch einen Unterschied, ob man allein regelmäßig das Ergebnis des Prozesses korrigiert oder ob man sich hierbei ein dauerhaftes Mitspracherecht erarbeitet.

3.2 Es gibt eine funktionale Anpassung der Gliedmaßenstrukturen

„Bei keinem Knochen des Pferdeskelettes kommt eine so grosse [sic] Mannigfaltigkeit der Form und Beschaffenheit, sowohl in anatomischer als auch in pathologischer Beziehung vor, wie beim Hufbein.“ (SCHWYTER 1906: S. 22)

Die Kräfte zwischen Pferd und Boden formen nicht nur die Hornkapsel, sondern führen auch zu einer individuellen Ausformung des Hufbeines. Diese individuelle Ausformung macht auch vor den übrigen Knochen der Pferdegliedmaße nicht halt. Das Ergebnis sind funktional angepasste Gelenkflächen, Knochen- und Bindegewebsstrukturen.

Wer sich mit der Präparation von Pferdegliedmaßen beschäftigt, weiß, dass Asymmetrien der Knochen und Bindegewebsstrukturen in diesem Bereich des Pferdekörpers nicht die Ausnahme, sondern die Regel sind.[5] Der Grund hierfür ist, dass sich die Gliedmaßenstrukturen in ihrer Form und Architektur [6] an die dauerhafte statische und dynamische Belastung anpassen. Dieser Vorgang der funktionalen Anpassung an die konkrete Belastungssituation beruht im Falle der Knochen auf ihrer Eigenschaft, auf eine hohe Beanspruchung mit einer Aktivitätshypertrophie (Anbau) und auf anhaltende geringe Beanspruchung mit Inaktivitätsatrophie (Abbau) zu reagieren. (BOSECKERT 2004: 4) Für die bindegewebigen Strukturen gibt es vergleichbare Mechanismen. Als Ergebnis der spezifischen, anhaltenden Belastungsverteilung unterscheidet sich bspw. die Knorpeldicke innerhalb der einzelnen Gelenke. Das sorgt für den Schutz der mehrbelasteten Gelenkseiten durch eine dickere Knorpelauflage. (AHLERS 1940) Auch die Kollateralbänder passen sich den konkreten Zugverhältnissen an und unterscheiden sich in Dicke, Breite, Länge und genauer Lage, je nach individueller Gliedmaßenverfassung und Hufsituation. (MÜLLER 1913) Die Formkorrektur der Hornkapsel mit den Zielen gleichmäßige Lastverteilung, Symmetrie und Korrektur der „abweichenden“ Stellung erklären die vorherigen Anpassungsleistungen der Knochen-, Knorpel- und Bandstrukturen für überflüssig bzw. sogar zur Fehlanpassung. Die Folge ist biomechanischer Stress für die Gliedmaße, der obendrein nicht nur einmalig im Zuge einer Hufkorrektur, sondern regelmäßig bei jeder Hufbearbeitung, die so vorgeht, ausgeübt wird. Wenn bei einer Bearbeitung nach der Fesselstandstheorie oder der F-Balance bei jeder Hufbearbeitung zwar starke Korrekturen an Huf und Stellung der Gliedmaße vorgenommen werden, diese aber nach 10 Monaten (genauso wie die DHG-Huforthopädie bearbeiteten Hufe) „keinen nachhaltigen Effekt“ in Sachen Veränderung der mediolateralen Balance, Schaffung gleich hoher Trachten, Verringerung der Hebel- zugunsten der Stützfläche aufweisen (HAGEN et al. 2014), dann stellt sich die berechtigte Frage, warum werden dem Huf und der Gliedmaße diese ständigen Korrekturen überhaupt zugemutet?

