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Huforthopädie in Theorie und Praxis - Teil 1 (Dr. Konstanze Rasch)

1 Einführung

Die Orthopädie, im ursprünglichen Wortsinn „die Lehre von der rechten Entwicklung“, kann beim stetig nachwachsenden Hornschuh des Pferdes sehr wirksam zur Anwendung kommen, und zwar indem sie das Wachstum des Hufes in die richtigen Bahnen lenkt und so seine rechte Entwicklung fördert. Anders als der frei gegen den Himmel wachsende Baum, dem eine Stütze gegen den Wind ausreicht, ist der zwischen Pferd und Boden befindliche Huf allerdings einigen enormen Kräften ausgesetzt, die sich nicht so leicht durch die gutmeinende Menschenhand ausschalten lassen.

Der Hornschuh des Pferdes wächst je nach Jahreszeit und Individuum monatlich zwischen vier und 17 mm (PÜTZ 2006: 58). Bleibt der Hornabrieb aus oder findet er ungleichmäßig statt, so gerät der Pferdehuf (vor allem der schneller wachsende) sehr leicht außer Form. In der „harmlosen“ Ausführung bedeutet dies, dass die Hufe schief werden, untergeschobene Trachten entwickeln, hebelnde Zehenwände entstehen, sich überhohe steile Hufe ausbilden etc. pp. In der ernsteren Ausführung manifestiert sich dies in expliziten Problemsituationen und Huferkrankungen. Traditionell arbeitet man dieser Entwicklung durch die nachträgliche »künstliche Regulation der Wandlängen« (SCHWYTER 1906: 101) entgegen. Das heißt im Abrieb zurück gebliebene Wandbereiche werden im Nachhinein verkürzt.

Das ist mitunter nicht ganz unproblematisch, da es dem Pferd abrupte Stellungsveränderungen abverlangt. Diese sind zwar i.e. wohlgemeint, übergehen aber die vorhergehende funktionale Anpassungsleistung der Gliedmaßenstrukturen. Und häufig ist diese nachträglich vom Hufbearbeiter vorgenommene Verkürzung auch nicht wirklich erfolgreich, weil sie nicht anhält. Bleiben die Umstände annähernd gleich, nimmt der Huf nach dieser Korrektur im Grunde den gleichen Weg wie vorher – er wird zunehmend wieder schiefer, die Zehenwand wird nach und nach länger, die Trachten schieben mehr und mehr unter...

Dieser Artikel ist Bestandteil der Tagungsmappe der 9. Huftagung der DHG e.v. Die Tagungsmappe (70 Seiten & 3 A3 Poster) kann zum Preis von 15 Euro bei uns bestellt werden. Unter dem Titel "Multikulti Huf" stellen sich in dieser Tagungsmappe unterschiedliche Hufbearbeitungsrichtungen vor.

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