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Huflederhautentz., Zwanghufe, Fehlstellung



Ich habe meine Stute seit April in einem Aktivstall stehen, wo der Hufabrieb natürlich nicht unerheblich ist. Mitte April hat der konventionelle Hufschmied am Stall die Hufe auch noch zu kurz geschnitten, obwohl ich mit ihm über die Problematik des Hornabriebs gesprochen habe. Folglich bekam mein Pferd eine Huflederhautenzündung und zwei Wochen später ein Hufgeschwür. Der Tierarzt war mehrmals da und seit April läuft das Pferd im Aktivstall relativ gut mit Krankenhufschuhen. Dennoch ist sie ohne Hufschuhe sehr fühlig und lahmt auf weichem Boden. Ich denke, die Huflederhaut ist immernoch gereizt und das Horn muss ersteinmal nachwachsen. Da sie die Krankenhufschuhe häufiger verliert, bin ich verunsichert. Sollte ich doch einen Beschlag in Betracht ziehen? Ist das nicht problematisch, wenn die Hufe eh schon zu kurz sind? Ich freue mich über jede Anregung, Kritik und Hilfe.

Re: Huflederhautentz., Zwanghufe, Fehlstellung

Hallo Verena,

die Hufe erscheinen auf den Fotos nicht mehr zu kurz, ich denke daher nicht das die Lahmheit daher kommt.
Allerdings ist die Belastungssituation der Hufe nicht ausgewogen und die Hufmechanik noch sehr ungünstig. Trachten und die Seitenwände schieben gegen den Zehenwandbereich, das Hufbein wird bei jeder Lastaufnahme gegen die Zehenwand gedrückt.
Durch die untergeschoben und eingerollten Trachten entstehen unphysiologische Wandrundungen. Diese gesamte Situation ist dafür verantwortlich das das Horn an der Seitenwand besonders an der mehrbelasteten Seite ausbricht.
Hier könnte man mit huforthopädischen Maßnahmen noch einiges verbessern, anhand der Fotos nehme ich an dass hier ein Huforthopäde bereits gearbeitet hat. Bitte besprechen Sie doch die Prolematik.

Von einem Beschlag würde ich abraten. Dieser würde die Problematik sicher nicht verbessern sondern die jetzige Hufsituation bestenfalls zementieren. Sicher könnte über einen Beschlag die Hufmechanik "ruhiger" gestellt werden und sich damit vorübergehend das fühlige Laufen nicht mehr zeigen. Es ist aber zu befürchten dass sich die allgemeine Hufsituation damit noch verschlechtert.

Wenn sich die Lahmheit nur, oder vermehrt auf weichem Boden zeigt, könnte das auch ein Hinweis darauf sein dass die Problematik weiter oben und nicht am Huf zu suchen ist.

Mit freundlichem Gruß
Astrid Arnold

Re: Huflederhautentz., Zwanghufe, Fehlstellung

Hallo Verena,

einige Fragen habe ich noch. Wann sind die Bilder aufgenommen worden; ich meine frische Bearbeitungsspuren im Bereich der Eckstrebe zu erkennen. Wenn die letzte Bearbeitung fast einen Monat zurückliegt müssten die Eckstreben anders aussehen.
Auf den ersten Blick kann ich kein Anzeichen für ein Hufgeschwür erkennen, sprich Loch oder Sohlendefekt. Wurde die Lederhautentzündung durch Abdrücken festgestellt und das Geschwür durch Eröffnen?.
Welcher Boden besitzt der Aktivstall?
Läuft Dein Pferd auf hartem Boden besser, da es eine ausgeprägte Sohlenwölbung besitzt? Bei weichem Boden wird der Bodengegendruck vollflächig auf die Sohle übertragen – bei sehr dünner Sohle ist das unangenehm. Statt einem Beschlag würde ich erst mal eine Nutzungseinschränkung in Betracht ziehen, bis die Sohle wieder dicker geworden ist. Im Seiten und Trachtenbereich ist schon wieder ein Ansatz von einem Tragrandüberstand zu erkennen. Ein Beschlag, auch aus Kunststoff würde ich z.Zt. nicht Betracht ziehen.
Ich möchte jetzt nicht näher auf die erkennbare Fehlstellung und die Bearbeitungsfehler eingehen, die mit HO Hilfe in physiologisch passende Bahnen zurückgeführt werden können (alles eine Frage der Zeit).
Auch die Sohlendicke muß vor Ort geprüft werden.
Durch Kontakt einer/s Ho/in aus dem Register in der Deiner Nähe sollte eine vor Ort Befundung durchgeführt werden.
Gruß Klaus

