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Entzündung im Huf - Spätfolgen eines Hufgeschwürs?

Hallo zusammen,

ich habe eine 20jährige Stute, die ihr Leben lang barfuss lief, da sie immer sehr gutes Horn hatte. Vor einem Jahr bekam sie ein Hufgeschwür in der Eckstrebe im rechten Vorderhuf, welches nach unten geöffnet wurde und wenig später auch zum Kronrand durchbrach. Alles wurde vorschriftsmäßig gespült und behandelt. Da ich sie nicht beschlagen lassen wollte, habe ich das Loch mit Watte ausgestopft und täglich gesäubert oder desinfinziiert. Auffällig war, dass sie bei nassem Wetter ab und zu Probleme damit hatte und kurzfristig lahmte. Nach dem Ende der Weidesaison hatten wir jedoch Ruhe, den ganzen Winter war sie lahmfrei. Jedoch habe ich mich gewundert, warum das Loch nie ganz zuging (der Kanal blieb immer recht tief).
Vor 2 Wochen lahmte sie dann ganz plötzlich wieder und zeigte Druckschmerz im Bereich des alten Hufgeschwürs. Nach zwei Tagen Angussverband war jedoch alles wieder weg. In der Hoffnung, dass es hilft, habe ich sie dann beschlagen lassen (wir haben ziemlich steinige Wege in der Gegend). 5 Tage lieg sie super mit den Eisen. Nun geht sie erneut lahm (Druckschmerz am Ballen, angelaufenes Bein, warme Fesselbeuge). Es kam ganz plötzlich und war nach einem Tag schon wieder besser. Aber in der Wendung sieht man es noch deutlich.
Ich bin ratlos: Was kann das sein? Eine kleine neue Kammer mit Eiter? Eine chronische Entzündung? Oder gar eine Hornkapsel?
Bin für jeden Tipp dankbar. Vielen Dank schonmal!

Re: Entzündung im Huf - Spätfolgen eines Hufgeschwürs?

Hallo,

wie sie sich schon richtig fragen kann das sehr viele Gründe haben.

Am häufigsten ist es jedoch so, dass Löcher und Abszesse durch ungünstige Hufsituationen entstehen. Hat das Pferd dann erst einmal einen solchen schmerzenden Abszess, verändert sich die Hufsituation weiter, da es durch den schmerzenden Abszess zu einer Schonhaltung kommt. Durch diese einseitige Belastung und Hornabrieb kommt es dann zu Verschiebungen in der Hornkapsel. Werden diese Verschiebungen nicht zurückgeführt, über die Hufbearbeitung, kommt es häufig mit den Abszessen nicht zur Ruhe.

Es wäre daher als Erstes wichtig die Hufsituation ihres Pferdes zu beurteilen. Dazu bräuchten wir Fotos von dem Huf ihres Pferdes. (siehe Fotoanleitung)

Kann man am Huf nicht erkennen woher die wiederkehrenden Entzündungen kommen würde ich ihnen empfehlen, als nächsten Schritt, Röntgenbilder machen zu lassen.

Lieben Gruß
Astrid Arnold

Re: Entzündung im Huf - Spätfolgen eines Hufgeschwürs?


Vielen Dank schonmal für die Antwort. Anbei nun einige Bilder. Die Eisen sind wie gesagt erst eine Woche drauf, haben die Hufstellung aber nicht verändert (Huf sah ohne Eisen praktisch genauso aus). Bitte nicht an den weißen Fetzen stören, das sind noch Wattereste.

Re: Entzündung im Huf - Spätfolgen eines Hufgeschwürs?

Hallo,

sehe ich das richtig dass an der äußeren Trachtenwand auch ein Riss ist?

Ich sehe die Problematik schon darin dass die äußere Trachte überbelastet ist und von daher die Zusammenhangstrennung (Loch) immer wieder einreißt. Der Huf befindet sich insgesamt in einer sehr starken Spannunssituation worauf die beiden tailierten Wände hinweisen.

Wie sie ja schon bemerkt haben bringt der Eisenbeschlag ihnen hier auch keine wesentliche Verbesserung. Vielleicht haben Sie die Möglichkeit einen Huforthopäden vor Ort zur Beratung zu bitten.

Lieben Gruß Astrid Arnold

Re: Entzündung im Huf - Spätfolgen eines Hufgeschwürs?

