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Hufrehe im Winter

von Dr. Konstanze Rasch

Der Winter stellt nicht unbedingt die typische Hoch-Zeit für eine Hufrehe dar, dennoch bleibt das Thema auch in der kalten Jahreszeit brandaktuell.

Zum einen gibt es selbst im Winter immer wieder Pferde, die aufgrund bestimmter Umstände (Medikamentengabe, Kolik, Transportstress, Belastungsrehe etc.) einen Hufreheschub erleiden. Zum anderen sollte die kalte Jahreszeit dringend genutzt werden, einen wirksamen Schutz vor Hufrehe für die kommenden Sommermonate aufzubauen. Geschützt werden müssen vor allem Pferde, die in dieser Richtung bereits eine gewisse Vorbelastung besitzen. Eine solche Vorbelastung besteht in der Regel für alle Pferde, die bereits einmal einen Reheschub erlitten haben. Aber auch alle diejenigen Pferde, die in der vergangenen Weidesaison zu viele überflüssige Pfunde angesammelt haben, sind gefährdet.

Sichtbare Fettdepots an Hals, Schulter und Kruppe müssen im Winter zum Abschmelzen gebracht werden, da sie aktiv in den Stoffwechsel dieser Pferde eingreifen und diesen beeinträchtigen. Nehmen Pferde in der Weidesaison zu und tragen sie ihre übermäßigen Pfunde über den Winter in den nächsten Sommer, so ist der Weg eröffnet zur Ausbildung des Equinen Metabolischen Syndroms (EMS). Die sich aus dem Übergewicht entwickelnde Insulinresistenz führt neben anderen gesundheitlichen Problemen zu einer hohen Gefährdung hinsichtlich der Ausbildung einer Hufrehe. Schon ein kleiner Anlass genügt und das insulinresistente, übergewichtige Pferd erleidet einen Reheschub. Da die Sommersaison ausreichend solche Anlässe bietet - Anweidephase, fruktanreiche Wetterlagen, feuchtwarme Phasen mit besonders üppigem Graswachstum, Turnierstress - kommt es in dieser Zeit dann auch besonders häufig zum Ausbruch der Hufrehe bei den bereits vorbelasteten Pferden.

Studien an Wildpferden aus deutschen Semireservaten zeigen, dass die regelmäßige Gewichtsreduktion im Winterhalbjahr, eine wichtige Schutzmaßnahme vor Hufrehe darstellt. Unter natürlichen Bedingungen stellt eine starke Gewichtszunahme in Zeiten üppigen Futterangebotes und ein ebenso starker Gewichtsverlust in Zeiten knapper Futterquellen die Normalität dar und trägt zur Gesunderhaltung des Stoffwechsels beim Pferd bei. Milde Winter und Zufütterung durch den Menschen führen dagegen auch bei Wildpferden im nachfolgenden Sommerhalbjahr recht regelmäßig zu Hufreheerkrankungen. Gut genährte Hauspferde müssen deshalb im Winter durch restriktive Fütterung und durch ein erhöhtes Bewegungspensum abgespeckt werden. Restriktive Fütterung bedeutet dabei eine raufutterbasierte Fütterung unterhalb des jeweiligen Erhaltungsbedarfs. Kraftfutter, Müsli und Co sind dabei tabu.

Eine besondere Rehegefährdung entsteht aber nicht nur aus anhaltendem Übergewicht und einem in der Folge gestörten Insulinstoffwechsel. Eine häufige andere Ursache für die erhöhte individuelle Rehegefahr ist die übermäßige Belastung des Hufbeinträgers durch die konkrete Hufsituation. Gefährdet sind hier besonders Hufe, die zu langen Zehen und untergeschobenen Trachten neigen. Auch Hufe, die eine Verbiegung in der Zehenwand aufweisen, tragen ein besonderes Risiko. Zahlreiche Rillen im Huf (so genannte Futterrillen), Blutergüsse in Hornwand oder Sohle sowie eine aufgerissene Blättchenschicht zwischen Sohle und Tragrand sind eindeutige Alarmsignale und in Hinsicht auf eine Rehegefährdung sehr ernst zu nehmen.

In vielen Fällen: Turnierpause, schneereiche Gegend, insgesamt eingeschränkte Nutzung des Pferdes, quasi ausschließliche Nutzung in weichen Hallenböden - eignet sich gerade das Winterhalbjahr besonders dafür, die Hufsituation zu sanieren. Beschläge können abgenommen und die Hufe durch eine kluge und regelmäßige Bearbeitung saniert werden.

Nutzen Sie die Winterzeit um die beiden genannten Gefährdungspotentiale Übergewicht und Risikohufe zu beseitigen und bauen Sie so für Ihr Pferd einen aktiven Schutz für die nächste Hufrehesaison auf.

Dieser Artikel erschien in PFERDE in Sachsen & Thüringen - 01 | 11

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