Wir finden es aus diesen Gründen angemessener, uns bei der Bearbeitung von Hufen nicht an symmetrischen Maßstäben zu orientieren, sondern die asymmetrischen Ausformungen und individuellen Stellungen erst einmal ganz grundsätzlich zu akzeptieren. Durch diese grundsätzliche Akzeptanz der Adaptionsvorgänge, welche den Hornschuh mit einschließen, wird es aus unserer Sicht noch wichtiger (mehr als für den Hufbearbeiter der seine „geraden“ Maßstäbe anlegen kann), zu erkennen, ob es sich bei einem nicht diesen Maßstäben entsprechenden Huf nun um ein passendes oder um ein unpassendes Fundament handelt. Die Frage, die sich für den Huforthopäden immer stellt (während sie für alle anderen Hufbearbeiter meist schon längst beantwortet ist), ist die, ob der vorgefundene asymmetrische Huf die Gliedmaße funktional ergänzt und unterstützt oder ob er sie verstellt und beeinträchtigt. Im ersteren Fall darf der Huf so asymmetrisch bleiben wie er ist und das Einschalten in Abrieb und Bodengegendruck zielt auf die Erhaltung der guten, wenn auch asymmetrischen Hufform. Gar nicht so selten führt diese Arbeit über die Zeit ganz zwanglos zu einer Verringerung der Asymmetrie (aber nur in absoluten Ausnahmen, die sich auf Fohlen und junge Pferde beschränken, zu einem symmetrischen Huf). Im zweiten Fall, dem des Hufes welcher der Gliedmaße entwachsen ist, zielt unsere Arbeit auf die schnellstmögliche Beendigung des ungesunden Zustandes. Auch hierfür ist es unerlässlich, sich darin einzumischen, wie der Boden ab sofort und zukünftig auf den Hornschuh einwirkt. Manchmal ist es in diesen Fällen zusätzlich auch hilfreich, wenn man den Huf einmalig einseitig kürzt (siehe Teil 2, der Fall Harry). Häufig ist es allerdings so, dass ein einseitig stärkeres Kürzen auch in dieser verformten Situation nicht wirklich von Nutzen ist.

Um eine solche Situation überhaupt gar nicht erst entstehen zu lassen bzw. sie auch später nicht wieder eintreten zu lassen, darf der Zeitraum zwischen den Hufbearbeitungen nicht zu lang gewählt werden. Die huforthopädischen Maßnahmen zielen zwar in die Zukunft, können aber durch das Nachwachsen des Hornes nur für einen überschaubaren Zeitraum ihre Wirkung entfalten. Je nach Wachstumsgeschwindigkeit (die individuell und auch entsprechend den Jahreszeiten recht verschieden ist), durch die Haltung und Nutzung bedingten Abriebverhältnisse und konkret vorliegende Hufsituation, verliert sich der am Huf angelegte Plan des Huforthopäden früher oder später. Das gilt nicht nur für die „zu korrigierende“ Hufsituation, sondern auch für die zu erhaltende. Um mit unserer Arbeit erfolgreich sein zu können, benötigen wir in der Regel Bearbeitungsintervalle von 4-6 Wochen im Sommer und 6-8 Wochen im (kalten) Winter. Auf diese Weise gelingt es uns auch, die „equine Unwucht“ (WANDRUSZKA 2015: 47) im Zaum halten.

3.3 Kompensationsfähigkeit und Wechselbeziehung von Huf und Bewegungsapparat

Es ist allgemein bekannt und anerkannt, dass die Hufe relevanten Einfluss auf den Stütz- und Bewegungsapparat des Pferdes haben und auch die umgekehrte Tatsache ist allen bewusst, der Pferdekörper wirkt sich in seiner Gesamtheit in starkem Maße auf die Hufe aus. Auf Seiten der Hufe und ihrer Wirkungen sind es zwei Aspekte, die hierbei maßgeblich sind: 1. die Hufe bilden das Fundament und 2. gehen von den Hufen Empfindungen aus. Mit der Hufbearbeitung ist beiden Aspekten Rechnung zu tragen. Gibt man einem von beidem den Vorzug und lässt den zweiten Aspekt außer Acht, so hat das unerwünschte Konsequenzen für den Stütz- und Bewegungsapparat des Pferdes. Pferde sind in dieser Beziehung in jedem Fall Kompensationskünstler, was einerseits zu einer großen Bandbreite an Reaktionsmustern und andererseits auch dazu führt, dass die unerwünschten Folgen sehr oft gar nicht bemerkt werden.

Der Bewegungsspielraum der unteren Zehengelenke [7] sowie die vertikale Verwindungsfähigkeit des Hufes (longitudinale Flexibilität) und die elastische Struktur von Band-, Sehnen- und Muskelgeweben werden als Begründungen dafür genommen, dass dem Pferd bei der Hufbearbeitung Stellungskorrekturen (Veränderungen des Fundamentes durch einseitiges Kürzen) sehr wohl zugemutet werden können.

Man geht stets und sehr selbstverständlich davon aus, dass ein „schiefer"[8]Huf die Pferde zu Fehlstellungen und Kompensationshaltungen zwingt und die Huf(stellungs)korrektur diese negative Folge zurücknimmt. Die umgekehrte Betrachtung wird nur selten angestellt: Das Pferd hat sich über einen längeren Zeitraum - je nach Zeitpunkt der letzten Bearbeitung - in einer bestimmten Stellung eingehaust und wird durch eine Huf(stellungs)korrektur vor die Aufgabe gestellt, eine andere Stellung einzunehmen. Wenn eine Hufbearbeitung die gleichen einseitigen Korrekturen zu jedem Hufbearbeitungstermin wiederholt, so wiederholt sich auch diese Aufgabe fürs Pferd ein ums andere Mal. Ob die vom Hufbearbeiter wohlmeinend vorgenommene Korrektur am Huf dem Pferd eine andere (bessere) Aufstellung ermöglicht oder es zu einer kompensatorischen Belastungsumverteilung und Aufstellung nötigt, ist dabei erst einmal offen.

