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Barhuf Umstellung bei einem Cushing Pferd?

meine 26jährige Stute hat starke Arthrose im vorderen Fesselgelenk aufgrund einer Fehlstellung dieses Beins. Das Gelenk ist zum Teil schon versteift. Sie kommt aber insgesamt relativ gut damit zurecht. Gleichzeitig ist sie Cushing Patient und hat eine Neigung zu Hufgeschwüren, Rehe und Lederhautentzündungen. Gerade deshalb hab ich aber gedacht, dass es hilfreich wäre, ohne Eisen zu laufen um die Durchblutung anzuregen.

Aktuell hat sie vorn ganz normale Eisen und läuft recht sicher. Das Aufnageln und die Beschlagprozedur bereitet ihr aber ziemliche Schmerzen, geht nur unter Schmerzmittel. Sie steht in einem Laufstall mit Pflasterfläche und einem Sandstück. So viel es geht, stelle ich sie auf die Wiese oder gehe spazieren. Das Gelände um den Stall ist sehr stark geschottert.

Des weiteren ist vielleicht noch wichtig zu sagen, dass sie eine sehr schlechte Hornqualität hat, Strahlfäule ... das ganze Programm. Auch dies könnte sich doch vielleicht bessern durch den Abrieb und die Durchblutung, oder?

Meine Frage: sollte ich mal versuchen, ihr die Eisen abzunehmen und auf barhuf umzustellen oder ist das Risiko zu groß? Mein Schmied möchte es nicht so gern eingehen. Ihm geht es ganz sicher dabei nicht ums Geld verdienen, aber er hat Angst, dass sie wieder deutlich schlechter läuft oder eine Entzündung bekommt. Ich bin hin und hergerissen. Was soll ich tun?

VG

Susanne

Re: Barhuf Umstellung bei einem Cushing Pferd?

Hallo Susanne,

generell ist es für ein Pferd natürlich gesünder barhuf zu laufen, und bei sorgsamer Umstellung und Schonung eigentlich auch bei fast allen Pferden in jedem Alter möglich.
Auch bei Cushing ist es eigentlich nur von Vorteil, wenn das Pferd unbeschlagen ist, da diese Pferde besonders stark hufrehegefärdet sind. Durch den Beschlag verändern sich viele Hufe zum Negativen, was dann die Hufrehegefahr zusätzlich mit dem Cuhing Syndrom erhöht.
Schlechte Hornqualität und Strahlfäule sind meist auch eine Nebenwirkung von langjährigem Eisenbeschlag.

Um eine genauere Aussage machen zu können, müsste man zumindest Fotos von den Hufen sehen. Eine genaue Fotoanleitung gibt es unter Infothek > Fotoanleitung

Die Eisen einfach nur abzunehmen, würde ich Ihnen nicht raten, da die richtige Bearbeitung unmittelbar nach der Eisenabnahme sehr zum Erfolg oder Mißerfolg einer dauerhaften Umstellung beiträgt.
Am besten wäre es natürlich, wenn Sie sich mal an einen Huforthopäden aus dem Register in Ihrer Nähe wenden, der Ihnen vor Ort und am Pferd sicher mehr sagen kann.

Herzliche Grüße,

Stefanie Knuth

Re: Barhuf Umstellung bei einem Cushing Pferd?



Anbei die Bilder. Das Arthose-Bein ist das weiße. Wie man schon sieht, belastet sie das "gesunde" Bein stärker, weshalb auch die Hufe unterschiedlich abgelaufen sind. Ich habe auch schon Angst vor einer Belastungsrehe.

Insgesamt ist die Hornqualität nicht die beste und das Horn wächst nur noch langsam. Dazu hat sie starke Strahlfäule (wenn ich den anderen Beitrag Hufkrebs oder Strahlfäule sehe, wohl eher Hufkrebs).

Bezüglich eines HO habe ich in der Liste niemanden in meiner Gegend gefunden (38446). Ich möchte ehrlich gesagt auch nicht einfach so meinem Schmied sagen, danke aber ich such mir wen anderes. Er hat der Stute so oft geholfen, gebastelt und sich sehr viel Mühe gegeben. Da müsste mich jemand schon noch mal überzeugen.

Und jetzt bin ich mal gespannt auf das "Urteil".

VG

Susanne

Re: Barhuf Umstellung bei einem Cushing Pferd?

Hallo Susanne,

die Bilder sind sehr aufschlussreich, vor Ort wäre natürlich perfekt.

