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Kurzzeitig beschlagen - jetzt lahm!

Hallo!
Vielleicht kann mir jemand weiterhelfen...
Meine 14-jähriger Araber-Mischlingsstute läuft schon ihr ganzes Leben ohne Eisen. Sie geht zwar auf grob steinigen Wegen sehr fühlig, doch es gab bisher nie Probleme, da wir dies immer irgendwie umgehen konnten. Bei längeren Touren, oder wo wir die Wege nicht kennen, trägt sie vorne Marquis Hufschuhe. Die Hufe pflegen wir selber ca. alle 4 Wochen. Schon seit mehreren Jahren hatte der rechte Vorderhuf in der Mitte vom Kronsaum bis zum Boden einen oberflächlichen Windriss. Letztes Jahr begann der Riss sich zu weiten und tiefer zu werden. Gleichzeitig bemerkten wir, dass sich unten, wo der Riss endet, quasi hinter der Hufwand ein Loch bildete, dass ziemlich weit hochging. (Man konnte die Klinge eines schmalen Hufmessers ca. zur Hälfte reinstecken.) Wir schnitten das Loch etwas frei, spritzten regelmässig Betaisodona in das Loch und hielten die Hufe immer in gutem Zustand. Es sah einge Zeit lang so aus , als würde alles von oben her langsam wieder zuwachsen. Eines Tages passierte es dann: Nach einem Ausritt brach vorn an dem Riss ein ziemlich grosses Stück Horn aus. Wir wolten jetzt nicht weiter in Eigenregie handeln und holten einen Hufpfleger. Dieser erklärte uns, dass solche Risse immer Spannungsrisse sind, die von falschem Raspeln herrühren. Er meinte, da wir aber immer regelmässig und nur "ein bisschen falsch" gearbeitet hätten, habe es wohl vorher keine Probleme gegeben. (Übrigens lief das Pferd während der ganzen Zeit immer gut und schwungvoll). Er empfahl uns aber, wegen dem doch recht grossen Stück fehlender Wand, vorrübergehend mit Kunststoff zu beschlagen, damit der Huf sich in Ruhe erholen kann. Also kamen vorne ein Paar Kunststoffeisen drauf. Valeska lief sofort wie immer ohne Probleme, als hätte sie schon immer Eisen getragen. Der Huf wuchs prächtig nach. Nach 7 Wochen (Der Beschlag sollte so lang wie möglich draufbleiben, aber dann verlor sie ein Eisen), wurde wieder geraspelt, und nochmal beschlagen. Das Loch war schon viel Kleiner und der Riss deutlich schmaler und von ober her geschlossen. Wieder nach ca. 6 Wochen verlor sie auf der Weide ein Eisen. Mein Mann nahm das andere auch ab und feilte die Hufe (So wie uns der Hufpfler angewiesen hatte). Der Hufpfleger sagte übrigens auch, dass wir das wirklich gut gemacht hätten, es waren nur Kleinigkeiten zu ändern.
Am nächsten Morgen ging sie auf beiden Beinen lahm. Sie ging so kurz und stagsig, es sah wirklich jämmerlich aus! Jetzt kennen wir allerdings unser Pferd...Es ist das wehleidigste was wir je erlebt haben. Wir neigen wirklich nicht dazu ein Tier zu vermenschlichen, doch das ist wirklich wahr! Bei jedem kleinen Kratzer stellt sie sich mit hängendem Kopf in irgendeine Ecke und "leidet" - um kurz darauf nach gutem Zureden wieder fröhlich über die Weide zu laufen.
Also, wir waren der Meinung, dass sie sich vielleicht erst wieder ans Laufen "unten ohne" gewöhnen müsse. (kann sie sich denn nach nur zwei Beschlagsperioden schon entwöhnt haben?!). Die Eisenabnahme ist jetzt eine Woche her und sie lahmt immernoch. Es ist zwar schon deutlich besser geworden, aber dennoch sehr deutlich. Seltsam finde ich nur: Sie lahmt auch mit den Hufschuhen. Deshalb frage ich mich, ob ein erneuter Beschlag Sinn machen würde...
Übrigens ist auch mit dem Beschlag nie die Fühligkeit auf steinigem Boden verschwunden. Der Hufpfleger meinte es könnte etwas dauern, bis sie kapiert: Das tut ja nicht mehr weh!. Aber sie hat es währen der ganzen Zeit nicht kapiert (oder es tat halt immer noch weh...). Was meinen Sie? Liegt die Lahmheit jetzt nur daran, dass die Eisen ab sind, also abwarten, oder kann das auch andere Ursachen haben. Die Hufe sind weder warm noch irgendwie druckempfindlich an der Sohle. Allerdings hat mein Mann recht kurz geraspelt, damit das Loch weg ist. Ist jetzt aber nicht soooo dramatisch kurz. Vielleicht kann mir jemand ein paar Tips geben. Sie wurde im der letzten Woche natürlich nicht geritten. Sie steht übrigens jetzt im Sommer 24 Std. auf der Weide im Winter am Offenstall mit befestigtem Paddock und Matschkoppel zum Austoben. Mittlerweile bereue ich ja schon fast den Entschluss zum Beschlag, obwohl alles wirklich sehr gut aussah.
Hoffentlich läuft sie schnell wieder, wir fahren nämlich in 4 Wochen mit den Pferden nach Holland und wollten eigentlich am Strand entlanggaloppieren!
Ich freue mich auf die Antworten!