Prinzipiell sind Pferde in der Lage, willkürliche Veränderungen ihrer Fußungsfläche ein Stück weit auszugleichen. Die Fähigkeit von Huf- und Krongelenk, sich überschaubaren Seit- und Drehbewegungen anpassen zu können, die vertikale Verwindungsfähigkeit im hinteren Hufbereich wie auch die elastische Qualität der Bindegewebsstrukturen lässt Pferde auch auf unebenen Böden gut zurechtkommen. Wird dieser passive Spielraum bei der Hufkorrektur aktiv ausgenutzt, so steht er hiernach für den Ausgleich der Bodenunebenheiten nur noch in verminderter Form evtl. auch gar nicht mehr zur Verfügung.

3.4 Tragrand oder Tragesohle

Mit der Entdeckung des wild-model-Hufes als anzustrebendem Ziel und Arbeitsvorlage für die Hufbearbeitung ist eine Diskussion um den Sinn und Unsinn des Tragrandes (Überstand der Hufwand über der Sohle) und die Trageeignung der Hufsohle entstanden. Eine Forschergruppe aus Australien hat sich darum bemüht, in dieser Sache eine wissenschaftliche Datenbasis zu schaffen. Ausgangspunkt war die Frage, ob es tatsächlich sinnvoll ist, den „wild-model-Huf“ (Hartbodenhuf) und den „natural trim“ auf die Hufbearbeitung von Hauspferden anzuwenden. Ergebnis der Untersuchung war, dass die untersuchten Hartbodenhufe erhebliche signifikante Pathologien aufwiesen. „Nur bei 3 von 100 linken Vorderhufen wurden keinerlei Anomalien gefunden. Die überraschendste Erkenntnis aus der Population mit der hohen Laufleistung auf hartem Boden war, dass bei 67% der Pferde Anzeichen einer chronischen Rehe gefunden wurden“, was die Forscher „auf eine traumatische Ätiologie zurückführen“. (HAMPSON 2011: 19) Man verweist im Ergebnis dieser Studie darauf, dass die von der Natural Hoofcare Bewegung als vorteilhaft dargestellten Charakteristiken des populären wild-model-Hufes - wie die dicke Hufwand und die dicke Hufsohle sowie die stark abgeriebene distale Hufwand - keineswegs als erstrebenswertes Hufideal gesehen werden können, sondern als Anzeichen von pathologischen Veränderungen. „Obwohl diese Huftypen am gefälligsten wirken, verweisen die inneren Pathologien darauf, dass sie eher kein gutes Vorbild für den idealen Huf darstellen.“ (ebenda: 18) Die Behauptung, dass die Sohle als lasttragende Struktur geeignet sei, betrachten die Forscher durch ihre Studie als widerlegt.

Eine dauerhafte Belastung der Hufsohle ist immer dann gegeben, wenn Pferde ohne Tragrand auf nicht einsinkbaren, harten Böden leben (Wildpferde) bzw. gehalten und genutzt werden (Hauspferde). Dass der Pferdehuf sich aufgrund seiner anatomischen Struktur nicht für eine solche Dauerbelastung der Hufsohle eignet, weist auch bereits eine frühere Studie aus den 80er Jahren nach. Darin wurden die Auswirkungen einer Hufbearbeitung untersucht, die so vorgeht, dass sie explizit den Tragrand eines Hufes entfernt. Die untersuchten Pferde erhielten über einen Zeitraum von vier Monaten eine unterschiedliche Hufbearbeitung auf beiden Vorderhufen, wobei bei einem Vorderhuf stets der Tragrandüberstand entfernt wurde, so dass die Pferde mit diesem Huf auf ihrer Sohle liefen. Das führte bei allen Pferden auf dem so beschnittenen Huf zur Lahmheit. Alle diese Pferde entwickelten in der Folge eine Belastungsrehe. (LINFORD 1987)

Aus diesen Gründen wird auch „das künstliche Anbringen einer ‚mustang roll’ mit der Raspel ... nicht als vorteilhaft für das Pferd“ angesehen. „Im Gegenteil ist das Entfernen der äußeren Röhrchen der Hornwand, welche eine wichtige lasttragende und kraftverteilende Aufgabe übernehmen müssen, potentiell schädlich für den Huf“. (HAMPSON 2011: 19)

Das Entfernen des Tragrandes im Zuge der Hufbearbeitung ist aus unserer Sicht keine sinnvolle Maßnahme, nicht nur der in den Studien nachgewiesenen Schäden wegen, sondern allein schon auf Grund der jederzeit beobachtbaren Tatsache, dass Pferde dazu neigen, ohne Tragrand auf härteren Böden fühlig zu werden. Tragrandlose Hauspferde zeigen ihre Meinung hierzu in der Regel sehr deutlich, indem sie weiche Böden bevorzugen, wenn man ihnen die Wahl lässt.

