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Hufbeinkappe

Hallo,

ich brauch dringend Hilfe.

Es geht um meine 8 jährige Stute und zwar wurde bei Ihr zuerst mittel röntgen eine Entzündung an der Hufbeinkappe festgestellt, die mit durchblutungsförderndem Mittel und 6 wöcher Boxenruhe behandelt wurde. Habe diese jedoch auf 8 Wochen ausgedehnt und dann langssam wieder mit der Arbeit angefangen. 20Min. Schritt, eine Runde Trab, 20min. Schritt usw. Eine Woche ist es gutgegangen und dann fing sie wieder an zu lahmen.

Also neue Röntgenbilder und nun haben sich wohl Knochenzuwüchse gebildet die immer an der Strecksehne scheuern und diese sich wohl immer wieder entzündet. Die Diagnose meiner Tierärztin: Meine Stute wird nie mehr belastbar sein. Es gäbe zwar die Möglichkeit der OP mittels Arthroskopie doch eine Heilungschance in Prozent konnte sie mir nicht geben. Nun meine Frage: Hat irgendjemand Erfahrung mit so etwas gemacht oder einen Tip was ich noch machen könnte. Wäre eine Umstellung auf barhuf sinnvoll?

Bitte helft mir denn ich möchte mein 8jähriges Pferd nicht töten lassen.

Liebe Grüße
Marion

PS. Habe das Röntgenbild angehängt.

Re: Hufbeinkappe

Hallo Marion,
ganz schlüssig klingt es nicht, was Sie schildern, aber evtl liegt dies nur an Ihrer Wiedergabe der tierärztlichen Diagnose. Leider lässt die Qualität der angefügten Bilder keine Aussage bezgl. der vom Tierarzt vermuteten Problematik zu. Bitte schicken Sie die Röntgenbilder noch einmal an info@huforthopaedie.org.

Prinzipiell ist festzuhalten, dass sich bestimmte Hufsituationen auf den Bereich des Strecksehnenansatzes (Hufbeinkappe) negativ auswirken und hier zu Problemen führen können. Um feststellen zu können, inwiefern im Falle Ihres Pferdes eine solche Situation vorliegt und um Ihnen sagen zu können, ob hier hufseitig Hilfe möglich ist (da bin ich erfahrungshalber erst einmal optimistisch), benötigen wir Fotos des betreffenden Hufs (siehe Fotoanleitung homepage).

Mit freundlichen Grüßen
Konstanze Rasch

Re: Hufbeinkappe

Hallo Frau Rasch,

vielen Dank für Ihre Antwort. Habe nun die Hufe meines Pferdes fotografiert und füge die Bilder an. Die ersten drei Bilder zeigen den linken Vorderhuf. Hier ist auch die Verletzung am Strecksehnenansatz/Hufbeinkappe. Desweiteren eine neues Röntgenbild.

Der Beschlagsintervall liegt bei sieben Wochen und in 14 Tagen ist wieder Hufschmiedtermin.

Die 3 weiteren Bilder sind vom rechten Vorderhuf.

Für eine Antwort danke ich bereits im Voraus.

Marion

[%sig%]

Re: Hufbeinkappe

Hallo Marion,
bitte entschuldigen Sie meine späte Antwort.

Auf dem neuen Röntgenbild kann man die von der Tierärztin diagnostizierte Veränderung ahnen. Die seitliche Fotoaufnahme der Gliedmaße wie auch das Röntgenbild lassen ebenfalls ahnen, dass die Stellung der Gliedmaße für den betreffenden Bereich problematisch ist. Die Knochensäule ist im Hufgelenk nach hinten gebrochen, das Hufbein steht flacher zum Boden als das Kron- und das Fesselbein.

Dadurch wird die veränderte Hufbeinkappe in die Nähe des Kronbeins gebracht. Diese gefährliche "Enge" wird bei der Belastung der Gliedmaße noch verstärkt. Da die gemeinsame Strecksehne an der Hufbeinkappe ansetzt, ist sie selbst wohl eher nicht in Mitleidenschaft gezogen. Vielmehr kommen sich Hufbeinkappe und unterer vorderer Rand des Kronbeins ins Gehege. Entzündungsprozesse sind leicht die Folge.
Die nach hinten gebrochene Knochensäule ist also gerade auch angesichts des bereits bestehenden Problems als als sehr negativ zu bewerten. Ihr Hufschmied wird sicherlich im Zuge des Neubeschlages versuchen, diese Hyperextension (Überstreckung) im Hufgelenk zu beseitigen, indem er im vorderen Bereich der Hornkapsel mehr Horn entfernt, den Huf also in eine steilere Position kippt. Wenn ihm dies gelingt, wird die "Enge" entschärft, allerdings um den Preis, dass die Strecksehne vermehrt unter Spannung gesetzt wird, was sie wiederum dazu veranlasst, ihren Ansatz an der Hufbeinkappe zu "verstärken". Weiteres Sehnengewebe wird in Knochengewebe umgewandelt, die Veränderungen an der Hufbeinkappe schreiten fort.
Ein solches Vorgehen (die schmiedsche Unruhe = während des Beschlagszeitraumes von 7 Wochen wird die Hufstellung sukzessive flacher, im Zuge des Umbeschlagens wird die zu flache Stellung durch Kürzen der Zehe beseitigt) ist auch m.E. die Ursache, für die röntgenologisch festgestellte Veränderung der Hufbeinkappe. Die plötzliche Stellungsveränderung erzwingt diese Umbauprozesse der Sehne und provoziert damit die Entstehung der problematischen Situation im vorderen Hufgelenksbereich.

Ich schrieb weiter oben, "wenn ihm (dem Hufschmied) dies gelingt" - es ist in der Tat keineswegs ausgemacht, dass dies bei der bestehenden Hufsituation möglich ist. Die Form der Hornkapsel (untergeschobene Trachten, herausgebeulte Seitenwände, unphysiologisch schräge Zehenwand) macht ein solches Unterfangen schwierig. Möglicherweise werden Tierarzt und Hufschmied die Idee fassen, den hinteren Hufbereich mit Hilfe von Keilen zu erhöhen. Damit würde es trotz der bestehenden Hufform gelingen, das Hufbein steiler zu stellen. Die Hufform selbst würde sich allerdings in der Folge noch um so schneller in der bereits eingeschlagenen negativen Richtung verändern.

Ich glaube nicht, dass die Chancen für Ihr Pferd ganz schlecht stehen. Solange sich die Gliedmaße in dieser Stellung befindet, gibt es viel Hoffnung auf Besserung durch die Behebung dieser Stellung. Allerdings würde ich Ihnen empfehlen, die Stellungsverbesserung durch die Verbesserung der Hufform anzugehen. Alles andere hat die oben erwähnten negativen Auswirkungen.

Mit freudlichen Grüßen
Konstanze Rasch