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Pituitary Pars Intermedia Dysfunction (PPID): Aktuelles zur Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie (Stephan Recknagel)

In den letzten beiden Jahrzehnten entwickelte sich die Equine Pituitary Pars Intermedia Dysfunction (PPID) von einer selten diagnostizierten Endokrinopathie hin zu einer Erkrankung mit welcher man in der Praxis fast täglich konfrontiert ist. Dies ist teils dem Umstand geschuldet, dass Pferdehalter besser über das Krankheitsbild aufgeklärt sind, sicher aber auch schlicht eine Folge der enormen Zunahme des Anteils älterer Pferde an der Gesamtpferdepopulation. Obwohl die PPID auch bei jüngeren Pferden auftreten kann, ist sie doch vornehmlich eine Erkrankung des älteren Pferdes. So ist bei Pferden ≥ 15 Jahre von einer Morbidität von über 20% auszugehen, wobei das Risiko des Auftretens der Erkrankung mit steigendem Lebensalter zunimmt. Pferde in den späten 20igern und 30igern sind folglich sehr wahrscheinlich von einer PPID betroffen.

Hinsichtlich des optimalen Managements der Erkrankung fokussierten die Forschungsbemühungen in den letzten Jahren auf einer frühzeitigen Diagnosestellung und geeigneten pharmakologischen Interventionen. Obwohl noch vieles im Dunkeln liegt, ist das Verstehen der bislang aufgeklärten pathophysiologischen Zusammenhänge die Grundlage dafür.

Physiologie und Pathophysiologie:

Die krankhaften Veränderungen bei Pferden mit PPID sind in der Hirnanhangdrüse (lat.: Hypophyse, engl.: pituitary gland) lokalisiert. In der Hypophyse werden Hormone gebildet und/oder gespeichert, welche recht unterschiedliche Körperfunktionen steuern. Ihrer jeweiligen Funktion und zellulären Zusammensetzung entsprechend lassen sich vier Hypophysenlappen definieren: Pars distalis, Pars intermedia (PI), Pars tuberalis und Pars nervosa (Neurohypophyse). Die Pars intermedia ist ein schmales, ausschließlich aus melanotropen Zellen bestehendes Band, welches sich zwischen der Pars distalis und Pars nervosa befindet. Diese melanotropen Zellen synthetisieren Pro-opiomelanocortin (POMC). Ein Polypetid, welches in weit höherer Quantität auch von den corticotropen Zellen der Pars distalis gebildet wird. Das Prohormon POMC wird durch spezifische Enzyme (PC1 und PC2) über Adrenocorticotropes Hormon (ACTH, Corticotropin) und β-Lipotropin (β-LPH) in α-(Melanozyten stimulierendes Hormon) MSH, β-Endorphin, und Corticotropin-like intermediate lobe peptide (CLIP) gespalten (Abb. 1).