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Chronische Hufrehe, Hohle Wand?

Hallo,
ich habe ein Schweres Warmblut (15 Jahre), bei dem jetzt die Diagnose chronische Hufrehe und Hohle Wand gestellt wurde.

Vor 4 Jahren hat er sich seine Eisen so böse abgetreten, dass wir ihn danach nicht mehr beschlagen konnten. Seitdem geht er barhuf. Eigentlich recht gut. Ich hab ihn mit Hufschuhen ganz normal geritten. Die Hufe waren nie wieder richtig gut, das Pferd aber reitbar. Und der Schmied hat mich immer vertröstet. Das braucht Zeit. Im Winter wird es besser.

Die Hufe hatten immer wieder Risse, die - laut Schmied - nur oberflächlich sind. Von Eisen hat er mir immer wieder abgeraten. Da ich aber reiten konnte und das Pferd keine Probleme hatte, hab ich ihn auch barhuf gelassen.

Letztes Jahr habe ich auch ein Blutbild anfertigen lassen. Alles OK, keine Mangelerscheinungen. Habe aber für besseres Hufwachstum Equitop forte bekommen.

Diesen Winter wurden die Hufe tatsächlich auch wieder richtig gut. Aber durch den frühen trockenen Sommer sind sie nun wieder gerissen.

Nach dem letzten Ausschneiden ging er auch wieder fühlig und ich habe Röntgenbilder anfertigen lassen. Diagnose: chronische Hufrehe, hohle Wand. Deutlich gesenktes Hufbein. Ich selber habe die Bilder noch nicht gesehen. Mein Hufschmied meint zu der Diagnose: Das flache Hufbein hat er schon immer. Das ist so bei ihm. Er kennt ihn seit 8 Jahren und auch nur mit dieser Hufstellung. Von einer Behandlung im Sinne des TA rät er ab. Der TA will die Hufwand über den Hohlräumen abtragen und einen Reheschlag draufmachen.

Ich weiß nun nicht, was ich tun soll. Diese lange Behandlung in Kauf nehmen? Oder weiter so machen wie bisher. Nur Ausschneiden und mit Hufschuhen reiten. Der TA meint, ohne Behandlung wird die Hufbeinsenkung schlimmer. Der Hufschmied sagt, das ist schon immer so und es wird nicht schlimmer. Das Hufbein wird bei ihm nicht durchbrechen und unreitbar wird er ohne diese Behandlung auch nicht.

Wer kann mir helfen oder wer weiß was? Einen akuten Reheschub hab ich nie mitbekommen. Vielleicht ist das ja wirklich keine Hufbeinsenkung durch Rehe?

Die Bilder zeigen seine Vorderhufe im September 2010. Über den Winter waren sie wieder richtig gut. Nun haben sie wieder Risse - allerdings an anderen Stellen.


Re: Chronische Hufrehe, Hohle Wand?

Hallo,
aktuelle Fotos von allen Seiten und von unten sind für eine Beurteilung wichtig. Auch die Röntgenbilder wären interessant.
Die Fotos lassen einen chronischen Rehehuf vermuten mit deutlich weghebelnden Wänden. Da die Hufkapsel das in dem Maße nicht kompensieren kann entstehen solche Risse. Das Hufbein steht beim hellen Huf sicher eher steil (Rotation), aber vom klinischen Bild würde ich keine Absenkung vermuten. Beim schwarzen Huf könnte eine Absenkung vorliegen, ebenso eine Rotation. Hinter dem Riss beim weißen Huf scheint ein Fäulnisprozess vorzuliegen, den man extra behandeln muss. Beim schwarzen Huf ist die Vorderwand auch unterminiert. Die Wände scheinen sehr dünn und nicht sehr tragfähig.Ich würde auch davon abraten die Hufkapsel so invasiv zu zerstören (Wand weg und Beschlag drauf), erst recht, wenn das Pferd auch ohne bzw. mit Hufschuhen geht. Die Hufsituation auf den Fotos ist nicht sehr gut, aber mit einer geeigneten Behandlung deutlich verbesserbar, so dass das Pferd keine Probleme mehr hat. Dafür ist aber eine Beurteilung vor Ort notwendig.
Einfach mal Im Register nach einem Huforthopäden schauen und das Pferd wird sicher bald bessere Hufe haben und besser laufen können.

MfG Bianka Wernick

Re: Chronische Hufrehe, Hohle Wand?

Hallo Bianka,

ich denke nicht, dass hier eine Rhe vorliegt. Für mich sieht das nach zwei nicht erkannten Bockhufen aus. Beide Hufe müssten deutlich steiler gestellt sein. für mich ist das fast ein Wunder, das das Hotti damit noch gelaufen ist.

Wenn ich darüber so nachdenke, dann wäre es wohl sinnvoll, wenn man bei dem weißen <Huf die Höhe der Trachten etwas niedriger macht und den Huf aber trotzdem so bearbeitet, dass er steiler herunter wächst. Letzendlich muss aber da ein HO darufgucken.

natalie

Re: Chronische Hufrehe, Hohle Wand?

