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Ein angehender Huforthopäde kauft sich ein Pferd - Stanleys Hufabszess

Vorgeschichte

Im Februar 2008 begann Stanleys heutiger Besitzer seine Ausbildung an unserer Lehranstalt. Zum 3. Termin der Ausbildung im April verblüffte er seine Seminargruppe mit einer witzigen Geschichte:

Auf der Suche nach Verstärkung für seine kleine Offenstallherde (3 Isländer, 3 Tinker) fiel nach einem gemeinsamen Besichtigungstermin mit der Familie, Ankaufsgespräch und Proberitt von 3 Pferden die Wahl auf Stanley, einen 11-jährigen Irish-Tinker-Wallach. Daheim angekommen, wurde Stanley "ausgepackt" und noch eine Überraschung entdeckt: Verdeckt durch den für einen Tinker durchaus typischen Behang, zeigte sich an dem noch eisenbeschlagenen Vorderhuf ein ausgedehnter Hornschaden, vermutlich verursacht durch vorangegangene massive Hufgeschwüre oder Hufabszesse.

"Ja, hast Du denn gar nicht auf die Hufe geschaut?"

Diese Frage musste sich Stanleys neuer Besitzer nun gefallen lassen (man meint ja eigentlich, ein angehender Huforthopäde würde beim Pferdekauf auch und ganz besonders auf die Hufe achten).

"Na doch, eigentlich schon, aber irgendwie haben wir bei der Auswahl unter den drei Pferden diesen Huf wohl übersehen ..."

Das sorgte, wie man sich vorstellen kann, für einige Heiterkeit bei den Kommilitonen. Stanleys Besitzer hatte nun quasi ausbildungsbegleitend eine besondere Baustelle am eigenen Hof. Stanleys Huf wieder in Ordnung zu bringen, war dabei keine geringe Herausforderung. Zum einen war der Huf arg in seiner Stabilität beeinträchtigt, zum anderen bargen die Nischen und Höhlungen die stetige Gefahr der Entwicklung neuer Hufgeschwüre und Hufabszesse.

Der Sohlenrandbereich hinter Wand ist noch immer ein neuralgischer Punkt. Aber die Fortschritte sind unübersehbar: der durch Hufgeschwür- und Hufabszessprozesse hervorgerufene Hornschaden wächst heraus. Stanley geht es prima. Er wird 2 x die Woche geritten. Abgesehen von einer ca. einmonatigen Phase während des erneuten Hufabszesses im Juli 2008 war Stanley stets lahmfrei. Der Vorschlag des hinzugezogenen Tierarztes Stanley wegen der Lahmheit beim Hufabszess die seitliche Hufwand zu entfernen und zu beschlagen wurde abgelehnt. Stanley lebte während der gesamten Zeit mit seiner Herde im 1600 m² Offenstall.