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Strahlkrebs oder "nur" Fäule


Hallo,
ich habe einen 16 Jahre alten Hannoveranerwallach, der seit 9 Monaten mit Strahlfäule kämpft. Laut Aussage unseres Hufschmiedes waren wir schon einmal nah am Strahlkrebs, der Tierarzt hat mit Jodoformether behandelt. Eine Zeitlang war es besser, wir behandelten mit Thrush Buster und fütterten Farriers Formula. Nun ist es wieder ganz schlimm geworden. Die Huforthopädin einer Freundin hat sich mein Pferd angeschaut und meint, vorn links wäre schon Strahlkrebs, der Rest starke Strahlfäule. Sie hat mir geraten, das Pferd in eine Klinik zu bringen, wo alle Hufe unter Sedierung komplett bis auf die Lederhaut heruntergeschnitten werden müssten. Außerdem solle er generell ein paar Wochen nicht auf die Weide. Weder das eine noch das andere würde ich meinem Pferd gern antun. Er steht übrigens seit 4 Wochen auf Späne und ich behandle wieder mit Thrush Buster, wasche die Hufe vorher jeden Tag mit Wasser und Schmierseife aus der Apotheke und trockne alle Ritzen mit Wattestäbchen und Watte. Eine Freundin empfahl mir effektive Mikroorganismen, die ich in die Spalten "spritzen" soll. Ich glaube eher nicht, dass diese Mikroorganismen stark genug sind, um den Befall mit schädlichen Organismen einzudämmen. Hat jemand Erfahrungen damit? Ich schicke einige Bilder, vielleicht kann mir jemand sagen, ob es sich schon um Strahlkrebs handelt oder doch nur eine schwere Strahlfäule ist. Besonders interessiert mich eine Meinung zum Klinikaufenthalt.
Vielen Dank und viele Grüße von
Claudia AchAngefügte Bilder: http://hooforthopaedics.com/phorum/gallerie/gallerie.php?g=7468

Re: Strahlkrebs oder "nur" Fäule

Hi,
ich hatte es heute morgen schon mal versucht, da ist mir leider mein Bericht abhanden gekommen.
Also, ich bin sicher, daß es sich bei dem abgebildeten Huf um Hufkrebs handelt. Das Haar am Ballenbereich stellt sich auf und das Horn wirkt matschig und weich. Nun heißt es schnell handeln, bevor die anderen Hufe auch betroffen sind.
Zur Ursache: In den meisten Fällen ist die Hufform schuld am Hufkrebs. Erst sekundär ist Immunsystem, Psyche oder Hygiene die Ursache. Oft allerdings mitschuldig am HK. Denn ein gesunder Huf erkrankt nicht so schnell.
Auf den Bildern wirkt der Huf erstmal okay. Allerdings sind die Trachten recht lang und stehen schräg zum Strahl. Sie sind die Ursache für Strahlfäule und auch den Hufkrebs. Es kommt zu einer Wundheilungsstörung der Lederhäute und hat nix mit der eigentlichen Krankkeit Krebs zutun.
Behandlung: Ein Klinikaufenthalt endet meistens mit Op und Beschlag. Der Strahl wird angetragen und die Lederhäute ausgetrocknet.
Ich bin nicht von dieser Methode überzeugt. meist kommt es trotz jahrerlange Behandlung zu keiner Heilung.
Astrid Arnold ist eine Hufkrebsexpertin und wird sich sicher noch zu Wort melden.
Ich selber habe gerade eine HK-Pferd in Reha. 4x Hufkrebs seid 6Jahren.
Nun nach 8 Wochen ist der Strahl annähernd wieder hart und läßt sich gut schneiden und das ohne ätzende Mittel oder OP. Hygiene, viel Geduld und vor allem fachmänische Bearbeitung sind einige der Grundsätze. Ach, und das HK-Pferd steht mit den Anderen auf der Wiese.
Setze dich mit Fr. Arnold in Verbindung oder einem Ho in deiner Nähe. Ich bin sicher, auch deinem Pferd wird es in wenigen Monaten wieder besser gehen.

Re: Strahlkrebs oder "nur" Fäule

Hallo Daniela,

vielen Dank für Deine prompte Antwort, obwohl mich die Diagnose natürlich niederschmettert. Komischerweise hat mir die Huforthopädin gesagt, ich solle Pehle in die Klinik fahren. Der Klinik habe ich auch die Bilder geschickt. Man rief mich heute an und sagte mir ebenfalls, dass der linke Vorderhuf bereits von Hufkrebs betroffen sein, die anderen seine kurz davor. Laut deren Aussage müßte Pehle in die Klinik und unter Vollnarkose alle 4 Hufe geschnitten bekommen, so daß die Fäulnisbakterien komplett weggeschnitten sind. Wie Du frage ich mich allerdings auch, ob das denn die endgültige Heilung sein kann...
Mit der Hygiene ist es insofern schwierig als dass Pehle in einem großen Pensionsstall steht. Ich zahle schon extra für die Spänebox und hole auch täglich feuchte Späne raus, aber er ist ein sehr großes Pferd und leider auch ein kleines Boxenschwein....
Meinst Du denn, ich solle weiter mit Apothekenseife auswaschen, trocknen und anschließend mit Thrush Buster und Wasserstoffperoxid 3 % behandeln? Wie ist es mit den effektiven Mikroorganismen?