Saskia

[%sig%]

Re: Kurzzeitig beschlagen - jetzt lahm!

Hallo Saskia,

wenn ein Pferd nicht lahmfrei läuft, hat es in der Regel Schmerzen, die es daran hindern. So weit geht die Intelligenz dieser Tiere nicht, das sie sich der Arbeit durch "Wehleidigkeit" entziehen.
Du schreibst, daß die Stute schon immer fühlig gelaufen ist, und sich das auch durch den Kunststoffbeschlag nicht verbessert hat. Das hätte euch schon länger als Zeichen gelten sollen, daß mit den Hufen doch nicht alles in Ordnung ist.

Zum Riss in der Zehenmitte ist zu sagen, daß sich solche Fehlspannungen nicht durch falsches Raspeln aufbauen, sondern durch ungleichmäßige Belastung des Hufes entstehen, welcher nicht korrekt entgegengearbeitet wurde.

Wenn die Hufe der Stute nach der Beschlagsperiode so radikal heruntergeraspelt wurden, bis "das Loch weg ist", ist es doch kein Wunder, daß das Pferdchen nicht mehr laufen will! Schließlich fehlt ihm der natürliche Tragrand und es trägt sein Gewicht auf der Sohle, was der Hufbeinspitze nicht gerade gut tut. Vor allem, wenn die Hufe ohne Überprüfung mit der Untersuchungszange so einfach pi mal Daumen heruntergeraspelt wurden.

Mein Tipp: das Pferd in Ruhe lassen, bis die Hufe nachgewachsen sind und die Lahmheit verschwunden ist. Danach einen kompetenten Huffachmann ans Pferd holen, sich über die tatsächlichen Hufzustände aufklären lassen
und diese in Ordnung bringen.

Heike

[%sig%]

Re: Kurzzeitig beschlagen - jetzt lahm!

Hallo Saskia,
ich denke auch, daß mit den Hufen Deines Pferdes vielleicht schon länger etwas nicht stimmt.
Allerdings würde ich nicht erst warten bis das Pferd wieder läuft und dann einen Huforthopäden hinzuziehen. Vielleicht ist ja doch noch genug Horn da, welches man auch sofort beginnen kann zu korrigieren. Du schreibst ja, es sei auch nicht soooo kurz. Vielleicht helfen kleine Veränderungen Deinem Pferd sofort.
Viel Erfolg und viele Grüße
Silke

[%sig%]

Re: Kurzzeitig beschlagen - jetzt lahm!

Hallo Nochmal!
Erstmal wollte ich mich für die schnellen Antworten bedanken! Ich bin echt begeistert von dieser Seite! Das gute zuerst! Sie lahmt nur noch ein bischen! Als gestern ihr Kumpel Paul zum Reiten von der Weide geholt wurde konnte sie plötzlich wieder ganz normal traben und man sah nur noch ein leichtes Ticken...
Natürlich glaube ich auch nicht, dass ein Pferd wirklich so intelligent, sich bewusst wehleidig zu verhalten, aber was wir schon alles erlebt haben... Sie hatte zum Beispiel mal einen Kreuzverschlag. Danach weigerte sie sich zum Tränkebottich zu gehen und zu trinken. Der stand nur ca. 10 meter entfernt, aber sie stand freiwillig den ganzen Tag im Offenstall in einer Ecke und guckte, als würde sie gleich sterben... Also bin ich ein paar mal am Tag hingefahren und habe ihr den Eimer unter die Nase gehalten. Sie trank noch nicht einmal, wenn ihn vor ihr auf den Boden gstellt habe! Am Halfter liess sie sich brav und ohne Anzeichen von Schmerzen überall hinführen. Die Tierärztin verstand das selber nicht und meinte auch ihr käme das fast so vor als wäre sie ein bisschen "depressiv", würde sich sozusagen "aufgeben". Wir liessen dann per Infusion 5 l Kochsalzlösung in das Pferd laufen und plötzlich konnte man aus dem Stall gehen als wäre nichts gewesen...
Anderes Beispiel: Das Pferd einer Freundin ging eine Zeit lang auf dem Weg zumPlatz/Halle lahm. Auf dem Weg zur Weide aber nicht. Ist man zu Weide gegangen, und hat dann umgedreht in Richtung Halle, ging er sofort ab dem Wenden lahm. Ich glaube, die sind manchmal schlauer, als man denkt... Gott sie dank hat er von alleine nach einer Weile wieder damit aufgehört!
Kennt ihr auch solche Geschichten?
Viele Grüße an alle und die Pferde!
Saskia