Die meisten Hufbearbeiter wissen um diese Tatsache und erhalten einen funktionalen Tragrand. Dennoch kann hoher Abrieb dazu führen, dass der Tragrand schwindet und das Pferd letztlich doch auf der Sohle läuft. In solchen Fällen einen Tragrand herzustellen, indem man die Hufsohle beschneidet, ist ein entschiedener Fehler in der Hufbearbeitung und er führt noch weit schneller zur Fühligkeit und nicht selten auch zu einer Belastungsrehe, als der vorausgegangene Tragrandverlust für sich. Bei zu hohem Abrieb und gleichbleibenden Nutzungs- und Haltungsbedingungen stellen wir keinen künstlichen Tragrand her (der unter gleichbleibenden Bedingung nicht einmal den Hauch einer Chance auf Bestand hat), sondern empfehlen einen Hufschutz.

Die Sohle ist eine Schutzeinrichtung und muss vom Hufbearbeiter als solche behandelt werden. Das bedeutet, es braucht einen sehr guten Grund, um die Sohle zu beschneiden. Guter Grund heißt dabei, der Bearbeiter hat eine funktionale, keine ästhetische Begründung für das Entfernen bestimmter Sohlenanteile. Aber so gut der Grund auch sein mag, er hat zurückzustehen, wenn das Pferd auf die Entfernung dieses Hornanteiles mit verstärkter Empfindlichkeit oder erst recht Lahmheit reagiert oder besser noch reagieren könnte.

Einen allgemeingültigen Wegweiser zum Beschneiden der Sohle, wie es die Begriffe „funktionale Sohle“ oder „lebende Sohle“ nahelegen, gibt es nicht. Auch hier stützen wir uns neben unseren alltäglichen praktischen Erfahrungen auf wissenschaftliche Daten: HAMPSON et al. (2013) kommen zu der Feststellung, „dass die Tiefe und die Morphologie der seitlichen Strahlfurchen in keinem erkennbaren, festen Verhältnis zur Position des Hufbeines in der Hufkapsel stehen.“ Die Form und Tiefe der seitlichen Strahlfurchen variiert nach ihren Ergebnissen zwischen den Hufen der verschiedenen Pferde und auch an ein und demselben Huf eines Pferdes im Verlaufe der Zeit. Darüber hinaus belegt das australisch-französische Forscherteam,

„dass die Sohle über ihre gesamte Fläche keineswegs gleichmäßig dick ist. Es ist zu vermuten, dass die Sohlendicke in bestimmten Bereichen durch den lokalen Abrieb und durch die Reaktionsmuster auf diesen Abrieb definiert ist. Hauspferde haben ebenso wie ihre wild lebenden Verwandten eine vorhersagbare Struktur in ihrer Hufsohlenmorphologie: Die dickste epidermale Sohle befindet sich in der Peripherie neben dem Tragrand. In Richtung der Mitte des Hufes wird die Sohle dagegen immer dünner (HAMPSON et al.,2011). Analog hierzu nimmt die Sohlendicke in dorsopalmarer (Zehe/Trachte) Richtung signifikant zu. Einige bisherige Modelle [Theorien, Anm. d. Übers.] haben eine gleichmäßige epidermale Sohlendicke über die gesamte Sohlenfläche beschrieben, was der Nutzung externer Orientierungspunkte zur Einschätzung der Sohlendicke eine gewisse Glaubwürdigkeit verlieh. Das Fehlen einer röntgenologisch darstellbaren Beziehung zwischen den seitlichen Strahlfurchen und dem Hufbeinwinkel, hebt diesen Punkt noch einmal hervor.“ (HAMPSON et al. 2013: 15)

3.5 Feedbackservice des Hufes

Auf eines können wir uns verlassen: Der Huf gibt verlässlich Antwort, ob die letztmalige Hufbearbeitung ihren Zweck erfüllt hat oder nicht. Es gibt keine Garantie, dass der Huforthopäde mit seinen Maßnahmen tatsächlich auch erreicht, was er für den Huf und das Pferd erreichen wollte. Der Huf gibt hierüber bei der Folgebearbeitung jedoch erfahrungsgemäß freimütig und ehrlich Auskunft. Ergänzt um die Information des Pferdebesitzers und die Überprüfung von Laufverhalten und Aufstellung der Gliedmaßen im Stand vor und nach der Hufbearbeitung ist eine gute Entscheidungsbasis gegeben, die zu einem „weiter so“ oder zu der Abänderung der einzelnen Maßnahmen am Huf führt.