Wenn du genauer hinschaust erkennst du diese "Futterrillen" Diese machen eine Wellenfahrt.

Sie verlaufen horizontal, wenn man von der Seitenwand über die Zehenwand rüberschaut, geht ein Schwung nach oben im Bereicht der Seitenwand, dann wieder runter, dann wieder hoch im Bereich des Zehen"onkels" wieder runter in der Zehenmitte, und wieder hoch im Bereich des gegenüberliegenden Zehen"onkels". Und das bei beiden Hufen.

Mir erscheint der Huf insgesamt sehr hoch, was dadurch erscheinen kann, dass der Kronrand maximal hochgeschoben ist (analog Wellenfahrt & *sehr schmerzhaft*) und/oder das Pferd eine starke/dicke Sohle hat. Wenn ein Huf zu lang/hoch ist, werden Hebel über die Länge einer Strecke verstärkt (pysikalisches Hebelgesetz: Kraft x Kraftarm = Last x Lastarm).

Du musst Dir nur mal deinen Fingernagel umknicken, Autsch....

Außerdem ist eine Arthrose so lange schmerzhaft solange es noch nicht vollkommen verknöchert ist.

Viel Erfolg für Euch! Wenn du entscheidest Dein Pferd auf barfuss umzustellen, bitte ich Dich, Dich genau zu informieren, was alles passieren kann (Huflederhautentzündung, Lahmheiten, Fühligkeit, Hufgeschwüre, Ausbrüche). Denn das Pferd geht dabei durch Höhen und Tiefen. Wichtig ist es dann nicht gleich wieder zum Eisen zu greifen. Man sollte mindestens 1 Jahr abwarten bis wirklich eine Besserung der Situation eintritt. Somit hat Deine Stute die Chance ihre Hufe "Arthrosegerecht" zu nutzen und abzulaufen, wie es für sie bequem ist. Kann sein dass die Hufe dann nciht einem Schönheitsideal gleichen, aber das ist dabei unwichtig, Arthrose hat ja auch nicht jedes Topmodel ;-)

Mit einer Umstellung würde eine Rehegefahr bei richtiger huforthopädischer Bearbeitung minimiert werden. Ob dein Pferd mit oder ohne Eisen Rehe bekommen wird, ist auch von anderen Faktoren abhängig.

Gib Ihr eine Chance, und wenn möglich auch vom Spezialisten! Viel Erfolg nochmal!

Re: Barhuf Umstellung bei einem Cushing Pferd?

Hallo Katja,

vielen Dank für die Einschätzung und die Hilfe. Wenn Du jemanden in der Nähe (Wolfsburg) kennst, den Du empfehlen kannst, wäre ich dankbar. Wir haben einen Hufpfleger der in den Stall kommt, der ist aber indiskutabel. Den hatte ich schon mal, er nimmt Unmengen fürs Ausschneiden oder Beschlagen und ist unbelehrbar.

Ich habe gestern noch mit meinem Schmied gesprochen und er will es mit mir zusammen wagen, sie barfuß gehen zu lassen. Wir hatten sie schon mal viele Jahre so laufen lassen und das hat auch funktioniert. Irgendwann haben wir es aber mit Eisen probiert, weil sie damit scheinbar sicherer aufgetreten ist, besonders mit dem Arthrose-Bein. Aktuell läuft sie auch sehr schön, obwohl eigentlich alle 4 Hufe schief abgelaufen sind und unterschiedlich aussehen. Trotzdem läuft sie so gut wie nie nach einem Sturz auf das Arthrose Bein.

Wenn ich einen HO in der Nähe finde, würde ich das meinem Schmied sicher erklären können, auch wenn er etwas beleidigt wäre. Ich habe noch mein zweites Pferd bei ihm. Ansonsten hat er aber auch sehr viel Erfahrung und reißt nicht einfach die Eisen ab und dann soll sie zusehen. Er macht sich da schon sehr viele Gedanken und hat auch bei meiner anderen Stute einiges umgesetzt, wenn mir was aufgefallen ist oder der TA einen Wunsch hatte.

Ich bin mir dessen bewußt, dass sie nicht von heute auf morgen gut laufen wird. Das wird mir sicher mehr wehtun als dem Pferd. Nach diesem furchtbaren Sturz ist sie gar nicht mehr aufgetreten, auch mit Schmerzmittel nicht. Wochenlang musste ich das mitansehen und sollte sie einschläfern lassen. Dann haben wir es mit Eigenblut probiert (IRAP) und dann ging es aufwärts. Aber dieses Bild meiner Stute, die nicht auftreten mag, hab ich bis heute im Kopf. Also leide ich immer dann, wenn sie schlecht laufen kann.

