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Kauf trotz Hufrollenproblem

Hallo!

Ich hätte gerne einen Rat. Eine Quarterstute, zu der meine Tochter eine sehr enge Bindung hat, soll verkauft werden. Die Stute hat gerade gefohlt, sie ist 8 Jahre alt und hat Hufrollen-
probleme. Sie geht mit Spezialbeschlag (zur Zeit nur vorne) lahmfrei. Sie wurde auch vor Jahren schon geröntgt. Der Tierarzt hätte angeblich gesagt, sie sei als Freizeitpferd gut geeignet, nur nicht als Turnierpferd. Da meine Tochter eben sehr an dem Pferd hängt und sie auf keine Fall möchte, dass sie in fremde Hände kommt, würden wir die Stute gerne kaufen. Meine Frage: Sind Hufrollenprobleme wirklich vererbbar? Wenn man 5 Leute fragt, gibt es 5 verschiedene Antworten! Wir haben nämlich auch einen 2-jährigen Quarter-Hengst. Ist es völlig unsinnig, ein solches Pferd zu kaufen? Ansonsten ist die Stute gesund. Das Fohlen wurde schon vom Tierarzt angeschaut; hätte kräftige Beine und sei gesund. Die Stute hat auch während der Tragzeit nicht gelahmt. Meine Tochter ist sie jedoch nicht geritten, sondern nur mit ihr spazierengegangen.
Vielen Dank im voraus.

Re: Kauf trotz Hufrollenproblem

Hallo Frau Hollmeyer,

leider, oder sollte man sagen Gott-sei-Dank, sind viele Diagnosen, die eine Hufrollenerkrankung betreffen, Fehldiagnosen.

Aktuelle Röntgenbilder können hier Aufschluß geben. Desweiteren gibt es die Möglichkeit einen Huforthopäden hinzuzuziehen, der sich die Beine und Hufe der Stute einmal anschaut. Huforthopäden werden auch zu Ankaufsuntersuchungen hinzugezogen.
Wenn Sie die Möglichkeit haben, dann stellen Sie Fotos hier im Forum ein. Damit kann man sich einen ersten Eindruck verschaffen.

Eins kann man jedenfalls sagen: ein Beschlag hilft gegen Hufrollenerkrankung nicht.

Gruß
Kathrin Preuß

Re: Kauf trotz Hufrollenproblem

Ergänzung: Selbst wenn viele Hufrollenprobleme mit der Hufform zusammenhängen und sich diese zumindest teilweise korrigieren ließe, würde ich mit einem Pferd, das HR-Probleme hat, nicht züchten, da es sicher ein Stück weit auch Veranlagung ist (gerade bei Quartern hört man es ja sehr oft, weil man ihnen viel zu kleine Hufe unter ihre oft sehr muskulösen Körper gezüchtet hat). Natürlich spielt auch zu frühe Nutzung, mangelnde Hufpflege etc. eine Rolle, aber ein gewisses Grundrisiko besteht wohl trotzdem, und man sollte eher dafür sorgen, dass solche Pferde aus der Zucht genommen werden. Inwieweit das auf die Stute im Eingangstext zutrifft, weiß ich natürlich nicht, aber ich würde mir das wirklich gründlich überlegen!

Hat man bereits ein Fohlen aus einer solchen Zucht, würde ich von klein auf penibelst darauf achten, dass die Hufe in einer bestmöglichen Form sind, bleiben bzw. in diese gebracht werden. So lässt sich eine Erkrankung sicherlich ein Stück weit verhindern!

Um eine Zucht aufzubauen, würde ich mir aber ein ganz gesundes Pferd kaufen - als Freizeitpferd hat die Stute dennoch sicher eine Chance verdient!

Viele Grüße, Anne

[%sig%]

Re: Kauf trotz Hufrollenproblem

Hallo Frau Hollmeyer,

ich kann mich den Meinungen nur anschließen. Wenn Ihre Tochte diese Stute nur als Freizeitpartner haben möchte ohne damit züchten zu wollen, dann würde ich dem Pferd auf jeden Fall eine Chance geben. Denn mit der richtigen Hufbearbeitung sollte sich der der Zustand eigentlich nicht verschlimmern. Im Gegenteil. Wahrscheinlich wird es sogar besser. Allerdings wird dies nicht mit einem Spezialbeschlag funktionieren sondern nur ohne Eisen. Nur so ist eine optimale und schonende Bearbeitung und Veränderung möglich.

Ich würde es versuchen.

Gruß
Gabi Klaassen

[%sig%]

Re: Kauf trotz Hufrollenproblem

Wenn ich das richtig verstehe, geht es implizit ja auch um die Frage, ob die Stute eventuell noch einmal gedeckt werden soll. Daher zur ursprünglichen Frage: Folgt man der einschlägigen Literatur, so sind Hufrollenprobleme sogar mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit vererbbar. Auf Wunsch suche ich den Literaturnachweis heraus.