4 Was für Hufe streben wir an

Das Ziel unserer Arbeit sind Hufe, in und auf denen sich das Pferd wohl fühlt. Das heißt, wir streben Hufe an:

1.      die unfühlig sind und dem Pferd keine Schmerzen bereiten,

2.      die den Gang des Pferdes nicht behindern,

3.      die ihm die gewohnte individuelle Aufstellung seiner Gliedmaßen gestatten,

4.      die das Pferd nicht zu einer Kompensationshaltung zwingen,

5.      und die schlussendlich eine intakte Schutzhülle bilden.

Die Hufe können dabei völlig verschieden aussehen (sogar auch an ein und demselben Pferd), entscheidend ist allein, dass die o.g. Kriterien erfüllt sind.[9]

Aber was bedeutet dies im Einzelnen für das Aussehen und die Beschaffenheit der verschiedenen Hufbestandteile? Wie sehen huforthopädisch erfolgreich bearbeitete Hufe letztlich aus?

Die Hufwände sind steil bis sehr schräg, je nach Form des innenliegenden Hufbeins - letzteres ist zuallererst eine Frage der Genetik, hinzu kommen äußere Umstände wie die Aufwuchsbedingungen oder zu Schonhaltungen führende Erkrankungen. (**Mitunter weist eine Hufwand sogar eine dauerhafte Verbiegung auf. Diese muss immer dann akzeptiert werden, wenn das Hufbein selbst eine Konkavität in diesem Wandbereich besitzt, siehe Abb. 6)

?! unterschiedliche Schrägen und Höhen der Wände kommen vor, entsprechend der Form des Hufbeins und der individuellen Aufstellung der Gliedmaße (siehe Abb. 3)

Der Tragrand ist je nach Haltung und Nutzung mehr oder weniger überständig oder auch bis auf das Sohlenniveau abgerieben - entscheidend ist seine Funktionalität, sprich a) das Pferd läuft mit ihm gut und b) er entfaltet keine zerstörerische Wirkung auf die Hornkapsel

?! der Tragrandüberstand kann und darf in den einzelnen Hufbereichen (med/lat bzw. Zehe/Tracht) unterschiedlich hoch sein, je nach individueller Gliedmaßenaufstellung (bedingt durch Genetik, indiv. Eigenheiten, Schonhaltungen, pathologische Veränderungen ...)

Die Trachten unterstützen die individuelle Stellung des Pferdes – diese ist ganz grundsätzlich bedingt durch Gebäude und Veranlagung des Pferdes; sie kann aber durch Schwächen und Probleme im Bewegungsapparat wie auch durch Erkrankungen (berechtigte) Veränderungen erfahren

?! Gliedmaßen mit angeborener oder erworbener Flexion im Hufgelenk besitzen aufgrund ihres höheren Palmarwinkels notwendigerweise höhere Trachten. Die Begradigung der Zehenachse (mit dem Ergebnis niedrigerer Trachten) gelingt wenn, dann nur im Fohlenalter.

Die Sohle ist so beschaffen, dass sie ausreichend Schutz und Komfort bietet – d.h. a) das Pferd läuft unfühlig und b) Eindringlinge (Fremdkörper und Fäulnis), die ihre Intaktheit unterminieren könnten, finden möglichst wenig Angriffsfläche.

Der Strahl ist so intakt und kräftig wie im konkreten Fall möglich

?! bei Hufen mit höherem Palmarwinkel des Hufbeins (hohe Trachten) ist das im Verhältnis schwerer zu erreichen, da der Strahl den Boden zumeist nicht erreicht

Die Blättchenschicht ist intakt bis in die Eckstreben, ohne Zerreißungen, Einfärbungen und Fäulnis

?! Verbreiterungen und Strukturveränderungen der Blättchenschicht sind Folgen pathologischer Veränderungen der Wandlederhaut (Hufrehe, Abszesse, ... ) und deshalb berechtigte und zu akzeptierende Abweichungen von der Normalität

5 Was wir tun

·  Wir prüfen, ob das Pferd in und auf seinen Hufen bequem läuft.

·  Wir analysieren an seiner Gestalt und den Gebrauchsspuren, wie der einzelne Huf benutzt wird.

