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Zehen-Sohlenwulst und dahinter eindrückbare Sohle

Hallo zusammen,

mein Pferd (WB, 18 J., 174 cm, sehr kleine Hufe) läuft seit 2.5 Jahren ohne Eisen. Unter dem Beschlag degenerierten die Hufe, die Zehe schnabelte weg, die Trachten waren kaum mehr vorhanden, der Strahl super schmal.
Ich bin überzeugt, dass meinem Pferd durch den Beschlag viel Schmerz zugefügt wurde und versuche nunmehr die Hufsituation ständig zu verbessern. Bis vor ca. 9 Monaten hatte ich einen HO und die Hufe haben sich vorbildlich entwickelt. Leider war die Fühligkeit nicht in den Griff zu bekommen und ich habe nicht viel reiten können, da immer wieder Lahmheiten vorkamen. Die Wege auf dem Stallgelände (Wiesen natürlich ausgenommen) und die erreichbaren Reitwege sind sehr steinig. Hufschuhe halten im Matsch und tiefen Boden nicht besonders und verursachen Druckstellen (Ich habe Dallmer und Easy Boots ausprobiert). Das ursächliche Problem scheint die Hufsohle zu sein. Derzeit kann ich feststellen, dass sich im Zehenbereich Hornwülste entwickeln, die Sohle dann in Richtung Strahlspitze auf ca. 6 Zentimeter mit dem Finger einzudrücken ist. Die restliche Sohle - bis zu Strahlspitze und bis zu den Trachten ist hart und fest.
Die eingeholten Meinungen über die Hornschwielen sind geteilt, die einen meinen, ich sollte sie stehen lassen, die anderen raten zur Entfernung.
Nachdem mein Pferd total lahm war, habe ich selbst die Schwielen entfernt, darunter rote Einblutungen entdeckt, und das Pferd ging sofort besser.
Nun zu meiner Frage: Was kann der Grund für den Bereich der weichen, eindrückbaren Sohle sein?
Ich bin für jede Anregung oder Erklärung dankbar.

Grüsse
Conny

Re: Zehen-Sohlenwulst und dahinter eindrückbare Sohle

Hallo Conny,

ich habe einen ähnlichen Fall in meinem Kundenkreis. Hornwülste am Rand, darunter Einblutungen und eine Sohle, die man mit dem Daumen eindrücken kann. Das Entfernen der Hornwülste tut in diesem Fall dem Pferd auch gut, wobei ich dennoch versuche, Sohlenhorn zu schonen. Nachdem es im letzten Jahr schon besser war, ist es nun wieder schlechter. Warum? Ich glaube weil das Pferd zur Zeit nur auf weichem Boden steht: nachts Stroh, tags Matschkoppel, Reiten auf einem Gummi-schnitzel-Platz und das seit ca. 4 Monaten. Ich habe dem Pferd Bewegung auf hartem, auch steinigem Boden verordnet, langsam steigernd natürlich.

Wie wird Dein Pferd gehalten? Welche Böden haben Stall, Auslauf etc?

Gruß
Aline Ullsperger

Re: Zehen-Sohlenwulst und dahinter eindrückbare Sohle

Hallo Aline,

danke für die Antwort, jetzt weiss ich wenigstens, dass ich nicht allein auf der Welt mit diesem Problem bin ;-).
Tatsächlich steht mein Pferd tagsüber auf einer Matsch-Winterwiese, abends aber in einer gut eingestreuten Leinstroh-Box, so dass die Hufe in der Zeit von ca. 19 h - 10 h morgens trocken stehen.
Das erklärt allerdings nicht, warum nur der vordere Bereich der Sohle so weich und eindrückbar ist, denn der Matsch ist so tief, dass das Pferd bis über den Fesselkopf versinkt und alle Sohlenbereiche feucht werden.
Es sind beide Vorderhufe betroffen, wobei der rechte weicher als der linke ist.

