Zum Hauptinhalt springen

Archiv

Rehegips

Hi!

War grad in nem Forum über Hufrehe, da schreiben Leute öfter über Rehegips.

Was soll das bewirken? Soll es die Wände am Weghebeln hindern, damit es keine Hufbeinsenkung gibt?
Klappt sowas und ist es überhaupt sinnvoll?

Grüße!
Ronja

[%sig%]

Re: Rehegips

Natürlich hat ein Rehegips seine Daseinsberechtigung. Der Gips gibt Stabilität und funktioniert ausgezeichnet.

Grüße

Gerd

Re: Rehegips

Hallo Ronja,
was genau unter einem "Rehegips" verstanden wird, ist auch von TA zu TA unterschiedlich. Eine Rehestute bei uns hatte auch über 2 Wochen "Rehegipse", aber im Grunde waren das Gipskeile, damit sie steiler steht. Die Konstruktion ließ sich ohne Probleme durch das Enfernen des Verbandes auseinandernehmen.

Ich könnte mir aber schon vorstellen, dass man auch Gipse um den ganzen Huf macht, um den Huf zu stabilisieren - wobei mir sowas wahrscheinlich nicht so geheuer wäre, da man dann nicht mehr sieht, was mit dem Huf passiert. Aber ich habe damit auch keinerlei Erfahrung...

Grüßle, Anne

[%sig%]

Re: Rehegips

Hallo Ronja,
an weghebelnde Wände denkt kein Tiermediziner bei der Rehetherapie (es sei denn, er ist gleichzeitig Huforthopäde oder zumindest mit huforthopädischem Gedankengut vertraut). Konventionell wird beim Rehegeschehen an die toxisch oder mechanisch hervorgerufene Erkrankung des Hufbeinträgers gedacht, die dem Hufbein eine Bewegung nach hinten-unten ermöglicht. Von dem Gedanken her scheint eine Therapie indiziert, die das Hufbein an seiner Bewegung nach unten-hinten hindert: Platten und Keile sollen diese Bewegung aufhalten. Dabei wird der tiefen Beugesehne eine beträchtliche Rolle zugeschrieben, deren Zugkraft will man durch Keile minimieren. Therapiert wird natürlich auch die Schmerzhaftigkeit des Prozesses. Es ist bekannt, dass der Hufbeinträger im Zehenbereich, zumeist der am stärksten betroffene und damit schmerzbelastetste Part ist. Hier versucht die konventionelle Rehetherapie Schmerzentlastung zu verschaffen, indem in der Zehenwand eine Schwebe angebracht wird (nicht selten wird auch die gesamte Zehenwand entfernt). Die Zehenwand wird damit aus dem Tragen genommen, was etwas gänzlich anderes ist, als ihr Weghebeln zu minimieren. Auch mit dem Gipsverband wird in der Regel genau dies verfolgt: Zehenfreiheit, Aufkeilen, Schutz vor mechanischen Einwirkungen des Bodens auf die schmerzemfindliche Sohle.
Mit freundlichen Grüßen
Konstanze Rasch

[%sig%]

Re: Rehegips

Hallo Gerd oder René,
"natürlich" ist ein starkes Wort. Offen bleibt die Frage, worin besteht die Daseinsberechtigung genau? Wie verleiht der Gips Stabilität? Was macht sein Funktionieren aus? Bitte lassen Sie uns an Ihrem Wissen teilhaben.
Mit freundlichen Grüßen
Konstanze Rasch

Re: Rehegips

Hallo Frau Rasch,

es ist schon irgendwie erstaunlich, welche Bedeutung TÄ und v.a. auch Hufschmiede der Beugesehne zuschreiben. Das hat irgendwie was von "So war das immer -und so bleibt es auch". Warum sind Mediziner nicht gewillt, sich neues Wissen anzueignen?

Dadurch, dass viele (TÄ, Hufschmiede) denken, die Hufbeinsenkung käme durch den Zug der Beugesehne zustande, erfährt das Rehepferd doch eine komplett falsche Behandlung?!

Re: Rehegips

Hallo Ronja,
eigentlich ist es noch viel ärger. Dadurch, dass (quasi) kein Tierarzt überhaupt jemals an weghebelnde Wände denkt bzw. diese zur Kenntnis nimmt, ist die Tiermedizin auch nicht gerade unterwegs in Sachen Verhinderung von Rehe und damit von Hufbeinsenkungen.
Nicht nur das Rehepferd erfährt eine unangemessene Behandlung aufgrund einer falschen Erklärung der Zusammenhänge, sondern Pferde werden krank deswegen. Letztlich vor allem deshalb, weil der Huf (genauer die Hufform) von der Tiermedizin derart stiefmütterlich behandelt wird.
Beste Grüße
Konstanze Rasch