·  Wir registrieren, welche Hindernisse sich durch die individuelle Benutzung am Huf aufgebaut haben.

·  Wir schalten uns mit unserer Arbeit in die tägliche Gestaltbildung ein und berücksichtigen diesen alltäglichen Prozess explizit.

·  Denn durch das Abreiben des Hornes und durch die beständige Einwirkung des Bodengegendrucks werden die Hufe bereits ohne, aber erst recht mit unserem Zutun unablässig geformt.

·  Jeder Bearbeitungsschritt unterliegt funktionalen Gesichtspunkten, sprich jeder Schnitt und jede Raspelspur folgt dem expliziten Plan, den Boden zukünftig günstig(er) auf den Huf einwirken zu lassen.

·  Unsere Arbeit zielt in der Summe darauf, die individuellen Stärken des Hufs zu erhalten und zu nutzen und die Schwächen nicht zum Problem werden zu lassen.

·  Wir akzeptieren variierende Hufformen, weil Stellungen und Gangmuster, Haltungs- und Nutzungsformen variieren.

·  Wir benötigen überschaubare Bearbeitungsintervalle (i.d.R. sommers 4-6, winters 6-8 Wochen), damit unsere Hufbearbeitung aufgeht.

·  Wir empfehlen einen Hufschutz, wenn der Hornabrieb das Wachstum übersteigt.

6 Was wir nicht tun

·  Wir messen den Huf nicht an einem Idealbild (Modellhuf, Idealstellung, Vorbild, ...), auf das hin er zu entwickeln wäre.

·  Wir vermeiden abrupte Stellungsänderungen.

·  Wir kürzen einen Huf nur in Ausnahmefällen einseitig, nämlich nur dann, wenn dies den eingerichteten Verhältnissen an Huf und Gliedmaße entgegenkommt oder wenn eine Problemsituation auf diese Weise am einfachsten behoben werden kann.

·  Wir ziehen die Sohle weder aktiv zum Tragen heran noch stellen wir aus umgekehrt ideologischem Grund einen Tragrand her.

·  Wir arbeiten nicht auf ein „bodenparalleles Hufbein“ hin, befördern nicht „den Hufmechanismus“ und orientieren uns nicht an einem „verbesserten Abrollpunkt“.

·  Wir versuchen nicht, durch Manipulationen am Huf die eingerichtete Gliedmaße zu verändern.

·  Wir strecken keine Wände, sondern setzen bei der Korrektur verbogener Wände auf das geradere Nachwachsen der Hufwand ohne die Wand in ihrer momentanen Funktionalität einzuschränken.

7 Missverstandene Huforthopädie

Huforthopäden „lassen Werden“

„Werden lassen“ ist kein Selbstzweck, sondern der angestrebte Zweck (Formänderung, Schadensbeseitigung, Entdeformierung ...) ist im Regelfall nicht anders zu haben. Das „Werden lassen“ ist kein besonderer huforthopädischer Spleen, sondern liegt in der Natur der Sache selbst. Wenn ein „in Form bringen“ des Hufes das gleiche Ergebnis liefert, dann warten wir nicht ab, sondern stellen das entsprechende Ergebnis bei der aktuellen Hufbearbeitung unmittelbar her.

Huforthopäden nehmen keine Korrektur vor

Das gilt nur, wenn man Korrektur mit Geraderichten gleichsetzt. Angesichts der gelaufenen funktionalen Anpassung der Gliedmaßenstrukturen halten wir es nicht für sinnvoll, Hufe nach „geraden“, „symmetrischen“ oder anderen „regelmäßigen“ Maßstäben einseitig zu verkürzen, um das Pferdebein anders zum Boden auszurichten. Wir sind wirklich keine besonderen Fans der Schiefe und Asymmetrie, sondern beugen uns schlicht der Realität. D.h. wir akzeptieren den schiefen Huf nicht um seiner Schiefe willen, sondern lediglich (dann aber stets), wenn wir die Gewissheit haben, dass ihm ein „geraderer Schnitt“ momentan nichts nutzt.

Unsere Arbeit dient jedoch der Korrektur von ungünstigen Hebel- und Abriebverhältnissen am Huf. Und wir korrigieren Hufe, soweit sie die Gliedmaße über ihnen in Bedrängnis bringen. Wenn wir das momentan vorfindliche Horn „in Form bringen“, dann aber immer mit zwei Maßgaben. Die erste Maßgabe ist, dass die Hufbearbeitung das Gehen und Stehen für das Pferd sofort komfortabler macht. Und die zweite, nicht weniger wichtige Maßgabe ist, dass das nachwachsende Horn zukünftig weiterhin gleich gute oder noch bessere Steh- und Gehbedingungen liefert.