Viele Grüße
Klaus

Re: Kauf trotz Hufrollenproblem

Hallo Gabi,
vielen Dank für Deine schnelle Reaktion. Deine Antwort hört sich ja sehr ermutigend an. Die Stute ist auch sehr hübsch und meine Tochter kommt sehr gut mit ihr zurecht. Warum ist ein Spezialbe-
schlag nicht gut? Das habe ich schon mal gehört. Vorher ist sie allerdings immer mal gelahmt, mit Beschlag geht sie lahmfrei und konnte gut geritten werden. Es stellt sich halt die Frage, ob die Diagnose überhaupt stimmt. Leider habe ich in unserer Nähe keinen Huforthopäden in der Liste gesehen. Wir wollen natürlich die bestmögliche Therapie. Es ist halt nur die Frage, an wen man sich da wendet. Für den Hufschmied scheint der Beschlag die beste Lösung gewesen zu sein. Falls Dir noch etwas einfällt, kannst Du ja noch mal schreiben. Nochmal Danke für den Rat! Unsere Tochter war ziemlich erleichtert, dass niemand komplett abgeraten hat!
Liebe Grüße, Anja

Re: Kauf trotz Hufrollenproblem

Hallo Klaus,

es ist ja echt toll, wie schnell man hier Rat bekommt. Es ist das erste Mal, dass ich in Pferdefragen in einem Forum um Rat gefragt habe. Es ging aber nicht darum, dass wir mit der Stute züchten wollen. Das hätten wir zwar gerne getan, doch 1. ist unser Hengst noch gar nicht gekört und wir wissen gar nicht, ob er als Deckhengst geeignet ist und 2. Nachdem wir uns jetzt kundig gemacht haben wegen der Frage der Vererbung, werden wir dies wohl sowieso lassen. Obwohl man zu der Vererbung wirklich verschiedene Antworten bekommt. Der Besitzer des Deckhengs-
tes, vom dem die Stute jetzt das Fohlen hat, züchtet selbst und
geht auf Shows usw.. Er wollte die Stute decken lassen und kennt auch die Diagnose. Man sollte also meinen, das er Bescheid wissen müsste. Außerdem wird ja nicht die Hufrollen-veränderung selbst vererbt, sondern höchstens die Disposition dazu. Nochmal Danke für Deine Antwort. Gruß, Anja

Re: Kauf trotz Hufrollenproblem

Hallo Anja,

ein Beschlag, ob nun Spezial oder Normal ist aus mehreren Gründen nicht geeignet. Um Dir nur einige zu nennen: zum einen wirkt ein Eisen bedingt durch sein starres, unbewegliches Material wie eine Art Schmerztablette. Dies kann man auch bei Eurer Stute daran sehen, dass sie ohne Eisen immer mal gelahmt hat, mit Eisen nicht mehr. Warum? Ein beschlagenes Pferd hat keine oder eine sehr eingeschränkte Hufmechanik und wird so u.a. seines natürlichen Tastsinnes für den Boden beraubt. Es benutzt seine Beine ohne Rücksicht auf Verlust. Jede Unebenheit wie Steine zB. wird beim Auf- bzw. Abfußen einfach nicht wahrgenommen. Des weiteren kann die Blutpumpe Huf durch die fehlende Hufmechanik durch das Eisen nicht mehr richtig arbeiten. Sie ist aber als Herz fernster Punkt sehr wichtig für das Pferd. Das wiederum führt zu einer mangelhaften Qualität des Hufhornes etc.

Speziell im Fall Eurer Stute nehme ich an, dass sie kleine und enge/schmale Hufe hat. Durch das Eisen wird das noch schlimmer. Eine schonende Bearbeitung mit dem Ziel die Hufe ein bißchen größer und vor allen Dingen weiter zu bekommen (ist für die Entlastung der Hufrolle sehr wichtig) solltet Ihr die Bearbeitung am Barhuf durch einen HO zB. dem des Eisenbeschlags vorziehen. Beschlagen wird die Stute alle 6-8 Wochen beim Schmiedtermin abrupt in ihrer Stellung verändert. Bei der Barhufbearbeitung nutzen und steuern wir den natürlichen Hornabrieb nach dem Prinzip "werden lassen". Das Pferd soll sich mit der Zeit selber in seine für es optimale Hufform hineinlaufen. Und das funktioniert nur ohne Eisen.

Viele Grüße
Gabi Klaassen

P.S. Wo steht Ihr denn mit dem Pferd? Vielleicht findet sich ja doch jemand von uns HOs, der in Euer Gebiet fährt.

