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Der huforthopädische Blick – Was wir uns von Tierärzten wünschen und warum (Dr. Konstanze Rasch)

Der Tierarzt ist der Ansprechpartner des Pferdebesitzers, wenn es um gesundheitliche Probleme seines Vierbeiners geht. Betrachtet man die Häufigkeit von Beinleiden und hufbedingten Lahmheiten, so ist beim Pferdetierarzt eine sehr hohe Fachkompetenz in Sachen Pferdehuf und Gliedmaße verlangt. Wir Huforthopäden, die wir ausschließlich mit dem Pferdehuf befasst sind (den anderen Hufbearbeitern wird es diesbezüglich sicher nicht anders ergehen), bemerken hier ein bedauerliches Manko. Es fehlt an hufkundigen Tierärzten!

Der Grundstein hierfür ist bereits in der Ausbildung gelegt. Das Studium der Veterinärmedizin kreiert einen multifunktionalen Tierarzt. Ausgebildet wird ein Fachmann, der sich sowohl auf Groß- wie auf Kleintiere versteht, der landwirtschaftliche Nutztiere wie auch Exoten zu behandeln weiß. Das Spektrum des in diesem Studium zu erlernenden ist gewaltig und so verwundert es nicht, dass viele Details auf der Strecke bleiben. Dazu gehört auch der Pferdehuf. Laut Prof. Bodo Hertsch widmet das veterinärmedizinische Studium in Deutschland dem Pferdehuf gerade einmal 8 Stunden (HERTSCH 2006). D.h. der zukünftige Veterinärmediziner erfährt im Studium nicht wirklich relevantes Wissen über Hufe. Das, was der später am Pferd praktizierende Tierarzt über Hufe weiß, hat er sich schlussendlich in der Praxis selbst erarbeitet (zum Teil evtl. auch noch während des Studiums bspw. in der chirurgischen Klinik oder beim Aufenthalt in der Lehrschmiede). Eine systematische Ausbildung in Sachen Hufkunde fehlt.

Das im Pferdebereich der tierärztlichen Praxis aus meiner Sicht zu konstatierende Manko erstreckt sich insgesamt auf drei Bereiche, die ich im Folgenden näher erläutern möchte. Es fehlt in bezug auf die Hufe der Pferde

1.      an prophylaktischer Intervention,

2.      an erfolgreichen Therapieangeboten,

3.      an Diskurs- und Kooperationsbereitschaft.

1 Prophylaktische Intervention

Prophylaxe bedeutet, Probleme gar nicht erst entstehen zu lassen. Dieses hat in bezug auf die Hufgesundheit ein enormes Gewicht. Zum einen ist eine Problemvermeidung in diesem Bereich außerordentlich effizient. Prophylaxe am Huf ist wenig aufwendig, spart hohe Kosten und verhindert zum Teil schweres Leiden. Sie hat damit eine sehr gute Aufwand-Nutzen-Bilanz. Zum anderen ist eine Prophylaxe am Huf auch recht einfach möglich. Die Hufe tragen den Mantel sozusagen nach außen, soll heißen, die Hufe verstecken ihre Probleme nicht. Entstehende Hufprobleme zeigen sich offen und sind prinzipiell für jeden sichtbar und ein geschultes Auge kann sie bereits in ihren Anfängen leicht erkennen.

Wenn man Imbalancen am Huf wahrnimmt und frühzeitige Gegenmaßnahmen folgen lässt, kann man wirksam verhindern, dass die Hufe bspw. einreißen und Hornspalten entstehen. Man kann so auch in der Regel verhindern, dass sich Hufgeschwüre bilden, dass das Laufen fürs Pferd unangenehm oder gar schmerzhaft wird oder dass eine Belastungsrehe folgt.

Die segensreiche Wirkung der Früherkennung bleibt dabei gar nicht mal auf die Hufe und deren Gesundheit beschränkt. Untergeschobene Trachten oder schiefe Hufe im Anfang abzuwehren, trägt erfolgreich dazu bei Hufgelenksentzündungen, Sehnenschäden oder...

Dieser Artikel ist Bestandteil der Tagungsmappe der 4. Huftagung der DHG e.V. Die Tagungsmappe (44 Seiten) kann zum Preis von 10 Euro bei uns bestellt werden.

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