Vielen Dank für die Einschätzung. Woran sieht man, dass die äußere Trachte überbelastet ist und was würde ein Huforthopäde dagegen tun?
Außerdem haben sie die taillierten Wände erwähnt. Gibt es hier typische Behandlungsmethoden/Vorgehensweisen?
Heute lasse ich Röhntgenbilder anfertigen, gern berichte ich, wenn sie vorliegen.
Viele Grüße,
Elske

Re: Entzündung im Huf - Spätfolgen eines Hufgeschwürs?

Noch eine kurze Rückfrage: Ist es denn bei den von Ihnen beschriebenen Auffälligkeiten durchaus möglich, dass das Pferd 6 Monate völlig lahmfrei geht und dann plötzlich wieder Probleme kriegt? Das ist der Punkt den ich nicht verstehe, sofern es wirklich einen Zusammenhang mit dem alten Hufgeschwür gibt.

Re: Entzündung im Huf - Spätfolgen eines Hufgeschwürs?

Ergänzung zu den Fotos: Es ist kein Riss im Huf, das täuscht wahrscheinlich (nur eine uralte Narbe am Ballen).

Re: Entzündung im Huf - Spätfolgen eines Hufgeschwürs?

Hallo,

Es ist immer eine Gesamtsituation des Hufes die auf Belastungsprobleme hinweist. In Ihrem Fall kann man die Belastungssituation an der Stellung der Gliedmaße, an dem wie das Eisen angebracht ist, an der Struktur und dem Verlauf der Hufwand, am Saumhorn, am Verlauf der Eckstreben und nicht auch zuletzt an dem Vorhandensein des „Loches“ erkennen.

Es ist gut möglich dass ein Pferd mit einem Hufgeschwür lange Zeit lahmfrei geht. Erst wenn ein Hufgeschwür die Lederhaut erreicht führt es zu einer Lahmheit. Ein Hufgeschwür kann also sozusagend längere Zeit „schlafend“ sein um dann wieder zu einer Lahmheit zu führen.

Mit der traditionellen Hufbearbeitung wird zum Zeitpunkt der Hufkorrektur eine möglichst günstige Belastungssituation hergestellt – also der Huf möglichst „gerade“ geschnitten. Leider ist es dann aber so dass durch das Hornwachstum und den Hornabrieb der Huf mit den Wochen wieder in eine ungünstigere Belastungssituation kommt. Die Huforthopädie hat hier einen anderen Ansatz. Durch die Steuerung des Hornabriebes ist es möglich dass der Huf seine günstigere Belastungssituation behält oder sogar mit den Wochen noch verbessert.

Die Wahrscheinlichkeit dass die Lahmheit bei ihrem Pferd von dem Hufgeschwür kommt ist sehr groß, trotzdem darf man sich aber nicht allein hierauf versteifen und muss abklären, ob nicht auch noch andere Ursachen in Betracht kommen. Eine Verbesserung der Hufsituation wäre aber in jedem Fall hilfreich.

Lieben Gruß Astrid Arnold

Re: Entzündung im Huf - Spätfolgen eines Hufgeschwürs?

Hallo Frau Arnold,
vielen Dank für Ihre Antwort. Ich hatte den Huf sicherheitshalber röntgen lassen, um Ursachen an den Knochen auszuschließen. Der Tierarzt meinte, dass man zwar ein paar Verschleißerscheinungen erkennt, diese aber nicht unbedingt im Zusammenhang mit der Empfindlichkeit an der äußeren Trachte stehen müssen.
Ich habe nun den Schmied gewechselt, da der Huf doch deutlich zuletzt deutlich anders aussah, als noch vor einem Jahr ohne Beschlag. Der neue Schmied meinte, dass die äußeren Trachte auch viel länger war als die innere, sprich außen immer übermäßiger Druck enstand, der die Ursache für die Entzündung sein könnte. Sie meinten ja auch, dass die äußere Trachte überlastet ist. Der Huf steht nun also nicht mehr ganz so steil und der Druck/das Gewicht ist gleichmäßiger verteilt. Das Loch im Huf ist nicht mehr durch eine Ausbuchtung des Eisens abgedeckt (was ja auch nochmal mehr Druck auslösen kann), sondern durch eine durchgehende Lesersohle. Ich beobachte nun, wie die Stute damit läuft. Leider gibt es keinen Huforthopäden in der Nähe von Göttingen, wie ich dem Verzeichnis entnehmen konnte.
Sobald ich die Röntgenbilder habe oder Fotos vom neuen Beschlag, stelle ich diese noch ein. Mittelfristig soll die Stute auf jeden Fall wieder barfuß gehen, das hat sie schließlich viele Jahre problemlos gemacht. Aber zunächst muss das Loch zuwachsen und ich hoffe dass es nun voran geht. Vielen Dank noch mal für Ihre Einschätzung.