Komischerweise hat er nie gelahmt und ging auch nicht fühlig. Er wird täglich bewegt, entweder in der Halle oder im Gelände.

Weißt Du vielleicht eine gute Huforthopädin in der Nähe von Norderstedt (bei Hamburg)? In der Liste der DHG habe ich niemanden in meiner Region gefunden.

Liebe Grüße
Claudia

Re: Strahlkrebs oder "nur" Fäule

Hi,
das dein Pferd nicht lahmt, liegt daran, daß er den Trachtenbereich schont und somit der Strahlbereich keinen Bodenkontakt hat. Das ist ein Teufelskreislauf. Solange er den Trachtenbereich schont, werden die Hebel immer größer. Er wird immermehr die Trachten schonen, weil die Hebel größer werden und der Strahl wird keinen Bodenkontakt mehr bekommen.
Wenn der Strahl Bodenkontakt hätte, würde er anders gehen.
Ich würde weiter die Hufe mit Seifenlauge waschen ( weiche Bürste), dann aber lieber Rivanolbäder machen und auch die Ritzen mit einer gefüllten Rivanolspritze ausspritzen. Mit Mikroorganismen habe ich es bis jetzt nicht probiert. Es reichte auch so.
Fetzen müssen vorsichtig entfernt werden. Dann tamponieren mit einem milden Mittel, kein austrockneten Mittel wie Wasserstoffperoxid. Man könnte von Keralit das Strahlpflegemittel nehmen.
Einen Ho da oben kenne ich nun leider nicht persönlich. Einfach den Nächstliegenden anrufen und nach bereits bestehenden Routen fragen. oft kommen mehrere zusammen, sodaß sich die Fahrkosten minimieren.
Ich stell mal Fotos vom Rehapferd ein, ein foto vor Beginn und eins von heute.Natürlich ist da noch Arbeit, aber er ist auf dem Weg der Besserung.

Re: Strahlkrebs oder "nur" Fäule

Hallo,

da ich im Urlaub war habe ich ihren Beitrag erst jetzt gelesen.

Es ist nicht so wichtig ob bei ihrem Pferd hier zwischen Hufkrebs oder Strahlfäule unterschieden wird, es zeigt sich in jedem Fall eine erhebliche Störung in der Produktion des Strahl - und noch mehr des Ballenhornes. Ich persönlich rechne diese Störung bereits dem sogenannten Hufkrebs zu.

Meiner Erfahrung nach ist als Auslöser für diese Störung eine unphysiologische Hufform - im Fall ihres Pferdes ein Ballenzwanghuf. Dies führt dazu dass die Lederhaut speziell in der sogenannten mittleren Strahlfurche herheblich Druck erfährt und es hier zu einer Quetschung bis 3 Grades führt. Die Hufform führt also zu einer Verletzung der Lederhaut und da sich ja die Hufform nicht so ohne Weiteres ändert bleibt die dauerne Quetschung bestehen. So kann diese Verletzung nicht abheilen.

Es braucht also eine sehr geschickte und sehr überlegte Hufbearbeitung um das Problem in den Griff zu bekommen. Eine Hufbearbeitung nach huforthopädischen Gesichtspunkten kann ich auf den Fotos nicht erkennen. Da Sie schreiben dass Ihre Huforthopädin ihnen zur Klinik geraten hat wäre es interessant nach welcher Methode die Hufe bearbeitet werden.

Also die andauernde Quetschung der Ballenlederhaut führt hier zu einer Wundheilungsstörung, Welche wenn auch noch übermäßig Granulationsgewebe und Nothorn hinzu kommt, Hufkrebs genannt wird. Natürlich führen auch die hinzukommenden Keime, aber auch eine falsche Wundversorgung zu dieser Wundheilungsstörung.

Ohne einer Sanierung der Hufform ist jede Behandlung aussichtslos. Die befallenen Gewebe weg zu schneiden führt nur zu einer weiteren Verletzung. Ich rate daher von einer OP ab. Auch ätzende oder schälende Salben würde ich nicht verwenden. Bitte behandeln Sie so als würden Sie eine Wunde versorgen.