Aktuell gehe ich recht selten ganz raus in Gelände, sondern eher mal zur Wiese (kurzer Weg mit etwas Schotter, aber Grasrand) oder bin in der Halle. Überall weicher Boden oder planer Boden (Pflaster). Sie hat eher Probleme, wenn es kippelig wird (... zu tief in der Halle oder uneben). Insofern hoffe ich, dass die Zeit günstig ist, die Umstellung zu wagen. Im Sommer gehe ich viel mehr mit ihr raus.

Wenn es jemanden in der Nähe gibt, wäre ich dafür offen. So ganz weit weg ist mir aber zu heikel. Ich brauche schon wen, der im Notfall auch mal fix vorbei kommen kann und nicht 200 km fahren muss.

Re: Barhuf Umstellung bei einem Cushing Pferd?

Fast vergessen: Was bedeutet den die Welle in den Futterrillen? Ist das gut oder schlecht und worauf deutet das hin?

Re: Barhuf Umstellung bei einem Cushing Pferd?

Nein, diese Rillen sind nicht gut.
Bei Futterrillen haben alle 4 Hufe gleichmäßige Rillen. Bei den Hufen Ihrer Stute weisen diese Rillen aber eher auf eine ungünstige Belastungssituation und Stauchungen hin. Das Horn wird nicht abgerieben, und da es ja irgendwohin muß, legt es sich in Falten. Das zerrt natürlich ganz schön am Hufbeinträger und ist allgemein eher unangenehm bis schmerzhaft.

Viel Erfolg!

Re: Barhuf Umstellung bei einem Cushing Pferd?

Hallo Susanne,
zu den Rillen: das sind Stoffwechselrillen, daran zu erkennen, daß sie immer an allen Hufen zu finden sind und zwar immer in denselben Abständen. Diese Rillen entstehen je nach Auslöser (Krankheit,Futter,Medikamente,Seele, etc.) mehr oder weniger stark ausgeprägt und bei Ihrer Stute auch noch recht häufig (in kurzen Abständen). Es sind Schwachstellen
in der Hornproduktion und als solche auch in der Hornwand. Den Stoffwechsel würde ich
versuchen über homöopathische Mittel zu stärken - allein schon, weil sie ja sicherlich ein
Medikament gegen Cushing bekommt, wodurch evtl die Leber ziemlich belastet wird.
Die Rillen verlaufen in Wellen, weil die Seitenwände viel stärker belastet sind als die Zehen und deshalb hochstauchen. Die Barhufbearbeitung muß in jedem Fall die Zehenwände wieder mehr mit in die Last bringen. Die Zehen wurden "einfach rund" gemacht (Bullnase). Es wurde Horn, das mittragen soll, weggeraspelt. Das ist in den Seitenansichten sehr gut zu erkennen: das Horn der Zehen endet in der Luft und kann so nicht tragen.
Den Beschlag mit Schmerzmitteln würde ich ihr auch nicht mehr zumuten - zumal die Schmerzmittel vermutl. wieder ihren Stoffwechsel belasten.
Bitte schauen Sie doch noch mal im Register; evtl gibt es ja auch einen Azubi in Ihrer Nähe, der schon kurz vorm Abschluß ist und Ihrer Stute helfen kann.
Was ich eher kritisch sehen würde ist der Laufstall. Das kann zumindest bei der Umstellung etwas zu viel Belastung für die Hufe und das Horn sein. Da wäre es hilfreich, sie für eine ganze Weile so abzugrenzen, daß die Belastung nicht so hoch ist - und es ihr
natürlich keinen seelischen Streß bereitet.
Liebe Grüße, Angelika Prange

Re: Barhuf Umstellung bei einem Cushing Pferd?

Ich habe in der Liste leider niemanden gefunden, auch keinen Azubi. Es scheint in den Kreisen Braunschweig, Wolfsburg etc. eine Lücke zu geben ;)

Die Futterrillen würde ich mal auf das Cushing zurückführen ... ist ja eine Entgleisung des Stoffwechsels mit allen verbundenen Wirkungen: Mauke zu jeder Jahreszeit, Wundheilungsstörungen, vermehrtes Trinken, Infektanfälligkeit, langes Fell ... die Liste ist endlos. Sie bekommt Pergolid, damit kommt sie gut zurecht und regelmäßig Mariendistel und Kräuter für Niere und Leber. Dass die ungleichmäßige Form der Rillen aber schlecht ist, hab ich verstanden und will auch alles tun, das zu ändern.