Wer jetzt hiernach immer noch der Meinung ist, Huforthopäden bewerkstelligen keine Korrektur, der möge sich bitte die Resultate unserer Arbeit anschauen und diese mit den vorherigen Zuständen derselben Hufe vergleichen.

Huforthopäden stellen Pferde auf den Tragrand

Nein, das tun wir nicht. Wir halten den Tragrand zwar für eine sinnvolle Einrichtung, da er verhindert, dass die Hufsohle mit einer Belastung versehen wird, die zu tragen sie anatomisch nicht geeignet ist. Aber wir stellen keinen Tragrand her. Was wir tun: Wir erhalten den Tragrand, wenn er vorhanden ist und wir sorgen dafür, dass er funktional bleibt - das schließt ein Kürzen dysfunktionaler Tragrand(überstände) mit ein, erschöpft sich aber nicht darin. Hat ein Huf seinen Tragrand durch Abrieb oder andere Hufbearbeitung verloren, so prüfen wir, wie das Pferd mit dieser Situation zurechtkommt und empfehlen je nach Situation einen Hufschutz, weiche Böden, nicht jedoch einen künstlich (auf Kosten der Sohle) hergestellten Tragrand.

Huforthopädie wirkt nur bei geeigneter Haltung/Bewegung

Das ist nur dann richtig, wenn man Huforthopädie auf Abriebsteuerung zusammenkürzt. Es gibt Pferdehaltungen und Nutzungsformen, die es erleichtern, die Hufe gesund zu halten. Und es gibt sicher auch Ausnahmen, sprich Haltungen und Bewegungsmangelsituationen, die Null-Abrieb ermöglichen. Aber erstens, sind sie eben genau dieses: Ausnahmen, nicht die Regel. Und zweitens setzt der Huforthopäde dann nicht auf einen nicht vorhandenen Abrieb (das wäre ein Fehler und nicht hilfreich für die Hufe), sondern nimmt diesen vorweg bzw. holt ihn in der Regel durch gleichmäßiges Kürzen nach. Kurze Bearbeitungsabstände sind dabei natürlich unerlässlich, damit unsere Arbeit am Huf aufgeht.

Literatur

AHLERS, Rupprecht (1940): Untersuchungen über die Gelenkknorpeldicke im Huf- und Krongelenk bei den verschiedenen Gliedmaßenstellungen des Pferdes, Diss., Tierärztliche Hochschule Hannover.

BOSECKERT, Silvia Verena (2004): Funktionell-anatomische Untersuchungen an den Zehengelenken (Articulationes interphalangeae) der Schultergliedmaße des Pferdes, Diss, Ludwig-Maximilians-Universität München.

GIRTLER, Dietrich (2001): Zur Biomechanik der Zehengelenke beim Pferd, In: Pferdeheilkunde, Heft 4, S. 357-360.

HAGEN, Jenny; MÄDER, Daniela; WUTTKE, Willy (2014): Forschungsprojekt der Universität Leipzig zu den Effekten verschiedener Hufzubereitungsmethoden – Abschlussbericht. In: 8. Huftagung der DHG e.V. für Tierärzte und Hufbearbeiter, Leipzig 21. Juni 2014, Tagungsband, S.83-90.

HAMPSON, Brian A. (2011): Die Forschung an Wildpferdehufen und ihre Relevanz für die Veterinärmedizin und für die Hufbearbeitung, In: 5. Huftagung der DHG e.V. für Tierärzte und Hufbearbeiter, Leipzig 7. Mai 2011, Tagungsband, S. 15-29.

HAMPSON, Brian; CANELLAS, Amandine; CATARINO, Mathilde; POLLITT, Chris (2013): Bestimmung der Sohlendicke, In: 7. Huftagung der DHG e.V. für Tierärzte und Hufbearbeiter, Leipzig 15. Juni 2013, Tagungsband, S. 14-16.

LINFORD, Robert L. (1987): A Radiographic, Morphometric, Histological and Ultrastructural Investigation of the Lamellar Function, Abnormality and the Associated Radiographic Findings For Sound and Footsore Thoroughbreds, and Horses With Experimentally Induced Traumatic and Alimentary Laminitis, PhD Thesis, University of California, Davis, USA.

MÜLLER, Eduard v. (1913): Untersuchungen über den krummen Huf des Pferdes mit Ausschluß der Hornkapsel, Diss., Universität Leipzig.

PÜTZ, Angela Charlotte (2006): Monitoring von saisonalen, haltungs- und domestikationsbedingten Einflüssen auf die Hornqualität des Pferdehufes, Diss., Freie Universität Berlin.

QUAAS, Georg (1913): Untersuchungen über den krummen Huf des Pferdes mit besonderer Berücksichtigung der Hornkapsel, Diss., Universität Leipzig.

