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Trachten zu hoch - kürzen?

Guten Morgen!

Seit längerem befasse ich mich intensiv mit der Huforthopädie, sie sagt mir sehr zu. Mein Pferd hat sehr viel Hufwachstum und Eisen sind nicht notwendig.

Mit dem Raspeln komme ich gut zurecht, wobei auch hier eine Frage auftauchte. Wenn ich ein Rieddach rasple, soll der Huf dann von der Seite gesehen nach unten hinter die weitergeführte Linie gehen (also im Endeffekt bullnasig) oder rasple ich ein Rieddach und bin dann mit der unteren Spitze des Rieddaches auf der weitergeführten, gedachten Linie, also der idealen Wandbreite?

Die Sohle bearbeite ich erst seit Kurzem. Mein HO hatte es mir gezeigt, aber es ist natürlich etwas schwierig, es ist neu für mich, mein Pferd soll nicht zu Schaden kommen.

Wenn mein HO da war (er kommt frühestens alle 12 Wochen), verfügt der Huf (vorne Diagonalhuf) über einen Tragrand, der sich im Paddock auch abreibt. Ich schneide dann regelmäßig (ca. jede Woche) Drängelhorn weg und rasple minimal.

Doch nach ca. 6 Wochen (besonders wie jetzt bei Koppelgang - sprich kein Abrieb) überwiegt das Hufwachstum. Das schaut dann so aus, dass der Tragrand im hinteren/seitlichen Bereich bestehenbleibt, an der Zehe auf Sohlenniveau ist.

Hier ein Gewölbe reinschneiden traue ich mir nicht zu. Müsste aber mE wohl sein, da ja der Tragrand keinen Abrieb erfährt, wenn er auf sohlenniveau ist???

Ein wenig Sohle habe ich jetzt erstmalig weggenommen und es war durchaus positiv.

Was aber meine größte Sorge ist und wo ich wieder zu meinem Hufschmied tendiere, es aber nicht möchte: der Huf wird sehr sehr steil mit sehr langen Trachten.

In meinen Augen handelt es sich bei den Vorderhufen um einen Sehnenstelzfuß. Fotos folgen heute Abend.

Werden die Trachten nie gekürzt in der Huforthpädie? Vor zwei Jahren habe ich schon einmal probiert nach Biernat umzustellen, da war es dasselbe, die Hufe vorne wurden zu hoch, richtige Klötze.

Nun ist es auch schon so, dass mein Pferd vorne einknickt, ist führe das auf die Hufe zurück, die Verspannungen im Schulterbereich produzieren.

Es hat sich vieles zum Pos. verbessert, die Einblutungen sind komplett weg, an der Hufwand und Sohle, die beim Hufschmied immer vorhanden waren.

Aber diese hohen Trachten bereiten mir Bauchschmerzen, die Frage ist nur, wie geht ein HO vor, wenn der Huf zuwenig Abrieb erfährt, dann muss doch der Huf gekürzt werden??

Fotos werde ich heute Abend einstellen, würde mich sehr über eine Einschätzung freuen.

mfg

B. Herzog

Re: Trachten zu hoch - kürzen?

So, hier nun die Bilder.

Freue mich über viele qualifizierte Antworten.

mfg

Bernadette Herzog

Angefügte Bilder:

[url]http://hooforthopaedics.com/phorum/gallerie/gallerie.php?g=6861[/url]

Re: Trachten zu hoch - kürzen?

Hallo !

