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Öllöv, eine Alternative zum Eisen?

hallo, ich hoffe, ich bin hier "richtig"? Ich suche Information über den oben genannten beschlag.

Mein Pferd kann leider weder barhuf gehen, noch kann man ihn mit Kunststoff beschlagen (Starkes Drehen durch Fehlstellungen (Spat), Kunststoff verschiebt sich innerhalb weniger Tage, außerdem entwickelt er damit Gallen, wird also dadurch offensichtlich überlastet.)

Mit Eisenbeschlag ist das Pferd allerdings normal reitbar, nur die Eisen machen den Huf ja nicht unbedingt "besser", außerdem rutscht er damit serh stark und im Winter bei Eis und Schnee.
Ich bin kürzlich durch meinen Hufschmied auf den Kombibeschlag Öllöv aufmerksam gemacht worden und würde gerne Näheres darüber wissen.

Ist er wirklich besser (weil beinschonender), als konventionelle Eisen? Welche Vor- und welche Nachteile hat so ein Beschlag?

Wäre prima, wenn Ihr mich ein wenig aufklären könntet

[%sig%]

Re: Öllöv, eine Alternative zum Eisen?

Hallo,
ich habe den Öllov-Beschlag ausprobiert - wie zig andere Sachen auch. Mein Pferd drehte seine Hinterbeine extrem nach aussen, so dass die "normalen" Eisen innerhalb von einer Woche blank gescheuert waren! Ich konnte keine Verbesserung durch den Öllov-Beschlag feststellen. Habe dann den Schritt zum Barhufer gewagt - mittlerweile mit professioneller Hilfe durch einen Huforthopäden sehr erfolgreich! Trotz denkbar ungünstigster Voraussetzungen, macht mein Pferd Fortschritte - niemand hätte das zu hoffen gewagt und alle waren skeptisch.

Ich kann es nur wiederholen: Gerade bei Fehlstellungen leidet ein Pferd noch viel mehr unter dem Beschlag. Dieser wird als Schmerzbremse und Gehkrücke verwendet, damit das Pferd "genutzt" werden kann. Egal, welchen Preis das Tier dafür langfristig zahlen muß. Ist die Hufform dagegen dauerhaft dem für das jeweilige Pferd passenden Ideal nahegebracht, ist sicherlich nichts gegen einen temporären Hufschutz (z.B. Wanderritt o.ä.) - Kunststoffbeschlag, Hufschuhe - einzuwenden

Hufschmiede raten oftmals aus diesen oder jenen Gründen ab, ein Pferd auf barhuf umzustellen. Die meisten Schmiede bearbeiten aber auch den Barhuf gleich wie ein zum beschlagen gedachter Huf. Das Pferd läuft schlecht und schon hat der Schmied mit seiner Aussage Recht "dass es ja eh nicht funktioniert". Falsch. Professionelle Bearbeitung und etwas Rücksicht und Geduld vorausgesetzt, funktioniert "es" dann doch!

Grüsse

Ute

[%sig%]

Re: Öllöv, eine Alternative zum Eisen?

Rücksichtnahme bei der Nutzung...
alles gut und schön, aber barhuf wurde bereits erfolglos versucht und nach eienr einjährigen Unreitbarkeit (mit entsprechenden negativen Auswirkungen auf den Spat, Rückenprobleme durch die ständigen Schmerzen, die totale Verfettung etc.) wieder abgebrochen (das Pferd war nicht in der Lage, auch nur auf dem normalen Weg Box-Weide und zurück ohne Schmerzen zu gehen).
Wie gesagt...Rücksicht wurde damals absolut auf dieses Pferd genommen, es war überhaupt nicht mehr bewegbar!
Einen erneuten Versuch in diese Richtung tue ich dem Pferd mit Sicherheit nicht mehr an, zumal er inzwischen in einem Laufstall untergebracht ist, dessen Auslauf durch die verwendete Befestigung noch viel mehr abrassiv gestaltet ist, das Pferd also leider nicht "nur" ein, zwei Stunden/pro Tag reiterlich belastet wird, sondern mehr oder weniger 24 Stunden am Tag mit diesem Boden zurechtkommen muß.


Für weitere Informationen mit sachlich nachvollziehbbaren Argumenten für oder gegen den Kombibeschlag wäre ich sehr froh.

Re: Öllöv, eine Alternative zum Eisen?

Hallo,

die Ölöv kann man meiner Meinung nach ziemlich vergessen: Der Abrieb des Gummiüberzugs ist riesig, wenn das Pferd nicht nur in der Box rumsteht... Nach kurzer Zeit ist der Gummi weg und man hat normales Eisen. (da kann man auch gleich mit Eisen beschlagen...)

Gruß Tina

Re: Öllöv, eine Alternative zum Eisen?

Hallo Helmut,

ein physiologisch korrekt bearbeiteter Barhuf kann sich grundsätzlich nicht negativ auf ein Pferd mit Spat auswirken. Auch ist mir nicht klar, wie ein Beschlag diese Situation verbessern könnte. Durch fachgerechte Hufbearbeitung kann ein Fortschreiten gstoppt werden. Hufschutz sollte nur dann in Erwägung gezogen werden, wenn der Hornabrieb zu hoch ist. Durch den Beschlag wird sich die Situation auf lange Sicht verschlimmern. Da der Öllövbeschlag einen Eisenkern hat, werden die negativen Auswirkungen die gleichen wie beim Eisen sein.Kontaktieren sie doch einen Huforthopäden in ihrer Nähe der sich ein Bild von der Situation machen kann und sie kompetent berät. Da lässt sich erfahrungsgemäß eine Menge machen. Das Drehen des Hufes kann sicher auch gestoppt werden.
MfG
Anette Fink
("Spat-Pferd"-Besitzerin)

Re: Öllöv, eine Alternative zum Eisen?

vielen Dank für die Antworten.