RASCH, Konstanze (2011): Hufmorphologie der Hauspferde – Die Einflüsse von Haltung und Nutzung auf die Hufform und die Rolle der Hufbearbeitung als Mittlerin, In: 5. Huftagung der DHG e.V. für Tierärzte und Hufbearbeiter, Leipzig 7. Mai 2011, Tagungsband, S. 31-40.

RASCH, Konstanze (2013): Problemlos Eisenlos, Stuttgart.

SCHWYTER, Hermann (1906): Die Gestaltveränderungen des. Pferdefußes infolge Stellung und Gangart, Bern.

THOMASON, Jeffrey J. (2009): Der Huf – eine „intelligente“ Struktur, In: FLOYD, Andrea E.; MANSMANN, Richard A.: Hufkrankheiten. Diagnostik - Therapie - Orthopädischer Beschlag, München, Onlineausgabe zum Buch, S. 6-16.

WANDRUSZKA, Nikolai (2015): Hufe zwischen Wissenschaft und Handwerk - eine Standortbestimmung, In: 9. Huftagung der DHG e.V. für Tierärzte und Hufbearbeiter, Leipzig 13. Juni 2015, Tagungsband, S. 43 – 53.

WISSDORF, Horst; HERTSCH, Bodo; WILKENS, Helmut (1987): Beitrag zur Nomenklatur am Pferdehuf – Capsula ungulae, In: Berl. Münch. Tierärztl. Wochenschr., Heft 12, S. 400-404.

  • dieser ist das Standessignum des Orthopäden
  • das funktioniert jedoch nur am Barhuf, da ein Hufschutz den Abrieb aussetzt (letzteres ist ja auch oft das erklärte Ziel des Hufschutzes)
  • Bekannte Mustervorlagen sind bspw.: Fußungstheorie – Plane Fußung (Dominik 1870), Zehenachsentheorie – Ungebrochene Zehenachse (Fambach 1887), Theorie des plantaren Parallelismus - Waagerechte Lage des Hufbeinsohlenrandes zum Boden (Watrin 1887), Fesselstandstheorie – Huf passend zum Fesselstand (Bauer 1942), Theorie des Trachtenlängenverhältnisses – Gleich hohe/lange Trachten (Zschocke 1942), 4-point-theory – wild model 1 (Ovnicek 1986), Bodenparalleles Hufbein und maximaler Hufmechanismus (Strasser 1988), NHC – Null Tragrandüberstand, mustang roll – wild model 2 (Jackson 1992).
  • Beispielhaft vorgeführt siehe "Poster Huforthopädie" (in Tagungsmappe enthalten)
  • siehe auch bspw. SCHWYTER 1906 und QUAAS 1913
  • zu Veränderungen der Feinarchitektur der Knochen als Folge ihrer funktionalen Anpassung siehe auch AHLERS 1940

  • Während das Fesselgelenk in der Hauptbewegungsrichtung (Beugen und Strecken) fixiert ist, lässt das Huf- wie auch das Krongelenk neben dem Beugen und Strecken auch in geringem Maße eine seitliche und rotierende Bewegung zu. Die Torsionsfähigkeit des Hufgelenks beträgt max. 15° (vorn) bzw. 18° (hinten), die des Krongelenks max. 4°. (GIRTLER 2001: 357) In welchem Ausmaß seitliche Beweglichkeit besteht, ist nicht bekannt. Es sind hauptsächlich die festen Seitenbänder, die diese Seit- und Torsionsbewegung begrenzen und für die nötige Stabilität sorgen. In gestrafftem Zustand sind die seitliche Verkippung und die Torsionsbewegungen deshalb auch deutlich reduziert. (BOSECKERT 2004: 20) Im entspannten Zustand – am aufgehobenen Bein – lassen sich Hornkapsel und Hufbein gegen das Kronbein verschieben und verdrehen. Das gilt natürlich nur bei physiologischen Verhältnissen am Hufgelenk, wenn also keine pathologischen Veränderungen vorliegen.

  • An dieser Stelle steht „schief“ für einen Huf, der nicht den angelegten idealen Maßstäben entspricht, nicht plan fußt, nicht zum Fesselstand passt, keine gleich hohen Trachten besitzt, einen unterschiedlich hohen Tragrandüberstand aufweist usw. je nach Hufbearbeitungstheorie.
  • WISSDORF et al. finden bei ihrer Vermessung von 2.116 Hufen keinen idealen Huf: „Auffallend ist der Tatbestand, daß das Idealbild des regelmäßigen Hufes nicht gefunden wurde.“ (WISSDORF et al. 1987: 401)