Re: Huflederhautentz., Zwanghufe, Fehlstellung

Erst einmal vielen Dank für die schnelle Beurteilung!
Was ich noch vergessen habe anzumerken: Vorne an den Hufen im Zehenbereich waren Bluteinlagerungen im Horn zu sehen! Das bestätigt, dass das Hufbein gegen die Zehenwand drückt und die Lederhaut gequetscht wird oder? Kein Wunder, dass die arme Maus Schmerzen hatte (hat).
Es ist tatsächlich sehr schwierig, in Münster einen Huforthopäden aufzutreiben. Ich habe aktuell einen HO, der nach Biernat arbeitet (daher stammen auch die Fotos, vom 07. Juni), jedoch steht er neuerdings nicht mehr im Register der Biernat- Internetseite und das macht mich sehr stutzig. Er weiß aber über die Problematik Bescheid und ich werde morgen direkt bei ihm anrufen und nachfragen.
Ich habe mich entschieden, von einem Beschlag tatsächlich abzusehen und morgen erneut den Tierarzt verständigen. Ich könnte mir nämlich durchaus vorstellen, dass noch eine andere Sache hinter der Lahmheit steckt. Der Tierarzt hatte die Lahmheit vorletzte Woche dem Hufgeschwür zugeschrieben, dass wir vorne links (äußerer Trachtenbereich) eröffnet haben. Heraus kam nur eine stecknadelkopfgroße Menge an dunklem Sekret, danach habe ich 12h einen Sauerkrautverband angelegt und immer das kleine Loch (Durchmesser 2mm) sauber gehalten.
Die Lahmheit besserte sich deutlich- ist aber noch immer da. Und dass sie mit Hufschuhen nicht lahmt, veranlasste mich bisher dazu, andere Ursachen auszuschließen. Kann denn das Hufgeschwür trotzdem noch nicht ganz eröffnet worden sein? Das Loch ist wirklich ganz klein.
Dennoch hat sie Vorne eine Schiefstellung des linken Vorderbeines und es ist eine Frage der Zeit, bis es da zu einer Arthrose etc. kommt. Schließlich ist das Pferd schon 14 Jahre alt. Am besten sehe ich zu, dass die Hufe weiterhin von einem HO ordentlich behandelt werden und rufe morgen nochmal den Tierarzt.

Der Aktivstall besteht aus einem Sandboden (Wälz- und Liegebereich), einem Boden mit Pflastersteinen und Beton ( Heuständer und Kraftfutterautomat), einer Liegehalle (dick mit Stroh eingestreut) und 2 großen Wiesen, die mit einem Waldweg verbunden ist, der ein paar Pfützen mit Schlamm und auch grobem Schotter enthält.
Tatsächlich läuft das Pferd auf ebenem harten Boden besser (habe allerdings noch nicht auf hartem Boden im Kreis longiert), auf unebenem harten Boden mit Kieselsteinen sehr fühlig und auf weichem Boden sehr schlecht. Die Sohlendicke wurde immer wieder überprüft (mit der Hufzange) und das Pferd zeigte keine große Empfindlichkeit… - seltsam. Allerdings war bei früheren Hufgeschwüren die Zangenprobe auch negativ.

Re: Huflederhautentz., Zwanghufe, Fehlstellung

Hallo Verena,

so wie Sie den "Hufabszess" beschreiben könnte das auch ein Hufgeschwür sein und dieses ist nicht zwingend schmerzhaft. Die Tierärzte unterscheiden da üblicherweise nicht. So kann es durchaus sein dass die Lahmheit tatsächlich andere Ursachen hat.

Trotzdem sollte man natürlich die Probleme an den Hufen ebenso in Betracht ziehen.

Nich die "Fehlstellung" allein führt zu Arthrose sondern viel mehr der Umgang mit einer solchen Stellung. Die Hufbearbeitung die sich auf den Fotos zeigt trägt den Problemen nicht Rechnung. Wenn ihr Hufbearbeiter keine Möglichkeit hat sich hier Hilfestellung über seinen Verband oder Kollegen zu holen würde ich ihnen raten den Huforthopäden zu wechseln.

Lieben Gruß
Astrid Arnold

Re: Huflederhautentz., Zwanghufe, Fehlstellung

Also heute war der Tierarzt da und wir haben jetzt ausgemacht, dass der Huf morgen geröngt und eine Anästhesie durchgeführt wird. Da bin ich ja mal gespannt...Der Tierarzt vermutet eine Hufknorpelverknöcherung- ich könnte mir auch eine Hufrollenentzündung denken. Aber Spekulieren bringt auch nichts. Hoffentlich gibt es morgen Klarheit.Ich werde dann mal berichten.