Re: Öllöv, eine Alternative zum Eisen?

Hallo Helmut,

ich kann Deine Überlegungen gut nachvollziehen! Ich habe meine alte Stute im Winter 02/03 auf barhuf umgestellt, der Sommer 03 war dann für sie ziemlich übel, da sie stark fühlig war. Als Folge hat sie sich deutlich weniger bewegt (selbst auf der Weide nicht). Im Sommer hat man die Folgen noch nicht so bemerkt, aber als es zunehmend kälter wurde, wurden die Spatprobleme dann doch sehr heftig, auch der generelle Muskelschwund durch die fehlende Bewegung hatte deutliche Auswirkungen auf die Beweglichkeit der (Arthrose-)Gelenke. Dazu kam dann noch mal eine Phase mit Fühligkeit im Winter, worauf meine Stute hinten dann kaum noch die Beine hochbekam.
Dank Arthrose-Zusatzfutter und einer Änderung bei der Hufbearbeitung habe ich es dann aber gottseidank geschafft, die Lage etwas zu entschärfen - sie wurde wieder beweglicher und war auch weniger fühlig. Als es wieder wärmer wurde, war es dann auch noch mal deutlich besser, so dass ich meine Stute weiter barhuf lassen konnte (dieser Sommer war ja auch nicht so trocken). Wäre sie weiterhin so fühlig gewesen, hätte ich auch über einen Beschlag nachgedacht, da die Folgen durch die fehlende Bewegung für sie auf Dauer sicherlich schlimmer gewesen wären als durch einen Beschlag. Allerdings hätte auch ich das Problem gehabt, dass Kunststoff wegen Drehen wegfallen würde!
Momentan klappt es auf der Weide wie gesagt gut ohne Hufschutz, zum Reiten nehme ich Hufschuhe - ganz ohne was wird es wohl nie gehen, da sie extrem dünne Sohlen hat (->Röntgenbilder).

Zu den Öllövs: Bei uns hatte ein Pferd jetzt über einige Zeit welche, da es ebenfalls barhuf sehr schlecht lief. Das Pferd lief damit sehr gut, fußt allerdings auch sehr plan und gleichmäßig auf und ab. Probleme mit Abrieb gab es so kaum, die Beschläge konnten immer 2x verwendet werden. Auffallend war jedoch, dass die Hufe sich recht schnell negativ veränderten - von der Form , aber auch der Hornqualität her. Vermutlich lag das daran, dass es durch die Stoppwirkung des Gummis zu Spannungen in der Wand kam, außerdem vermehren sich Fäulniserreger unter Gummi natürlich besonders gut. Was allerdings nicht der Fall war, war der bei diesem Beschlag oft erwähnte "Radiergummieffekt", bei dem sich die Trachten übermäßig abnutzen, aber das ist vielleicht auch bei jedem Pferd anders. Was man auch noch beachten muss, ist das hohe Gewicht der Beschläge, was natürlich auch auf die Gelenke gehen kann bzw. den Stoßdämpfereffekt der Gummibeschichtung wieder ein Stück weit verringert. Aber vielleicht würde ich es auch auf einen Versuch ankommen lassen...

Das o.g. Pferd bekam jetzt aufgrund der Probleme erstmalig NBS-Eisenbeschläge, um zu schauen, ob zumindest die ausbrechenden Wände besser werden. Die Besitzerin meinte aber gestern, dass das Pferd doch deutlich vorsichtiger läuft als mit den Öllövs, gerade auf steinigem Boden.

Bei meinem eigenen Pferd hatte ich mal Eisen mit Luwexeinlagen - gelaufen ist mein Pferd damit super, allerdings gab es auch Probleme mit Fäulnis, außerdem dank einem unfähigen Schmied irgendwann riesige Probleme mit ausbrechenden Wänden (es waren auch offene Einlagen, die Bewegung in den Beschlag brachten, wodurch die Nägel zu viel Spiel bekamen).

Sollte ich mein Pferd doch mal wieder beschlagen lassen müssen, würde ich wahrscheinlich einen leichten Eisenbeschlag wählen und nach Möglichkeit immer wieder Barhufphasen einbauen, damit der Huf sich erholen kann!

Alles Gute,
Anne

[%sig%]

Re: Öllöv, eine Alternative zum Eisen?

Hallo Anne,

vielen Dank für deinen Beitrag. Du hast da genau den Punkt getroffen. Man ist ständig in einem Kreislauf, aus mehreren Üblen das geringste zu suchen.

Inzwischen habe ich mich von einem sehr kompeteten Hufbearbeiter nochmal genauestens informieren lassen und offensichtlich steht und fällt ein öllöv-Beschlag ganz gravierend mit der Begabtheit des Hufbearbeiters, weil ansonsten diese negativen Geschichten wie aushebelnde Wände etc. auftreten, etc. Ich bin inzwischen schon ziemlich "unrisikobereit", da jedesmal das Pferd die "Versuche" auszubaden hat und ich denke inzwischen wirklich getreu nach dem Motto "Never touch a running system" wohl dem Kaltbeschlag mit normalen Eisen den Vorzug zu geben.
Vielen Dank, Dein Beitrag hat mir wirklich sehr geholfen!