Es gibt eine gute Huforthopädin in ihrer Nähe die jedoch nicht auf der Liste der DHG steht und auch auf keiner anderen Liste zu finden ist. Ich habe die Huforthopädin gebeten sich bei ihnen zu melden.

Lieben Gruß Astrid Arnold

Re: Strahlkrebs oder "nur" Fäule

Hallo Frau Arnold, hallo Daniela,
nochmals herzlichen Dank für die prompten und ausführlichen Antworten.
Ich habe mein Pferd erst seit 3 Monaten, es aber vorher schon ein Jahr lang geritten. Es ist auch mein erstes eigenes Pferd, ich reite allerdings schon seit ich denken kann.
Das Pferd ist noch nie von einem Huforthopäden behandelt worden, sondern von einem Schmied. Die Huforthopädin einer Freundin hat ihn sich nur angeschaut, mir aber auch gesagt, dass die Hufform nicht gut sei, allerdings nur vorn links. Das ist ja auch der Huf, der am schlimmsten betroffen ist. Wie gesagt, sie riet mir zur Klinik, aber ich denke, ich werde es lieber mit einer Orthopädin versuchen, denn was Sie sagen, leuchtet mir doch mehr ein.
Zur Behandlung:
Soll ich Gold Schmierseife aus der Apotheke nehmen oder reicht grüne Seife von Budni?
Rivanol habe ich nicht, ich habe schon im Internet geschaut, es gibt Lösungen mit 0,1 % und Tabletten mit 0,1 gr oder 1,0 gr. In welchem Verhältnis soll ich was mischen?
Vielen Dank auch für die Vermittlung an eine Huforthopädin - ich erwarte sehnsüchtig eine Mail von ihr.
Herzliche Grüße
Claudia Ach

Re: Strahlkrebs oder "nur" Fäule

Hallo Frau Arnold, hallo Daniela,

eine gute Huforthopädin in meiner Nähe soll Ann-Kathrin Würtz sein. Kennt jemand Frau Würtz?

Viele Grüße
Claudia Ach

Re: Strahlkrebs oder "nur" Fäule

Hallo Frau Arnold, hallo Daniela,

leider hat sich noch keine Huforthopädin von Ihnen bei mir gemeldet und ich habe jetzt die Gespräche mit Frau Würtz aufgenommen. Ein weiteres Problem sind die Eisen hinten, die er laut Auskunft der Vorbesitzer aufgrund von Gallenbildung im Sehnenbereich bekommen hat.
Ich werde mich nächste Woche gleichzeitig mit Frau Würtz und Pehles Tierärztin treffen, um die weitere Behandlungsmethode abzusprechen. Wenn Pehle Eisen braucht, werde ich mir wohl einen orthopädischen Hufschmied suchen müssen.
Momentan wasche ich die Hufe mit milder Kali-Seife und einer weichen Bürste, trockne alles gut, tamponiere die Ritzen und behandle mit den effektiven Mikroorganismen. Ich denke, viel habe ich jetzt bis zur Behandlung durch den Huforthopäden nicht mehr zu verlieren, da kann ich es auch mal mit den EM's versuchen.
Nochmals vielen Dank für Ihre hilfreichen Ratschläge, ich halte Sie auf dem Laufenden.

Re: Strahlkrebs oder "nur" Fäule

Hallo,

leider bin ich mit meinem Vermittlungsversuch für einen Huforthopäden zu spät gekommen.

Ich wünsche ihnen alles Gute und viel Erfolg bei der Behandlung.

Astrid Arnold

Re: Strahlkrebs oder "nur" Fäule

Hallo,
hier ein kurzer Bericht über den momentanen Stand der Behandlung von Pehles Hufen.
Nach 14 Tagen täglichen Waschens und Anwendung von effektiven Mikroorganismen direkt in die Ritzen war jetzt die Huforthopädin da. Sie war total erstaunt wie gut sich die Hufe in den letzten 2 Wochen entwickelt haben. Es ist natürlich noch sehr viel zu tun, aber die Orthopädin wird jetzt alle 3 Wochen kommen, ihn ausschneiden und die Stellung langsam korrigieren. Die Eisen hinten haben wir abgenommen und er läuft zur Zeit auch ohne Eisen recht gut. Ich wasche jetzt alle 2 Tage und spritze die Hufe mit Rivanol (aufgelöste Tablette) aus. Hierzu meine Frage: Kann es sein, dass ihm das Rivanol weh tut? Er mag die Hufe manchmal nicht geben. Beim Ausschneiden hat nichts geblutet, es gibt also keine offenen Wunden.
Auf jeden Fall sind wir wohl auf einem guten Weg und ich kann nachts wieder besser schlafen.
Viele Grüße
Claudia Ach