Den Laufstall hätte ich jetzt nicht als so problematisch angesehen. Die Box ist ca. 2-3 Mal so groß wie eine Standardbox. Davor ist eine ca. 8x6 m große Pflasterfläche und anschließend eine Sandfläche. Insgesamt also keine riesige Fläche. Sie stehen dort zu dritt, sie ist ranghöchstes Tier und wenig gestresst. Sie läuft auf dem Pflaster am besten ... im tieferen Sand und in der Strohbox ist deutlich zu sehen, dass sie eher unsicher auffußt und ihr das zu kippelig ist. In diesem Stall stand sie auch schon als sie ohne Eisen lief. Sie braucht diesen Stall sehr, da sie sich wegen der Arthrose ausreichend bewegen muss. Zudem steht ihre Tochter mit in dem Stall (ist schon groß, 11 Jahre ;)) ... die beiden sind unzertrennlich und leiden schrecklich, wenn der andere längere Zeit weg ist. Ich habe in dem Reitstall auch keine Möglichkeit, sie irgendwo anders hinzustellen.

Hier ist auch der Stall zu sehen (Anfang des Films):
http://www.youtube.com/watch?v=ca3RLpfw3Fs&list=HL1326232483&feature=mh_lolz

Meint ihr, das ginge? Weniger Bewegung ist Gift für das Gelenk.

VG

Susanne

Re: Barhuf Umstellung bei einem Cushing Pferd?

Hallo Susanne,
Ihre Stute aus dieser Gemeinschaft zu nehmen würde ich auch auf keinen Fall machen.
Das was sie dort an Bewegung hat, scheint nicht zu viel zu sein - und Sie würden ja auch
beobachten, wie sie sich barhuf verhält.
Bitte kontaktieren Sie doch mal Frank Vicent; er fährt in regelmäßigen Abständen eine
Nordtour - evtl kann er sie mit einplanen. Dann könnten Sie noch Michael Kuzmik fragen;
er fährt auch weitere Touren.
Alles Gute!
LG A.Prange

Re: Barhuf Umstellung bei einem Cushing Pferd?

Danke! Ja, das würde ich sehr genau beobachten. Sie hat ja auch mal wegen der Arthrose schlechte Tage. Gestern zum Beispiel hat sie ihr Problembein sehr stark entlastet, sah aber sonst sehr munter aus. Das ist eben so, es sind immer mal wieder schlechte Tage dabei ... das halte ich inzwischen aus. Fühlig darf sie dann ohne Eisen auch erst mal gehen. Bei größeren Problemen würde ich zwischendurch Equi einwerfen. Hier habe ich vom TA auch grünes Licht, weil die Arthrose bekannt ist und man in ihrem Alter ruhig zur Linderung häufiger Schmerzmittel geben kann. Sie tobt dann damit ja nicht wild durch die Gegend, sondern es hilft ihr über die schlechten Tage.

Gut, die beiden HOs werde ich auf jeden Fall mal kontaktieren, vielleicht passt es ja in die Tour.

Ich werde berichten, wie es weitergeht.

Re: Barhuf Umstellung bei einem Cushing Pferd?

Meine Stute läuft nun seit 4 Tagen ohne Eisen. Ich habe es trotz des Frostes gewagt, da sie aktuell ohnehin nur auf der gepflasterten Fläche oder in ihrer Box läuft. Die Sandfläche im Paddock ist gefroren und extrem kippelig. Da ist sie auch mit Eisen nicht mehr drauf gelaufen. Bewegen tue ich sie im Schritt in der Halle.

Und was soll ich sagen: sie läuft erstaunlich gut damit ... etwas fühlig, aber nicht so stark wie ich befürchtet habe. Gestern hatte ich sie in der Halle und sie hatten einen sehr zügigen Gang drauf und war extrem munter und gehfreudig. Das würde sie sicher nicht tun, wenn sie starke Schmerzen hätte. Parallel bekommt sie eine Ingwer/Teufelskralle-Mischung, die ihr im Winter helfen.

Mal schauen wie sich das weiterentwickelt. Zur Zeit kommt sie bestens barfuß klar und ich hoffe das bleibt so. Ich habe sogar das Gefühl, dass sie ohne Eisen befreiter läuft und ihr das geringere Gewicht auch gut tut.

Danke noch mal für die Tipps!