Re: Entzündung im Huf - Spätfolgen eines Hufgeschwürs?

Fehlerteufel: Ich meinte "Ledersohle"

Re: Entzündung im Huf - Spätfolgen eines Hufgeschwürs?

Hallo Elske,
bitte fragen Sie doch mal Michael Kuzmik. Es könnte sein, daß er in Ihre Gegend fährt.
Liebe Grüße, Angelika Prange

Re: Entzündung im Huf - Spätfolgen eines Hufgeschwürs?



Ich füge nun noch die Röntgenbilder an. Muss aber ddazu sagen, dass danach noch ein zweiter Schied da war und die äußere Trachte etwas gekürzt hat, weil er meinte die sei länger als die innere. Mir kommt der Huf auf den Bildern auch etwas schief vor. Freue mich auf Ihre Meinung. Es ist das rechte Vorderbein.

VG,
Elske Ludewig

Re: Entzündung im Huf - Spätfolgen eines Hufgeschwürs?

Etwas schief ist gut.. Die Gelenkspalten sind alles andere als bodenparallel...

Re: Entzündung im Huf - Spätfolgen eines Hufgeschwürs?

Hallo Katrin,
ja, das ist mir auch aufgefallen. Was denkst du an welcher Seite steht zu viel Horn. Würde es sich bessern wenn man außen etwas wegnimmt?

Re: Entzündung im Huf - Spätfolgen eines Hufgeschwürs?

Ich würde sagen, so wie die Gelenkspalten stehen, ist das Problem durch Menschenhand gemacht. Normalerweise müsste der Huf an der Seite höher sein, wo die Gelenkspalten höher sind, denn so ist er entstanden (durch eine lange Zeit bestehende längere äußere Seite). Ist er aber jetzt nicht (mehr). Wahrscheinlich, weil der Hufbearbeiter immer die optisch längere Seite gekürzt hat... ?
Auch Fessel- und Kronbein haben sich schon total verformt (betrachte die Taillierung der Knochen v.a. in Bezug zu den Gelenkspalten). Ob sich das noch zurückformt wag ich zu bezweifeln.

Ich persönlich würde an dem Huf gar nichts mehr einseitig kürzen (Stellung bewusst ändern), sondern Eisen ab und ihn dann so entsprechend bearbeiten, dass er sich so abläuft, dass er symmetrisch wird bzw. belastet wird, alle Hebel ausgeschalten werden. Würde dringend raten, einen HO zu kontaktieren.

Re: Entzündung im Huf - Spätfolgen eines Hufgeschwürs?

Vielen Dank, das hab ich auch vor. Hab nur noch keinen HO gefunden, der nach Göttingen fährt bzw. gingen sie nicht ans Telefon. Morgen kommen die Eisen auf jeden Fall ab, dann kann sich der Huf erstmal so ablaufen, wie er möchte. die Hoffnung auf einen HO geb ich nicht auf.

Viele Grüße,
Elske

Re: Entzündung im Huf - Spätfolgen eines Hufgeschwürs?

Obwohl ich nicht denke, dass das ein Anfängerhuf ist, würd ich dir alternativ noch raten, einen Hufkurs bei einem HO mitzumachen und/oder leg dir das Buch "Der Weg zum gesunden Huf" zu. Einfach, damit du ein bisschen mehr Verständnis für die ganze Materie bekommst und dann kannst du vielleicht selber ein bisschen beurteilen, ob das Sinn macht, was dein (nächster) Hufbearbeiter da an den Hufen macht.
Einfach Eisen ab und abwarten wird die Situation nicht positiv verändern.. Ich würde zeitgleich mit der Eisenabnahme die Hufe von einem HO bearbeiten lassen.