Ersteinmal möchte ich Ihnen sagen das es sehr begrüßenswert ist das Sie sich so intensiv mit den Hufen Ihres Pferdes auseinandersetzen und auch alles hinterfragen was an den Hufen passiert und warum . Was ich kritisieren möchte sind die in meinen Augen viel zu langen Bearbeitungsabstände die aus nicht bekannten Gründen von Ihrem HO und Ihnen gewählt werden . Üblich wären je nach Hufzustand ca. 4-5 Wochen. Alles was über diesen Zeitraum hinausgeht führt unweigerlich zu solchen unbefriedigenden Ergebnissen wie in Ihrem Fall.
Die Hufe ihres Pferdes sind steil mit dazu passenden recht hohen Trachten,
hier im hinteren Bereich mehr zu kürzen als vorne würde zu einer Überlastung des gesamten Sehnen und Bänderapparates im innern führen sowie den Hufrollenkomplex unter erhebliche Belastung bringen. Man kann durch bestimmte Bearbeitungsschritte versuchen im hinteren Bereich mehr Abrieb zu forcieren das funktioniert aber auch nur wenn das Pferd auch Abrieb hat... wenn die Hufe insgesamt zu hoch werden , sprich zuviel Tragrand Überstand vorhanden ist kann man die Hufe kürzen ,dann aber vorne soviel wie hinten. Das sollten Sie sich dann genau von Ihrem HO vor Ort erklären lassen.
An den steilen Hufen Ihres Pferdes wird man nicht mehr sehr viel Ändern können, wenn es ein ausgewachsenes Pferd ist muß man den Zustand der steilen Hufe so akzeptieren.Die Hufe in eine für das Auge gefällige Form zu Bringen würde langfristig erheblichen Schaden anrichten.

Viele Grüße
Birgit Höllmer

Re: Trachten zu hoch - kürzen?

Hallo Frau Höllmer!

Vielen Dank für Ihre rasche Antwort.

Ich finde die Huforthopädie an sich sehr interessant und möchte mein Pferd bestmöglich betreuen.

Hier in Österreich gibt es nur Hufschmiede, mein Hufschmied bemühte sich zwar sehr, aber er hat die Hufe immer radikal gekürzt (obwohl wir schon Ausschneideperioden von 5 - 6 Wochen hatten). Was dazu führte, dass mein Pferd angelaufene Beine nach dem Ausschneiden hatte, fühlig ging und auch Einblutungen (Wand/Sohle) hatte.

Er hat vorne re. eine Fehlstellung, wobei das auch das gesamte Vorderbein betrifft, er bügelt sozusagen "rein".

Natürlich kann man Fehler, die in der Fohlenzeit begangen worden sind, nicht mehr beheben. Aber man kann die Hufe ja noch optimieren.

Gerne hätte ich einen HO, der alle 5 Wochen kommt. Mein HO, den ich übrigens über diese Seite gefunden habe, ist sehr gut und ich bin auch sehr zufrieden, aber er fährt 1,5 h zu mir, ich verstehe, dass das nicht öfter geht.

Deshalb sind für dieses Jahr noch zwei Kurse geplant, eben, damit ich mehr Wissen habe. Denn man kann an den Hufen soviel falsch machen.

Ich habe jetzt noch mal ältere Fotos angesehen. Er hat wohl vorne immer schon solche Hufe. Als er zu mir kam, war sogar ein leichter Spalt vorne rechts (der Huf ist ein wenig mein Sorgenkind), der Spalt ist weg. Der Huf schnabelte auch rel. stark, das ist jetzt schon viel weniger (Pferd ist seit 2 Jahren in meinem Besitz).

Von der Steilheit her finde ich es vorne sogar ok. Aber ich finde die Hufe sehr sehr hoch. Also im Endeffekt müsste man wohl einen Tragrand anlegen, aber hauchdünn, damit er sich gleich abreibt?

Eine Fragen noch zu den Hinterhufen (leider konnte ich die Bilder nicht schriftlich kennzeichnen?). Ist das Beraspeln so ok?

Bin mir nicht sicher, ob ich sie zu bullnasig rasple. Ich nehme Wandbreite weg und habe nach unten hin eine Rieddachstruktur.

Wie ist Ihre Meinung zu den Sohlenansichten. Ich kämpfe seit einiger Zeit mit einer sehr sehr tiefen Strahlfurche mittig, ich werde sie wohl tamponieren.

