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Hufbeinrotation und Zehenwandresektion - Paula

Vorgeschichte

Paulas Lahmheitsgeschichte beginnt im Sommer 2008. Der betroffene rechte Vorderhuf wurde geröntgt und die Diagnose „Hufbeinrotation“ und „Hohle Wand“ gestellt. Daraufhin wurde bei Paula zum ersten Mal eine Zehenwandresektion vorgenommen.

Es dauerte ein Jahr, bis Paula nach diesem Eingriff wieder geritten werden konnte. Im April 2010 stellte der Hufschmied bei Paula erneut eine Hohle Wand fest, diesmal am linken Vorderhuf. Er entfernt die linke Zehenwand und Paula wird beschlagen.

Im September 2010 lahmt Paula plötzlich stark auf ihrem linken Vorderhuf. Der Tierarzt röntgt, diagnostiziert eine Hufbeinrotation und verordnet neben Equipalazone® eine neuerliche Zehenwandresektion. Zur Pferdebesitzerin sagt er, dass jeder Warmblüter mit dieser Diagnose schon längst eingeschläfert worden wäre. (Ein Glück für Paula, dass sie kein Warmblüter ist ...)

Alternative Behandlungsmethoden und Barhufumstellung

Am 1. Oktober 2010 beschließt die Pferdebesitzerin, die tierärztliche Therapie mit Equipalazone® abzubrechen und lässt Paula die Eisen abnehmen. Sie sucht nach alternativen Behandlungswegen. In einem Beratungsgespräch durch eine Barhufbearbeiterin wird ihr geraten, Paula in eine bestimmte Hufklinik zu bringen, wobei sie aber „in den ersten 6 Monaten nicht vorbei kommen solle, da die Besitzer das Leid oft nicht sehen können, es aber im Bezug auf den Heilungsprozess enorm wichtig wäre ... “. Paulas Besitzerin lehnt ab und sucht weiter. Sie stößt auf das Forum der DHG e.V. und schildert dort ihr Problem. Am 21. November 2010 wird Paula zum ersten Mal huforthopädisch behandelt und ihre von den Zehenwandresektionen und Hohlen Wänden geschädigten Vorderhufe bearbeitet.

Linker Vorderhuf vor erster huforthopädischer Bearbeitung am 21.11. 2010

Mit starken Hornschäden durch die Zehenwandresektion und hohlen Wänden im Trachten- und Seitenwandbereich

Rechter Vorderhuf vor erster huforthopädischen Bearbeitung am 21. 11. 2010

Auch hier zeigen sich hinterfaulte hohle Wände

Hufbeinrotation?

Die lange schräge Zehenwand des in 2008 operierten und mittlerweile nachgewachsenen rechten Vorderhufes zeigt die ganze Problematik von Paulas Lahmheits- und OP-Geschichte. Eine neue lose Wand ist schon wieder im Entstehen. In der Sohlenansicht kann man sehen, dass die Verbindung zwischen Sohle und Zehenwand zerrissen und hinterfault ist. Der Huf ist bereits wieder auf dem besten Weg zu „Hufbeinrotation“ und „Hohler Wand“. Im Eigentlichen hat sich bei Paula gar nicht das Hufbein von seinem Platz bewegt, wie die Diagnose „Hufbeinrotation“ glauben macht, sondern die Zehenwand hat sich vom Hufbein entfernt.

Die Röntgenaufnahmen zeigen auf beiden Hufen eine ungebrochene Knochensäule. Das Hufbein ist in beiden Fällen nicht rotiert. Die weghebelnde und hinterfaulte Zehenwand des linken Vorderhufes wurde 14 Tage vorher entfernt.

Eine vernünftige Hufbearbeitung sollte die Entstehung einer solchen Schere zwischen Hufbein und Zehenwand unbedingt verhindern, dass heißt, die Zehenwand muss so bearbeitet werden, dass sie sich abreiben und ausreichend kürzen kann und die Trachten dürfen bei Paula nicht mehr manuell gekürzt werden.

Röntgenaufnahmen vom 8.10.2010

Linker Vorderhuf ein halbes Jahr später im Mai 2011

Zehenwandresektion – Sinn oder Unsinn?

Die Zehenwand hat den Boden wieder erreicht. Wie die Sohlenansicht zeigt, leidet die Blättchenschicht allerdings noch immer unter den Folgen der im Vorjahr erlittenen Schädigung. Eine Zehenwandresektion, wie sie bei Paula in der Vergangenheit mehrfach vorgenommen wurde, stellt eine enorme Gefahr für die sensible Wandlederhaut dar. Durch das Entfernen der Schutzschicht über dem Hufbeinträger verliert das Blättchenhorn seine Feuchtigkeit und wird sehr hart und spröde. Die mit dem Blättchenhorn eng verzahnten Wandlederhautblättchen nehmen hierdurch fast immer irreparablen Schaden. Dies äußert sich bspw. in einer veränderten und zum Einreißen neigenden Blättchenschicht ("Weißen Linie"). Der Zustand der Blättchenschicht an beiden Hufen bessert sich in den Folgemonaten, erreicht aber auch heute nicht den Status einer völlig gesundeten Struktur. Diese "Narbe" wird Paula aller Wahrscheinlichkeit nach zurückbehalten.

Paula konnte bereits 2 Monate nach Beginn der huforthopädischen Behandlung wieder geritten werden. Auf Ausritten benötigt sie im steinigen Gelände Hufschuhe. Obwohl Paula entgegen der früheren Diagnose nie eine Hufrehe erlitten hat, sorgt ihre Besitzerin vorausschauend durch regelmäßige Bewegung und ein entsprechendes Futtermanagement (Weidemaulkorb) dafür, dass Paula ihr Gewicht hält. Somit ist auch von dieser Seite für ihre Hufgesundheit gesorgt.

Linker Vorderhuf im Februar 2012

Die Wandhornschäden der Zehenwandresektion sind herausgewachsen

Rechter Vorderhuf im Februar 2012

Die hohlen Wände sind beseitigt

Hufrehe

Viele weitere Informationen zum Thema finden Sie in unserer Rubrik Hufrehe