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Hufbeurteilung

Guten Tag,

meine Stute geht seit Anfang des Jahres, nach fast 10 Jahren, ohne Eisen. Sie wird im Moment nicht geritten und geht nur auf die Wiese bzw. das Paddock.
Anfangs funktioniert es auch ohne Problem, leider geht sie inzwischen immer öfter sehr fühlig (auf unebenem bzw. steinigen Boden).

Spezielle orthopädischen Problem hat sie nicht, ich würde über gerne mal Eure Meinung hören zu Ihren Hufen und was man beachten sollte, bzw verändern.
Ich habe bereits Kontakt zu einem Mitglied des FHG aufgenommen, das die Bearbeitung Ihrer Hufe übernehmen soll. Leider ist es ja immer sehr schwer einen Hufschmied zu finden, der sich etwas Zeit nimmt Hufe ohne Eisen auch intensiv zu bearbeiten.

Ich freue mich auf Eure Urteile.

Gruß Nora

Re: Hufbeurteilung

Hallo Nora,

bei den Hufen fällt sofort auf, dass sie ziemlich "hoch" sind: in der Außenansicht sieht es aus, als würden die Seitenwände den Kronrand hochstauchen, hier stehen auch die Haare ab; in der Sohle sieht man viel Tragrandüberstand und auch lose/bröselig wirkendes Horn + stark nachgewachsene Eckstreben. Auch ohne die Sohlendicke überprüft zu haben denke ich, dass die Hufe insgesamt deutlich gekürzt werden können. Die Blättchenschicht wird teilweise aufgerissen und schiebt sich über die Sohle, hier sollte das überschüssige Horn entfernt werden. In der Seitenansicht vorne Rechts sieht es aus, als sei dort ein Hufgeschwür knapp unter der Krone ausgetreten, aber da kann ich mich auch täuschen. Vorne rechts zeigt sich in der Sohlenansicht ein deutliches Ungleichgewicht der Belastung, der Huf wird auf der inneren Hälfte mehr belastet als aussen. Hinten links ist die äußere Seitenwand sehr verbogen, während die innere Wand steil zum Boden steht. Dies alles sind zunächst nur erste (bruchstückhafte) Beurteilungen der Hufsituation; was die Fühligkeit betrifft, kann es mehrere Ursachen geben. Mir fällt auf, dass an den Vorderhufen im Zehenbereich die Sohle sehr abgeflacht ist, als hätte man dort Horn entfernt. Ist das so? Wenn ja, kann hier schon eine Ursache für Fühligkeit liegen, falls die Sohle zu stark ausgedünnt wurde. Ansonsten ist sehr harter/unebener Boden (Steine, Kopsteinpflaster) ungünstig für diese insgesamt eher steilwandigen Hufe, auch das ist eine mögliche Ursache der Fühligkeit.

Liebe Grüße
Silke Plantzen

Re: Hufbeurteilung

Hallo Silke,

Nora schreibt, dass ihr Pferd schon fühlig läuft, du schreibst die Hufe seien zu hoch und könnten gekürzt werden. Wenn Nora das jetzt veranlassen würde, wäre das nicht eher schädlich? ichmeine, dann würde das Pferd doch noch fühliger laufen und es wäre ihm doch nicht geholfen? oder sehe ich das jetzt falsch? Mir ist auch afgefallen, dass die Sohle auf den Ftos vorne benutzt aussieht, die Hufe aber einen Tragrand haben. Vielleicht könnte man einfach nur vorne ganz vorsichtig was wegnehmen, damit die Sohle keinen Bodenkontakt mehr hat. Aber ach nee, auf weichen Boden funktioniert das dann ja auch nicht?

Aber einfach nur kürzen finde ich nict gut.

Natalie

Re: Hufbeurteilung

Die Blättchenschicht ist auf den Bilder aufgerissen und verbreitert. Der Huf sieht zwar schon hoch aus, aber sicher könnte er steiler stehen und somit kürzer sein.
Ein Kürzen insgesamt auf Hauruck-Technik war sicher nicht vom meiner Kollegin gemeint.
Die verbreiterte Blättchenschicht ist ein Indiz für eine hebelnde Zehe, die widerum an der Lederhaut zerrt. Die Sohle kommt, durch die fliehende Zehe, dem Boden näher. Auf den Bilder sieht es auch so aus, als wenn die Zehe leicht beraspelt wurde ( kann mich auch täuschen).
Eine Fühligkeit kann durchaus mehrere Ursachen haben. Drückendes Sohlenhorn, zu wenig Bodenfreiheit, eine zu dünne Sohle usw....
Um das 100% klären zu können, sollte ein(e) Kollege/in direkt Vorort prüfen.

Re: Hufbeurteilung

Hallo Natalie,

die Fühligkeit muss, wie schon von Daniela erklärt, nicht mit einer zu dünnen Sohle zu tun haben. Womöglich sind einige Böden dem Pferd sogar wegen der zu hohen Wände oder Sohlenwülste unangenehm. Die Dicke der Sohle wird vor der Bearbeitung mit einer Zange überprüft, wenn sich hierbei herausstellt, dass es sich um eine sehr dünne Sohle handelt, wird jeder gewissenhafte Hufbearbeiter diese möglichst wenig bearbeiten. Dies gilt auch für deinen Vorschlag, in der Zehe noch mehr Material zu nehmen, um künstlich einen Tragrandüberstand herzustellen; hier würde man schnell eine zu dünne Sohle schneiden, also ist Vorsicht geboten. Meine Vermutung war auch eher, dass hier durch einen Hufbearbeiter zu viel Material weggenommen wurde, was dann zur Fühligkeit geführt hat, dann wäre noch mehr wegschneiden kontraproduktiv.