Re: Huflederhautentz., Zwanghufe, Fehlstellung

Hallo!
Also habe ich doch die richtige Ahnung gehabt, die Röntgenbilder zeigen schon eine deutliche Veränderung des Strahlbeines. Das wundert mich nicht wirklich:
Sie hat ja eine Fehlstellung (dadurch oft Hufgeschwüre) , enge Hufe und vor 5 Jahren hatten wir auch einen "ganz leichten" Befund. Immerhin konnte der Tierarzt definitiv die Hufknorpelverknöcherung ausschließen. Anästhesiert hat der Tierarzt dann nicht mehr, weil er meinte, dass das Pferd heute "wie ein junger Gott" lief mit Hufschuhen. Er ist guter Dinge, dass sie mit einem NBS- Beschlag mit Polsterung bestimmt gut klarkommt....Ich bin da eher zurückhaltend und möchte mich da noch erst genauer informieren. Außerdem sagt er, dass eine stark entzündungshemmende Therapie jetzt nicht nötig ist. Er würde erstmal den Beschlag empfehlen und dann schauen, wie sie läuft. Das Wichtigste ist, dass mein Pferdchen keine Schmerzen hat und ein schönes Pferdeleben führen kann- da stelle ich meine eigenen Ambitionen selbstverständlich zurück.

Re: Huflederhautentz., Zwanghufe, Fehlstellung

Hallo Verena
Ohne ein Vorurteil fällen zu wollen, wäre ein Bild des Strahlbeins worauf man die deutliche Veränderung erkennen kann hilfreich; bitte einstellen. Oft werden Veränderungen interpertiert die aufgrund der Aufnahmequalität bzw. eines nicht idealen Winkels entstanden sind. Dem Kausalzusammenhang, Fehlstellung, bzw. enge Hufe (wobei die Beurteilung eng und eng relativ ist) gleich Grund für Hufgeschwüre sind würde ich nicht beipflichten. Das nicht weiter anästhesiert und ein Hufknorpelverköcherung ausgeschlossen und die entzündungshemmende Therapie nicht fortgesetzt wurde ist erfreulich.
Die Aussageempfehlung eines NBS mit Polsterung zeigt, ohne dem TA zu nahe zu treten, das die Möglichkeit eines Verdienstes an Deinem Pferd ausgeschöpft sind und die Wissenslücken über alternative Möglichkeiten der Hufbehandlung die nur rudimentär in den vet. Studiengang Eingang finden. Daher hält die DHG auch Weiterbildungstagungen ab, die Fortbildungspunkten für TÄ beinhalten.
Ich bin immer noch der Meinung das es möglich ist aus Deinem Pferd durch entspechende Bearbeitung sein Barhufdasein zu verlängern.
Ich hoffe Daß Du doch noch einen HO w/m aus dem Register findest der bereit ist eine Tour in Deine Gegend zu fahren.
Gruß Klaus

Re: Huflederhautentz., Zwanghufe, Fehlstellung

Guten Tag!
Erstaml vielen Dank für Ihre Hilfe! Ich werde gleich versuchen, die Röntgenbilder zu besorgen und außerdem die Szintigraphie- Befunde von 2005 (Tierklinik Hochmoor). Ob die noch zu bekommen sind? Ich werde berichten.
Eigentlich wünsche ich mir ja auch, dass das Pferd weiterhin barhuf läuft. Ein Beschlag ist ja immer kontraproduktiv für die Durchblutung. Allerdings rollt sie vorne immer noch schief ab auf dem linken Bein, da entsteht viel Druck auf die äußere Eckstrebe. Hinzu kommt der erhebliche Abrieb im Aktivstall, einen Tragrand hat sie schon nicht mehr. Und wenn man den Polsterbeschlag nur 2-3 Monate verwendet? Dann kann das Pferd (hoffentlich) schmerzfrei, die jetzigen Krankenhufschuhe geben nämlich jetzt auch noch den Geist auf.
Ach ja, den HO den ich zweimal (innerhalb von 4 Wochen) am Pferd hatte, steht nicht mehr im Register von Biernat. Ich habe dort nachgefragt warum und mir wurde nur gesagt, dass sie die Zusammenarbeit gekündigt haben und mir einen HO empfohlen, der ganze 130km entfernt tätig ist. Jetzt habe ich die Hilfe einer Biernat- Schülerin in Anspruch genommen, sie ist Im Herbst fertig mit der Ausbildung. Also hier in Münster werden wirklich HO händeringend gesucht!