[%sig%]

Re: Kauf trotz Hufrollenproblem

Hallo Gabi (ist das o.k. oder ist Frau Klaassen besser),

Danke für die Antwort. Bis heute fand meine Tochter die Hufe eigentlich in Ordnung, aber bei näherer Betrachtung meinte sie, sie könnten eventuell schon etwas zu klein sein. Die Stute ist ziemlich kräftig und muskulös, hat vom Ansehen her eine tolle Statur, eben ein Quarter horse. Sie sieht aus wie trainiert, obwohl sie das gar nicht ist. Die Stute (noch ist sie ja nicht unsere) steht im Raum Bad Kissingen. Die nächsten größeren Orte sind Schweinfurt, Würzburg. Wie gestalten sich eigentlich die Kosten für einen Huforthopäden? Es wäre schon schön, wenn sich mal einer das Pferd ansehen könnte.
Ansonsten finde ich es wirklich gut, dass man in diesem Forum freundlichen Rat bekommt, ohne dass man verurteilt wird.

Viele Grüße, Anja

Re: Kauf trotz Hufrollenproblem

Hallo Anja,

Gabi ist natürlich ok! Schau doch mal auf der Startseite dieser Homepage unter der Rubrik "Huforthopäden". Dort sind alle HOs mit ihrem entsprechenden Gebiet, in welches sie fahren, verzeichnet. ZB. Frank Hoffmann aus Suhl dürfte eigentlich Bad Kissingen mit anfahren. Vielleicht einfach mal anrufen. Bzgl. der Kosten kannst Du ebenfalls auf unserer Hompage alles, was Du wissen möchtest nachlesen. Geh einfach von der Startseite auf die Rubrik "Wir über uns" und dann auf "Regularien". Dann findest Du unter anderem die Honorarordnung, an die sich die HOs halten sollten.

Das die Hufe zu klein sind, ist ja leider das große Problem insbesondere von Quarter-Horses. Es muß einfach nur schön aussehen, ob das mit dem muskulösen, restlichen Körper dann so gesund ist, wird leider nicht berücksichtigt. Nur darunter leiden müssen immer die Pferde, die eigentlich nichts dafür können. Sie stehen auf einem Fundament, was absolut nicht geeignet ist.

Und vielen Dank für Dein Lob!

Viele Grüße
Gabi Klaassen

[%sig%]

Re: Kauf trotz Hufrollenproblem

Hallo Gabi,

Danke für die erneute Antwort. Ich konnte leider aus Zeitmangel nicht früher reagieren. Wir werden uns die Seite mit den Honoraren einmal ansehen. Danke für den Tipp!
Ich habe noch eine Frage zu der Mail vom 12.05.. Wieso sagst Du, das sich der Zustand wahrscheinlich nicht verschlechtern, sondern sogar verbessern wird. Hört sich ja sehr gut an. Aber man hört und liest doch eher immer wieder, dass Pferde mit Hufrollenerkrankung unreitbar geworden sind, entweder Nerven-schnitt vorgenommen werden musste oder sogar eingeschläfert werden. Die meisten reagieren mit "O je, Hufrollenprobleme, bloß nicht kaufen. Lasst die Finger weg", wenn das Thema aufkommt. Diese Antwort gab uns auch ein Tierarzt.
Woher kommt die positive Einstellung?

Liebe Grüße! Anja Hollmeyer

Re: Kauf trotz Hufrollenproblem

Hallo Gabi,

habe am 23.05. noch mal eine Mail gesendet; auch noch mal mit einer Frage zu Deinem Beitrag vom 12.05.04. Wollte nur noch mal nachfragen, ob vielleicht bei Dir nichts angekommen ist. Wir haben uns jetzt ziemlich sicher entschlossen, die Stute zu kaufen. Die Zuneigung des Pferdes zu unserer Tochter ist auch wirklich erstaunlich. Neulich war Besuch da und jeder wollte das Fohlen von ihr streicheln und sie natürlich auch. Da ist sie dann einfach zu unserer Tochter hin und hat ihren Kopf zu ihr unter den Arm gesteckt, als ob sie sagen wollte, hilf mir, die nerven mich. Wir lassen uns jetzt einfach von unserem Gefühl leiten; ist zwar nicht immer vernünftig, aber schließlich kann auch jedes gesunde Pferd irgendeine Erkrankung bekommen und dann gibt man es ja auch nicht gleich weg. Wahrscheinlich werden wir die Stute dann irgendwann noch mal röntgen lassen und auch von einem Huforthopäden anschauen lassen. Du hattest mir ja einen genannt, der evtl. bis zu uns fährt. So, noch einen schönen Abend und es wäre schön, wenn noch eine Reaktion auf meine Mail vom 23. Mai kommen würde.

Liebe Grüße, Anja