Hallo Natalie,

mag sein dass hier auch ein erworbener Sehnenstelzfuß (Bockhuf) vorliegt, jedoch halte auch ich die Reheproblematik für offensichtlich. Bei solchermaßen weghebelnden Wänden muß der Hufbeinträger verbreitert sein bzw. sich hole Wände zeigen.

Möglicherweise hat auch die übliche Hufbearbeitung beim erworbenen Sehnenstelzfuß mit Beteiligung der tiefen Beugesehne - die eine Stellungskorrektur durch Kürzen der Trachten versucht - zu dieser Reheproblematik geführt oder die Problematik verstärkt. Allerdings halte ich es für einseitig sich nur darauf zu verlassen und mögliche Stoffwechselproblematiken damit zu übersehen.

Für genauere Aussagen zu diesen Hufen benötigt es mehr Informationen.

Ein Kürzen der Trachten, egal mit welchen zusätzlichen Maßnahmen an diesen Hufen, halte ich zu dem jetzigen Zeitpunkt für falsch.

Lieben Gruß Astrid Arnold

Re: Chronische Hufrehe, Hohle Wand?

Hallo,

vielen Dank für die Antworten.

Anbei noch die Röbis. Leider musste ich sie abfotografieren, da ich sie digital nicht bekommen konnte. 1 - ist VL (schwarzer Huf), 2 - ist VR (weißer Huf)

Nach nochmaliger Rücksprache mit dem TA, möchte er nun den Huf an der Zehe kürzen, die Wand über der hohlen Wand abtragen ("das ist nicht viel - geht ja nur bis zur Hälfte vom Huf") und einen orthopädischen Beschlag drauf machen.

Die hohle Wand erkennt man auf dem Röbi vom schwarzen Huf (VL).

Nach 6 Monaten wäre er wieder normal reitbar, bis dahin nur schonen - also Schritt.

Da er mittlerweile schlechter geht als noch vor ein paar Tagen, muss ich mich schnell entscheiden. Vielleicht ist ein Beschlag für die erste Zeit doch das beste und später stelle ich wieder auf barhuf um, unter Aufsicht eines HO? Ginge das?

LG

Re: Chronische Hufrehe, Hohle Wand?

Hallo,
die Röntgenbilder zeigen eine Rotation des Hufbeins. Das deutet auf eine chronische Hufrehe hin. Leider kann man auf den Röntgenbildern nicht erkennen wieviel Platz das Hufbein gen Sohle hat. Wenn das Pferd schlecht läuft vermutlich nicht viel. Wichtig ist momentan der Schutz des HUfbeins, damit nicht zukünftig knöcherne Veränderungen auftreten. Ich würde unbedingt die Sohlen polstern, damit das Hufbein keinen Druck bekommt. Dazu weiche Box und vorerst Ruhe. Das muss einfach rauswachsen und durch eine huforthopädische Arbeit in die richtige Richtung gebracht werden, damit die Wände wieder tragfähig werden. Die Abtragung der Vorderwand lässt die Blättchenschicht austrocknen und unbequem für das Pferd werden. Die Wand ist dann weg und kann nicht tragen. Das Tragen muss dann die Sohle übernehmen und dadurch kann die Sohle dem Hufbein nicht "entfliehen" und wegschwingen und das Hufbein zerdrückt die Lederhaut. Langfristig wird der Druck auf die Hufbeinspitze zu knöchernen Veränderungen (Nasenbildung oder Auflösung von Knochenstruktur) führen. Polstern ist zwar aufwendig, aber bequem und wichtig für die Gesunderhaltung des Hufbeines. Eine Hufeisen muss ja aufgenagelt werden, was ich bei den unterminierten Wänden für problematisch halte. Man kann durch ein Vernageln einen neuen Reheschub auslösen und vernageln ist bei einem schmerzhaften Prozess nicht selten, da das Pferd nicht ruhig steht. Außerdem bedeutet das Nageln selbst Schmerzen, immerhin klopft man mit einem Hammer auf einem schmerzhaften Huf herum. Ich halte das für tierschutzwidrig. Polster tun nicht weh...

MfG
Bianka Wernick

Re: Chronische Hufrehe, Hohle Wand?