Re: Huflederhautentz., Zwanghufe, Fehlstellung

Hallo Verena,

Der Eingang für den Hufabszeß liegt an einer typischen Stelle, wenn die Eckstreben nicht genügend gekürzt worden sind, da müsste mehr Augenmerk darauf gelegt werden.

Insgesamt finde ich die Hufe sehr schief und das " Rieddach" wird von dem Bearbeiter sehr hoch gezogen. Hierbei wird der Tragrand, auf dem das Pferd ja läuft beabsichtig geschwächt. Man erkennt das auch an den Steinchen die auf dem ersten Foto in Sohlenansicht auf der äußeren Hufwand. Dadurch dass nun hier weniger Tragrand da ist, läft sich dieser schneller ab und das Pferd wird schneller auf die Sohle gezwungen, gerade wenn es in dem Aktivstall sehr viel unterwegs ist.

Aufgrund der schiefen Hufe kann sich das Hufbein über die Jahre veränder haben, Knochenabbau findet an den beanspruchten Stellen statt, wo Hebel sind und wo vielleciht das Hufbein auf die Sohle gerät, dort wo du die Einblutungen gefunden hast.

Ich hoffe dass du jemanden findest, es gibt auch viele unserer Kollegen, die Touren machen, welche so nicht im Verzeichnis stehen. Ich weiß das Bianca Wernik in deiner Ecke unterwegs ist. Bitte mich nicht festnageln, frag sie mal.

Alles Gute für euch und es lebe der Barhuf.

Re: Huflederhautentz., Zwanghufe, Fehlstellung

Guten Abend,

meine Biernat- Huforthopädin war am Wochenende auf einer Schulung und da haben sie auch diesen Fall besprochen. Fotos, Röntgenbilder etc. lagen vor.
Ergebnis ist:
Mein Pferd hat einen leichten Stelzfuß vorne rechts (links ist die Hufrollengeschichte diagnostiziert).
Der steile Huf wurde durch das unsachgemäße Flacherstellen durch den Schmied in einen Schmerzzustand gebracht, so dass durch seine Schonung der Parallelhuf dauerhaft überlastet wurde.
Am flacheren Parallelhuf entwickelten sich allmählich Sehnenprobleme durch die dauerhafte Überlastung.
Ziel der huforthopädischen Arbeit ist möglichst den Stelzfuß in eine gleichmäßige Belastbarkeit zurückzuführen: es wird darauf geachtet, dass er insgesamt nicht zu hoch wird und durch sorgfältiges und vorsichtiges Herantasten wird die für die Situation ideale Hufwinkelung ermittelt, bei der dieser Huf bestmöglich belastet werden kann. Die Folge ist ein Erholen des zu flachen Parallelhufes, der seinerseits etwas steiler werden soll.
So wurde mir das vorhin erklärt. Also werde ich natürlich weiterhin mit der HO zusammenarbeiten, in der Hoffnung, dass mein Pferdchen schmerzfrei lauen kann...

Re: Huflederhautentz., Zwanghufe, Fehlstellung

Achso, ich muss dazu sagen, dass ich eine Biernat- Schülerin gefunden habe aus Münster, die schon bald fertig ist :-)

Re: Huflederhautentz., Zwanghufe, Fehlstellung

Vermutlich wurde mein Pferd bereits mit einer beiderseitig zu steilen Hufstellung geboren, und zusätzlich entwickelte sich am rechten Vorderbein eine Fehlstellung im Sinne eines erworbenen Sehnenstelzfußes.

Eine Korrektur im Sinne der korrekten Stellung ist in diesem Alter nicht mehr möglich. Es stellt sich aber die Frage, ob die Hufe der Situation entsprechend bearbeitet werden, ob durch die Bearbeitungen versucht wird, trotz der Vorbedingungen eine möglichst günstige Hufbelastung herzustellen und zu erhalten, oder ob versucht wird die Zehengliedmaßen in eine "normale" physiologische Ausrichtung zu zwingen; etwa durch unangepasstes Niederschneiden der Trachten.
In solchen Fällen ensteht indertat eine zu hohe Spannung auf den Fesselträger und die TB, und damit einhergehend zu starker Druck in der Hufrolle.

Es stellt sich deshalb die Frage ob mein Pferd infolge der, mit einer zu steilen Huffesselachse einhergehenden Veränderungen im Bereich der Hufrolle Probleme hat, oder (zusätzlich) Probleme durch übertriebene Korrekturversuche...