Grüsse
Conny

Re: Zehen-Sohlenwulst und dahinter eindrückbare Sohle

... es geht nicht um trocken/feucht. Es geht um hart/weich. Den ganzen Tag weicher Boden regt das Hornwachstum zu wenig an. Ein Pferd, welches ständig/viel auf hartem, steinigem Boden läuft, bekommt harte Hufe. Das hat die Natur schon so eingerichtet. Auf weichem Boden (z.B. Matschboden) findet kaum Abrieb statt. Warum soll dann hartes Horn gebildet werden, es könnte sich ja gar nicht abreiben. Aus diesem Grund habe ich dem Pferd ja viel Bewegung auf hartem, auch steinigem Boden verordnet.

Gruß
Aline

Re: Zehen-Sohlenwulst und dahinter eindrückbare Sohle

Hallo Aline,

vom Grundgedanken habe ich Deine Anregung verstanden und laufe bereits seit 3 Tagen mit ihm über Asphalt. Der Weg zur Straße ist jedoch mit spitzen Steinen befestigt, so dass ich für diese ca. 30 m Hufschuhe anziehe, auf der Straße die Hufschuhe ausziehe, dann über Asphalt spazierengehe und auf dem Rückweg, die Hufschuhe wieder anziehen muss, da ich das Pferd nur mit Gewalt über die Steine bewegen könnte, da die Schmerzen anscheinend so schlimm sind, dass er sich weigert, auch nur einen Schritt zu gehen und beim ersten Mal habe ich ihn 2 m gezogen und er vor Schmerz weggeknickt ist. Das kann ja nicht der Sinn sein.
Weiterhin suche ich ja noch immer nach einer möglichen Erklärung für die ca. 6 cm Sohlenabschnitt, die so weich und eindrückbar sind.... der Rest der Sohle ist hart.

Grüsse
Conny

Re: Zehen-Sohlenwulst und dahinter eindrückbare Sohle

Mal ein Erklärungsversuch:

Mein Pferd hat auch ziemlich dünne Sohlen. Er stand jetzt im Winter auf dem Paddock. Die Wände haben sich auf dem Pflaster ziemlich runtergeraspelt, so dass das Pferd ein gutes Stück vorne auf der SOhle mitgelaufen ist. Dort sind richtige Schwielen entstanden, weiter hinten ist die Sohle unverändert dünn.

Was ich damit sagen will: Wenn Dein Pferd als harten Boden nur Asphalt kennt, kommt die Sohle wegen des Gewölbes ja kaum mit irgendetwas in Kontakt. Vielleicht wird die Sohle direkt vorne am Boden zu Wachsum angeregt, weil hier Bodenkontakt besteht und weiter hinten nicht.

Falls das so wäre: Dann müsstest Dein Pferd mit der Sohle überall Bodenkontakt bekommen. Wenn die spitzen Steine vom Schotter Probleme bereiten: Wie wäre es mit Kies. Ich habe mal von einem Fall gehört, da hat jemand seinen Padock an einem Stück mit dicken Kieselsteinen aufgeschüttet. Die können nicht so starke Schmerzen ausüben, weil sie ja rund sind. Dennoch wird der gesamte Sohlenbereich gehärtet. Es ist halt etwas aufwendig...

Jürgen

Re: Zehen-Sohlenwulst und dahinter eindrückbare Sohle



Hallo Jürgen,

danke für Deine Antwort.

Ich füge die Bilder des betroffenen Hufes bei, vielleicht hat jemand noch weitere Gedanken und Vorschläge.