Natürlich werde ich meinen HO auch auf meine Fragen ansprechen, aber ich wollte gerne auch die Hilfe des Forums in Anspruch nehmen.

Vielen Dank für Ihre Mühe!

mfg

Bernadette Herzog

Re: Trachten zu hoch - kürzen?

Hallo Frau Herzog,

ich kann Birgit nur Recht geben. Die Hufe sollten hinten nicht kürzer sein. Dies kann man gut an der Huffesselachse sehen.
Der vordere rechte Huf ist ein Sehnenstelzfuß, hier ist die tiefe Beugesehne verkürzt. Dies sieht man auch an den Unterstützungsbändern die gut sichtbar sind. Auch passt ihre Beschreibung mit Riß, nach vorne schnabeln(dies passiert, wen man versucht den Huf flacher zu halten. Hier wären Röntgenbilder interessant, um zu sehen, ob Hufbein und Hornkapsel parallel verlaufen, ob eine Flexion im Hufgelenk besteht. Ziel der Bearbeitung ist, eine Parallelität zw. Hufbein und Hornkapsel zu erreichen, dies kann man nach ca. 1 Jahr nochmal nachröntgen lassen.

Sohlenwölbung: Das Pferd hat eine oder nicht. Grundsätzlich sollte bis auf Zerfallshorn nichts aus der Sohle herausgenommen werden. Das Kürzen der Trachten ist mit Vorsicht zu genissen und sollte mit dem HO besprochen werden.
Hierzu wären wiederum die Röntgenbilder sehr hilfreich. Wenn dein Pferd sich in diesem Zustand gut oder besser bewegt warum kürzen?

Die Hufe sind meines Erachtens etwas zu bullnasig. Eine leichte Abrundung nach unten um die Kanten abzurunden reicht.

MfG

Anette Fink

Re: Trachten zu hoch - kürzen?

Hallo Frau Herzog,
die Arbeit am Huf sollte noch einmal überprüft werden. So wie die Hufe momentan laut Fotos bearbeitet sind, müssen sie sich im Zehenbereich viel und im hinteren Bereich wenig abreiben. D.h. das Missverhältnis im Abrieb wird durch die Bearbeitung unterstützt, wenn nicht gar dem Huf überhaupt erst nahegelegt.

Sie schreiben "Aber diese hohen Trachten bereiten mir Bauchschmerzen, die Frage ist nur, wie geht ein HO vor, wenn der Huf zuwenig Abrieb erfährt, dann muss doch der Huf gekürzt werden??".

Zunächst und grundsätzlich möchte ich dazu sagen: Man muss immer aufpassen, dass das "zu hoch" kein rein optisches "Argument" ist; also sich die Frage stellen, wie kommt man auch "zu hoch", zu hoch wofür? Oder ist es lediglich "höher als" (also hinten Tragrandüberstand und vorne nicht) und damit genau richtig für diesen Huf?

Wenn Trachten funktional zu hoch werden, also tatsächlich die Funktion des Hufes beeinträchtigen, hat man es in der Regel verpasst, ihren Abrieb zu forcieren. Das kann man nachholen. Nicht durch Kürzen, sondern durch entsprechende Arbeit im hinteren Hufbereich. Dazu muss man in der Regel, auch Sohlenhorn entfernen, in jedem Fall aber die Eckstreben korrekt zurückschneiden und keine Tragedreiecke stehen lassen. Nur Zerfallshorn zu entfernen, ist dabei nicht ausreichend.
Eine andere Sache ist es, wenn der Huf insgesamt zu wenig Abrieb erfährt. Hier kommt man nicht umhin, den Tragrandüberstand gleichmäßig zu kürzen, da sich zu lange Überstände negativ auswirken. Letzteres ist bei Ihrem Pferd m.E. aber nicht der Fall. Hier geht's wirklich um das korrekte Steuern des stattfindenden Abriebs.

Mit freundlichen Grüßen
Konstanze Rasch