Ich habe gute Erfahrungen mit den Polsterverbänden gemacht, während uns der Umweg über Hufeisen nur 2 Monate weitere Schmerzen fürs Pony gebracht haben.
Wenn es mein Pferd wäre, würde ich einen HO kommen lassen und mir Polsterverbände zeigen und dem Pferd anlegen lassen. Leider muss man die Polsterverbände oft erneuern und sobald es ging habe ich anstatt der Polsterverbände Hufschuhe mit Unterpolsterung genutzt. Dies einige Monate lang. Die Hufschuhe waren 24 Stunden an den Hufen und wurden täglich einmal entfernt, der Huf mit Essig gewaschen und nach dem Trocknen wieder angezogen. Als das Pony anfing sich zu weigern die Hufschuhe wieder anzuziehen und der Boden weich war, hab ich ihn ohne laufen lassen. Nach etwa 10 Monaten sind wir wieder langsam im Schritt mit Hufschuhen ausgeritten und nach 1 Jahr war das Pony voll nutzbar. Den Hufen sieht man es aber, wenn man genau guckt, auch nach jetzt gut 2 Jahren noch an, dass da mal was gewesen ist. Aber mittlerweile tragen wir nur noch in Ausnahmesituationen, also Schotterweg, die Hufschuhe und er springt hier den Parcour mit den Kids ohne Probleme.

Wichtig ist auch, dass engmaschige Hufbearbeitungen stattfinden, zumindest solange die Situation akut ist. Teils waren für uns die 4 Wochen viel zu kurz und ich habe in Absprache noch selbst Hand angelegt. Gerade weil die nach vorne hebelnde Zehe immer wieder Kontakt hatte und gereizt hätte werden können.

Das Buch von Frau Rasch über Hufrehe hat mir sehr weitergeholfen zu verstehen was da im Huf passiert und was hilft.

Re: Chronische Hufrehe, Hohle Wand?

Nach den Röntgenbildern sieht auf jeden Fall der eine Huf schon nach einem Bockhuf oder Sehnenhuf aus. Der andere steht mMn mit den Knochen ganz gut da. Aber es ist doch tatsächlich von Hufschmied nicht gewollt worden, dass die Hufe steil stehen.

@Bianka
Ich dachte es gibt keine Hufbeinrotation sondern nur eine Hornkapselrotation. Du schreibst was von Hufbeinrotation. Aber wie soll das denn funktionieren, denn die ziehenden Sehen, also Strecksehne und Beugesehen, geben ihre Funktion doch nicht auf. Logischerweise kann doch dann nur die Kapsel rotiren. Und außerdem weißt du doch garnicht wie das Hufbein vor der Fehlstellung gestanden hat. Da kann man doch garnicht davon sprechen.

Natalie

Re: Chronische Hufrehe, Hohle Wand?

Hallo,

ich halte neben dem Befund an den Hufen die Gleichbeine auf Bild 1 für auffällig.
Gab es denn schon mal am Fesselgelenk Probleme?

Lieben Gruß Astrid Arnold

Re: Chronische Hufrehe, Hohle Wand?

Hallo Natali,

Generell ist zu sagen, dass die Röntgenbilder nicht gut sind und daher eine richtige Beurteilung schwierig machen.
Meiner Meinung nach ist es sehr schwierig nach z.B. 2 Monaten vergleichbare Röntgenbilder anzufertigen, da die Umstände nie die gleichen sind. Da das Röntgengerät in einem Meter Abstand zur Kassette steht, reicht eine kleine Winkeländerung von 0,5 cm auf, um auf dem Film eine andere Gliedmaßenstellung darzustellen.
Zur Rotation ist zu sagen, dass es beide Arten gibt. Die Kapsel kann "rotieren" bei einer hebelnden Vorderwand mit oder ohne hohler Wand. Dabei ist die Fesselachse also Fesselbein - Kronbein - Hufbein gestreckt.
Das Hufbein kann natürlich auch rotieren. Der Gegenspieler zur Beugesehne ist der Hufbeinträger, die Strecksehne sitzt am Hufbein punktuell am Streckerfortsatz an, so dass die Strecksehne kein Gegner für die Kraft der Beugesehne ist. Ist der Hufbeinträger zerstört, wird das Hufbein durch die großflächige Ansatzfläche am Hufbein nach hinten gezogen und die Spitze zeigt steiler gen Boden. Dadurch drückt der scharfkantige Hufbeinbodenrand gegen die Sohlenlederhaut. Blutergüsse entstehen und im schlimmsten Fall ist der Druck so groß, dass auf der Lederhaut die Hornproduktion stagniert und später ein Hufbeindurchbruch droht.
In diesem Fall bin ich schon der Meinung, dass auch hier eine Rotation vorliegt, da die Fesselachse nicht gestreckt erscheint. Beim anderen Huf ist es deutlich sichtbarer.
Natürlich können auch beide Varianten gleichzeitig vorliegen.
So oder so, kann man den Huf soweit korrigieren, dass die weghebelnde Vorderwand parallel zum Hufbein runterwächst, und im nächsten Schritt kann man auch eine Hufbeinrotation korrigieren. Dazu muss aber die Hufkapsel intakt und wieder funktionstüchtig sein.
Es ist aber immer eine Fallentscheidung, die vortort getroffen werden muss. Fotos zeigen nie die ganze Wahrheit, auch nicht Röntgenbilder. Die KLinik zählt.

MfG Bianka Wernick