Grüsse
Conny

Re: Zehen-Sohlenwulst und dahinter eindrückbare Sohle

... so ist es bei dem von mir beschriebenen Pferd auch. Am Rand ist die Sohle hart, nach innen hin total weich bzw. eindrückbar. Das Pferd hat keinen Tragrandüberstand, bzw. ist der Tragrand im unteren Bereich immer 2-3-4 mm ausgebrochen, somit müssen die Sohlenrandbereiche tragen, dort ist es durch die Belastung und den Bodengegendruck hart, Weiter innen nicht. Auch dieses Pferd läuft ungern über Steine, jat aber nicht so große Probleme damit wie Dein Pferd. Wenn er fast "stirbt" über den spitzen Steinen ist es natürlich nicht Sinn und Zweck, ihn drüber zu zerren... Jürgens Idee mit dem runden Kies ist gut, aber evtl. schwer umzusetzen. Glatter Asphalt ist zwar schon mal gut, die von Dir beschriebenen Sohlenbereiche kommen dabei aber nicht mit dem Boden in Berührung :-( Habt Ihr irgendwo festen Naturboden, der nicht so eben ist wie Asphalt aber auch nicht so unangenehm wie harte spitze Steine?

LG
Aline

Re: Zehen-Sohlenwulst und dahinter eindrückbare Sohle

Hallo,
das von Ihnen beschriebene Problem tritt häufig bei der Gestaltung der Hufe auf, wie sie bei Ihrem Pferd zu finden ist.
Bei Ihrem Pferd ist die Hufwand an der Zehenmitte sehr dünn, nach meiner Erfahrung zu dünn. Da der Huf normalerweise an der Zehenmitte den flacheren Winkel zu Boden hat, als die Seitenwände, darf auch dort, wenn nicht andere Probleme vorliegen wie z.B. eine hebelnde Zehenwand, die Hufwand dicker ankommen als an den Seitenwänden. Der Huf mit dieser dünnen Zehenwand wird sich dort am Tragrand mehr abreiben und das Hufbein kommt Bodennäher. Damit einher geht auch eine dünnere Sohle im gesamten Zehenbereich. Nur der Sohlenrand mit der darüber liegenden Hufbeinspitze bildet eine Hornschwiele als Ersatztragrand. Diese Schwiele drückt allerdings gerade dann wenn der Huf abtrocknet erheblich.
Dass die Zehenwand bei Ihrem Pferd zu dünn ist zeigen verschiedene Erscheinungen. Die Zehenwand weist typische kleinere Einrisse im Tragrandbereich auf. Die Zehenwand ist bullnasig gestaltet.
Eine ursprünglich hebelnde Zehenwand weist das gleiche Sohlenproblem auf, da ja auch bei dieser das Hufbein bodennäher kommt. Um der Hebelwirkung entgegenzuwirken ist es anfangs richtig und erforderlich die Zehenwand dünn zu halten. Ist jedoch das Problem Hebel behoben muss zu einer normalen Dicke der Zehenwand zurückgegangen werden.
Mit freundlichem Gruß
Astrid Arnold

Re: Zehen-Sohlenwulst und dahinter eindrückbare Sohle

Hallo Conny,

das Problem ist mir ebenfalls mehr als bekannt. Ich hatte vor einiger Zeit ein ähnliches Problem bei meiner eigenen Stute.

Sie stand 6 Monate nur auf weichem Untergrund und das hat ihr (ehrer weiter, flacher Huf) gar nicht gut getan.

Ich habe in Bayern inzwischen 2 Haltungsformen gesehen, die ihre Barhufer auf Rundkiesel stellen - und das scheint sehr gut zu funktionieren. Wenn es möglich ist - dann ist so ein Kiesbett eine gute Sohlenmassage.

Ich kann mich Astrid Arnold nur anschließen, zur Illustration im Anhang die Sohlenansicht Ihres Pferdes mit Hilfslinien (grüne Punktlinie Vorschlag Schnittführung, pink Vorschlag Raspelführung) - wie ich den Rat von Astrid Arnold verstehe.



Schöne Grüsse und viel Erfolg
B. Ritzen

Re: Zehen-Sohlenwulst und dahinter eindrückbare Sohle- s. Fotos

An alle, die sich die Mühe machten, über mein Problem nachzudenken und mir mit Erläuterungen und Hinweisen eine grosse Hilfe waren:
Vielen vielen Dank und liebe Grüsse
Conny